nicht nur bei der demütig betenden Maria, sondern auch bei Gott Vater und Sohn, ja auch bei dem sonst so prächtig gelungenen Erzengel Michael, geben den Köpfen einen energielosen, schläfrigen Ausdruck, den der Bildschnitzer gewiss nicht beabsichtigte. Das Verständnis für den Or ganismus des Körpers ist, wie wir besonders bei dem Erasmus sehen, noch sehr gering, was namentlich auffällt, wenn der Künstler, wie bei Michael, zu lebhafterer Aktion übergeht. Überraschend erscheint gerade bei diesen Schnitzereien zunächst
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, die offenbar nicht zu dein Altar gehörten. Über der Sakristeithür sehen wir eine kleine bemalte Relieffigur der Maria Magdalena von etwa 1530, im Chor auf einer Konsole eine ganz gute, leider übertünchte, halblebensgrosse Maria mit dem Kinde vom Ende des 15, Jahrhunderts. Ganz interessant ist auf dem rechten Seitenaltar die sitzende Maria mit dem Kind auf ihrem linken Schoss (Abb. 69}, unter deren Füssen wir das Gesicht des Mondes sehen. Die dreiviertel lebensgrosse
Holzfigur aus der Mitte etwa des 15, Jahrhunderts ist eine tüchtige Arbeit, mehrfach, wie z. B. in der Haarbehandlung, noch sehr befangen, einfach, ohne viel Details in den Falten, schlicht anmutig im Kopfe der Maria, über raschend gut und naturwahr in dem frischen, runden Kindchen, das in der Linken eine Traube hält, mit der Rechten segnet und seine dicken Beinchen gar lustig übereinander geschlagen hat.