(Nachdruck verboten) Herzrot «n- Himmelblau Novelle von Ernst kreische Er war kein Flausenmacher, auch kein Abenteurer, der schnell entflammte und noch rascher bereute; nein, so einer war Thomas Lu kas nicht. Er blieb eher noch der ewige Sucher nach einem Menschen, der durchaus mit ihm dachte, nach einem Weggenossen, wie er ihn nun einmal brauchte, weil Janne nicht immer mitging, einfach durchbrach, wenn es für sie fo fein mußte. „Warum sagen Sie nichts, Susann?" fragte er in ihre Gedanken
. „Weil es so schwerfällt —", gab sie zurück. „Weil Sie nicht ja sagen können und nicht nein sagen wollen —", stellte er fest. „Aber das hätte ich mir wohl alles denken sollen —" Er stand auf. Sie fühlte: wenn er jetzt ging, zerbrach wie der etwas in ihm, oder er tat einfach eine Un- finnigkeit, etwas, das gewiß zu bereuen blieb. Warum war sie nicht selbst gegangen, vor zwei Tagen, oder gestern noch — „Thomas —", sagte sie, indem sie sich erhob und neben ihn trat. „Nicht fo, Thomas —" Er fuhr herum. „Wie dann?" Sie sah
nur die dunklen Umrisse seiner Ge stalt, das Blut klopfte ihr in den Adern. Wenn es jetzt geschah, dann war alles vorüber, Johan nes, und selbst Thomas, ja, auch Thomas, und gerade er — „Wir wollen doch Kameraden fein —", sagte sie leise. „Bergkameraden, Thomas —" Er stand ganz still, nur sein Atem ging hör bar schwer. „Thomas —", bat sie, „denk doch daran. Und daß die Berge heilig sind —" Er sagte noch immer nichts. Aber er berührte sie auch nicht. Nur sein mächtiger Körper türmte sich gleich
sie nicht auch daran gedacht, daß einmal, und wann immer es auch sei, noch ein anderer Mensch hier neben ihr sitzen würde, ein Mann, den sie liebte und dem sie alles bedeu tete, dessen Leben gleichsam das ihre war. Und dann war Johannes gekommen, dem die Berge nichts waren, und jetzt Thomas, der allen Trost allein bei ihnen suchte; welch eine wunderliche Welt! Ein schwacher Lichtschein fleckte im kleinen Geviert auf dem Gestein: bei Thomas droben brannte die Kerze. Er konnte wohl nicht zur Ruhe kommen, vielleicht
erlosch. Thomas — dachte sie. Er würde heute so wenig ruhen können wie sie. Vielleicht ging er morgen mit ihr hin unter, das wäre das beste. Wieder unter Men schen sein, da ließ sich alles leichter überwinden. Die Einsamkeit mochte alles nur schwerer machen. Sie erhob sich, weil sie fröstelte. In der Stube brannte sie nicht mehr die Lampe an, sie ent kleidete sich im Dunkeln. Als sie schon lag, kam ihr der Gedanke: die Tür. Aber sie sperrte auch heute nicht ab. Thomas kam nicht, nein, Tho mas kam