d. I. einen bemerkenswerten Artikel, in welchem in historisch getreuer Weife die Stellungnahme des Hauses Wittelsbach zur Gründung des neuen Deutschen Reiches nach den Plänen Bismarcks behandelt wird. Der Verfasser betont eingangs seiner Ausführungen, daß die Anschauung, dem König Ludwig II. von Bayern gebühre ein be- sonderes Verdienst um die .Errichtung des Deutschen Reiches gewiß lange Zeit berechtigt war. 'Seitdem aber der berufenste Kenner der neueren -bayerischen Geschichte, Geheimrat Döberl, in seinem 1925
erschienenen Werke: „Bayern und die Bis- marckische Reichsgründung" Akten aus den bayerischen Geheim- archiven, aus dem Auswärtigen «Amt, dem Reichsamt des In nern in Berlin sowie aus württembergischen und badischen Staatspapieren veröffentlicht hat, ist diese Darstellung nicht mehr aufrecht zu erhalten, sie ist, um mit Döberl zu sprechen, „zur Legende geworden". Nachdem Döberl dargelegt -hat, wie die öffentliche Meinung in Bagern die Minister zwang, bei Ludwig II. die Kaiserfrage an- zuregen, schreibt
Bray Ministerpräsident. D. V.) beschwor mich mit Prankh und Lutz, so bald wie möglich jenem (!) König die deutsche Kaiserkrone anzubieten, da sonst die anderen Fürsten oder gar der Reichstag es tun würden. Könnte Bayern allein, frei vom Bunde stehen, dann wäre es .gleichgültig, da dies aber geradezu eine politische Unmöglichkeit wäre, da Volk und Armee sich dagegen stemmen würden, und die Krone mithin allen Halt im Lande verlöre, so ist es, so schauderhaft und so entsetzlich es immerhin bleibt
, ein Akt von politischer Klugheit, ja von Notwendigkeit im Interesse der Krone und des Landes, wenn der König von Bayern jenes Anerbieten stellt; da nachdem Bayern doch einmal aus politischen Gründen in den Bund muß, hinterher der doch nicht mehr ferne zu haltende Kaiser von mir bon gve mal gre .anerkannt werden muß. — Da die -Sachen leider so stehen, Widerstand vergeblich «wäre, so gebietet es das Interesse, wenn die übrigen Fürsten oder gar das Volk von mir überflügelt werden. Jammervoll