denn, 's ist lange her, seit ich zu Hause war,' redete er sie gutgelaunt an. „Allezeit gesund gewesen, he?' «Danke ergebenst, Herr Baron, ich bin zufrieden/' antwortete Lotte, vor Freude erröthend über die wohlwollende Anrede. »Wie steht es denn heute Abend mit dem Bcsnch hier? Wissen Sie, wer im Schloß erwartet wird?' „Gewiß, Herr Baron. Außer den Komtessen Galten haben die Frau Baronin Einladungen ergehen lassen an mchrere Herren Offiziere, Baron Zenken, Graf Plenhoff, von HoltuS und Baron Jhlen
.-' „Sonst Memand, Lotte?' «Nicht, daß ich wüßte,' erwiderte sie etwas erstaunt. „Doch! Lotte, es muß uoch Jemand da sein, ich begegnete eben einer jungen Dame auf dem Korridor.' „Ach, entschuldigen der Herr Baron! Das war keine Dame,' rief Lotte, sich besinnend. „Das war die Christine.' „Die Christine?' fragte Horst aufhorchend. „Gehört das Mädchen zum Schloßpersonal?' „Nein, o nein,' wehrte die Alte ab. „Das ist nur meines Bruders Enkelkind. Der alte gnädige Herr läßt sich öfters Bücher aus des Bruders
Bibliothek nach Schloß Hochfeld bringen, und wenn Niemand Zeit hat zu gehen, übernimmt es die Christine.' .Soooo' — machte Horst gedehnt und pfiff leise vor sich hin. „Wo ist sie denn jetzt?' „Aus meinem Zimmer, Herr Baron. Ich wollte ihr eine Kleinigkeit für meinen Bruder mitgeben; es ist ja Weihnachten!' „Das ist recht, Lotte! Ja, ja. Andere zu beschenken ist die größte Weihnachtsfreude. Nun danke ich Ihnen aber, Lotte, Sie können gehen, ich will mich zur Gesellschaft umkleiden und etwas essen.' Bald
Gruppe, um dem Ein tretenden entgegenzugehen, der sichtlich überrascht war, !o unerwartet den Sohn vor sich zu sehen. Baron Tolsting mochte etwa V0 Jahre zählen, trotzdem zeigte sein Häupthaar noch keine , weißen Fäden. Dicht und glätt, von schwarzer Farbe, fiel es nach damaliger Mode in die Stirn, die Augen blickten offen und warm, und über daS ganze Gesicht war ein Zug aufrichtiger Herzeusgüte ausgebreitet. Seine Gestalt war groß uud hager. Der Baron wandte sich den Gästen
, habe ich das Portrait ziemlich gut getroffen. Die Fassung fertigte Juwelier Hermsdorf nach mein« Beschreibung.' Mit Rührung küßte die Baronin ihren Sohn; das Bildchen erregte bei sämmtlichen Anwesenden Be wunderung, als es von Hand zu Hand ging. Der alte Baron trat unterdeß an die Tafel der Leute, für jeden ein Geldgeschenk den schon er haltenen Gaben beifügend. Lotten überreichte er statt dessen ein versiegeltes Schriftstück. Ganz verlegen erfaßte sie es, da sie nicht begriff, was für eine Bewandtniß