2. Beilage zu Nr. 159 der „Bozner Nachrichten' vom 14. Juli 1907. Semwrtta Dolores. f 1 Noman von H. von Schreibershofen. (9. Fortsetzung.) Die ersten Nummern des Programms Waren indes minderwertig und entsprachen ihren Anschauungen so wenig, daß sie Alfred voNvurfsvolle Blicke zuwarf, gegen welche er ! sich hinter Alwine versteckte, die lächelnd seiner geflüsterten Verteidigung lauschte. Zu Frau von Waldeggs Erstaunen entfernte sich niemand, es zeigte sich sogar ein unverkennbares allgemeines
Interesse unter den Anwesenden. Kopfschüttelnd fügte sie sich in das Unbehagen. Wie hatte sich die Welt seit den Tagen ihrer Jugend verändert! Auch Alwine 5van unbefriedigt und fand durchaus nichts Ueberraschendes in dem Gebotenen. ,,Jch habe mir die Sache eigentlich ^besser gedacht,' sagte sie mit leichter Verlegenheit zu Alfred. > V „Das will auch nichts heißen bis jetzt, aber gleich wird eine Tänzerin auftreten, und ich bin sehr begierig, Dein Urteil über sie zu hören . . . Jetzt kommt sie!' Alfred
die Logenbrüstung umspannt, sein Blick lag noch auf der Bühne, als sähe er die Tänzerin noch. „Das war sehr eigentümlich, sehr merkwürdig!' sagte Frau von Waldegg und sah erstaunt umher. Alfred drehte sich um. „Nun, was sagst Du?' fragte er Alwine, die unbeweglich vor sich hinblickte. „Sehr eigentümlich,' wiederholte sie geistesabwesend. „Tanzt sie noch einmal?' Und da Alfred verneinte, er klärte sie: „Dann könnten wir Wohl gehen, Mama?' Schweigsam verlief die Heimfahrt. Erst als sie zusam men am Teetisch saßen
, in dem Hotel Garni, wo sich Wald eggs für die Zeit ihres Aufenthaltes in der Stadt nieder gelassen hatten, fragte Alfred: „Hast Du sie erkannt, Al wine?' - Alwine war seither still und in sich gekehrt gewesen, bei Alfreds Frage zog sich ihre Stirn zusammen und ihre Nasen flügel bebten, als sie erwiderte: „So war es keine Einbil dung? ! - Ich - hielt es anfangs für unmöglich . . Sie sah ihn mit ernst forschenden Blicken an. „Du wußtest es schon lange?' „Seit gestern abend. Ich war mit Bekannten
ihre Tasse hastig nieder. „Was sagst Du da? Das wäre ja schrecklich! Wenn sie nichts Besseres aus unserem Hause angenommen, wenn der Erfolg unserer Erziehung das sein sollte . . . Aber nein, ich Vnde gar keine AMlWeit; es W elzzer Los Mnen Mz? tastischen Einfällen, Alwine, die so oft bei Dir spuken. Mcht wahr, Alfred?' Doch fest antwortete er: „Es ist kein Aveifel nwglich; ich war auch überzeugt, Alwine werde sie erkennen.' „O, das ist aber schrecklich unangenehm!' Frau von Waldegg fühlte