Jahresbericht der Staatsoberrealschule zu Innsbruck ; 1899/1900
, desespérer (eigentlich „verzweifeln“). Der Rätoromane griff da zu den einfachen und klaren deutschen Ansdrücken 1. se stelliar (sich stellen), 2. scheniar-schonen, Z. z ac- chiar (zacchigiar)-verzagen. Ebenso verhält es sich mit dem Ausdruck „schlei chen“ : ital, camminar plan piano, an dar pian piano, andar strascinando, andar (awicinarsi) quatto quatto ; franz. glisser, (heisst in erster Bedeutung „ansgleiten 8 , „gleiten“, „entgleiten“) s’approcher lentement, marcher furtive ment, arriver a pas
de loup. Auch hier griff der Rätoromane zum deut schen schleichen-schlehiar, welches den Begriff präeiser und kürzer aus drückte. Zu dem deutschen lubir (erlauben) griff man offenbar aus dem Grund, weil das lateinische permittere (it. permettere, fr, permettre) zu leicht verwechselt werden konnte mit dem aus promittere entstandenen rätorom. empermetter-versprechen. — Die Kunst des Zwirnens (zuernar, zuiem) haben die Rätoromanen, wie manches Andere, offenbar von den Deutschen gelernt
. Einige dem Deutschen entnommene Ausdrücke, betreffend Wohnräume, Wohnungseinrichtungen etc. verdanken ihre Entstehung wohl solchen Ver besserungen der WolmungsVerhältnisse, welche die Rätoromanen von den Deutschen lernten. Hieher gehören : stiva, stehli, curnä (Gemach und Ab ort; für Gemach ist der Ausdruck combra geläufiger), bargia, laupia, giebel, barcün; trueea, beun (baun) harabèt, uhàm, bissaca, tepèt, teigiatepet, batlini etc. Auch püfen, das franz, buffet ist, wie der Accent andeutet, durch deutsche
Vermittlung zu den Rätoromanen gekommen 1 ). Auf Neuerungen oder Verbesserungen in der Land- und Milchwirt schaft, die den Deutschen nachgeahmt wurden, deuten die Ausdrücke fliua, umblaz, hardeigl, gaveigl, schloisa, bläh, mises, signun a ), groma, stiec pienn, tsehagrun, meltra, galeida etc. Selbst pur (Bauer) ist dem Deutschen entnommen. Einen besonderen Einfluss scheinen die Deutschen auf die Behand lung des Flachses und Banfes, sowie auf Spinnerei und Weberei ausge übt zu haben, das bezeugen