Der Brenner, 15 Man kann selir leicht hieraus die grosse Ueberein Stimmung der Brennergegend mit dem Süden entnehmen, während sich ein namhafter Unterschied gegenüber Innsbruck geltend macht. Hier fallen in der- ersten Hälfte des Jahres 2 / B , am Brenner nur i j i aller Niederschläge. Für den Alpenwanderer aber ist hieraus in verstärktem Maasse die Lehre zu entnehmen, welche bereits ans Hann's Dar legungen erhellt, dass man im Frühling südlich, im Herbst nördlich vom Centralalpenkamm
auf das beste Wetter rechnen kann, und dass für die innersten Theile des Gebirges der Winter die beste, am wenigsten durch Niederschläge gestörte Jahreszeit darstellt. In der That pflegt dann auch der Himmel am hellsten und reinsten zu sein. Wolken decken durchschnittlich dann nur i j_ i des Horizonts am Brenner, ein südlicher Himmel wölbt sich Winters über den Centraialpen, und die Brennergegend, namentlich aber Gossensass, dürfte um diese Zeit mindestens dieselben Dienste leisten, wie Davos in der Schweiz
. 26 ) Es ist ganz erstaunlich, wie wenig Nieder schläge während des Winters hier fallen. Der December 1884 lieferte allerdings am Brenner wie auch weiter südlich eine ver- haltnissmässig stattliche Summe, es fielen 43 mm, aber der vorher gehende November hatte nur 3 mm gebracht, der Januar und Februar 1882 nur 7 und 9 mm. Aber im Allgemeinen ist auch die Regenhöhe des Passes keine beträchtliche, wie nach seiner Höhe erwartet werden sollte. Dieselbe dürfte den Betrag von 1100 mm kaum überschreiten
als im Winter, oft schneit es im Sillthal, während im oberen Eisackthal klarer Himmel herrscht. Hier ist das Frühjahr, dort der Herbst die schönere Jahreszeit, allein alle diese Verhältnisse werden weniger empfunden, als die Gleichheit der Temperaturen zu beiden Seiten des Passes. Es gilt der Brenner bei der Bevölkerung überhaupt nicht als Grenzpunkt, er liegt mitten im »Wippthal«, das sich von Norden aus über den Kamm der Centraialpen erstreckt, um erst im Sterzinger Becken zu enden. Ein ähnlicher Fall
wieder holt sich im Pusterthal, welches auch über eine Wasserscheide greift, kehrt aber sonst fast nirgends wieder. Der Name Wippthal aber wird mit einiger Wahrscheinlichkeit von der rhätischen Stadt Vipitenum hergeleitet, dem heutigen St-erzing. Von Alters her erscheint das obere Eisackthal über den Brenner mit 1 dem Sillgebiet verknüpft, es gibt beiden den Namen. Auch in ethnographischer Beziehung spielt der Brenner keine trennende Rolle, und ebenso wie er heute