, die sie in ihrer Hand hielt, den Draußenstehenden von oben bis unten gemustert, fügte sie hinzu: „Aber zu sprechen ist der Herr Pastor nicht.' „Der Herr Pastor wird mich schon empfangen,' sagte der Wan derer mit ironischem Ton. „Melden Sie ihm nnr meinen Namen — Richard Steger.' Sie ging und kehrte im nächsten Augenblick zurück. „Wollen Sie eintreten,' sagte sie zu ihm und leuchtete mit der Lampe voran. Aus dem Flur kam ihm der Bruder im langen Schlafrock entgegen. „Gustav!' „Richard!' Der Pastor ergriss den Bruder
bei der Haud und sah ihm einige Sekunden prüfend in das Gesicht. „Ich freue mich, daß Du da bist; möge der Herr Deinen Eingang segnen,' sagte er. Richard trat in das Studierzimmer seines Bruders und stellte Nch an den Ofen, während Gustav draußen einige Befehle gab. Dann trat auch er ein und stellte sich vor den Ankömmling. „Ja, ich bin da, Brnder,' brach Richard das peinliche Schwei gen; in keinem guten Auszug . . „Sonst wärest Du auch noch nicht gekommen, nicht wahr?' fragte der Pfarrer. „In der That
, ich bewundere Deinen Scharfsinn, Bruder,' ant wortete der Wanderer ironisch. „Dein Hochmut lebt noch immer!' sagte Gustav unwillig. „O nicht doch! Daß ich hier bin, beweist das Gegenteil. Ach, ich . . . ich bin da . . . ein gebrochener Mann! Wie reich, wie stolz war ich einst! Und jetzt ist alles vorbei!' Richard ließ sich auf einen Stuhl sinken und starrte düster vor sich hin. „Ist Dein Sinn gebrochen, so wird es besser mit Dir werden; der Herr führt seine Schafe dnrch das Unglück zu seiner Herde
.' „Seine Schase!' lachte Richard bitter auf. — Dann erhob er sich stolz nnd sagte: „Bruder, ich habe nichts zu bereuen! Ich wüßte nicht, daß ich schlechter gewesen wäre als andere, die ganz allein sich und ihrem Vorteil lebten. Und was das Unglück betrifft, so beweist das nicht, daß ich schlechter war als > andere, sondern nur, daß ich dümmer war, weil ich mich auf meinen Vorteil nicht verstand!' „Das ist der Hochmut, der aus Dir spricht, Richard!' entgeg- uete der Geistliche. „Du hast es hundertmal
! Banne den Hochmnt, der Dich in die Irre führte und Dich anch jetzt noch hindern will, auf den rechten Weg, den Weg des Gehorsams und der Selbsteutänße- rung zurückzukehren. Vor dem Spender aller Gabe gilt kein Stolz!' „O, ich könnte auch anders reden,' bemerkte Richard sarkastisch, „und dann spräche allerdings nicht mehr der Stolz, sondern der Hunger aus mir!' „Du sollst satt werden, Du sollst alles haben, aber Du sollst ein brauchbarer Mensch werden! Beuge Deinen Stolz! Verstehe den Äink