Zum 30.Todesfag G. Hauptmanns Schlesien bleibt in Sprache seines großen Dichters erhalten / Klassiker u. Kosmopolit Es geschah am 13. Februar 1945, das Inferno von Dresden. Das Drama' hatte an der Schwelte des Todes den größten deutschen Dramatiker seiner Zeit, Gerhart Hauptmann, eingeholt . Grauenhafter als in der Phanta~ sie vorstellbar legten Bomben sein „Blb-Floren 2 “ — Dresden — in Schutt und Asche. An einen Baum ge lehnt, vor dem Sanatorium in Obcr-Loschicitz, sah er in das Flammenmeer
dieser ostdeutschen Provinz besiegelt. Warum war Gerhart Hauptmann, der Berühmte, der Humane, nicht emigriert, als Hitler die .Macht übernahm? Wes halb schaute er zu, als ein unsinniger Krieg vom Zaun gebrochen wurde, er, der Deutschlands führenden Männern der Weimarer Republik, wie Ebert und Rathenau, nuhegestanden? Die Emigran ten klagten ihn bitter an, am schlimm sten sein einstmaliger Freund und Kriti ker, Alfred Kerr, der schrieb: „Sein Andenken soll verscharrt sein unter Disteln, sein Bild begraben in Staub
.“ Dazu äußerte sich Hauptmann gegen über seinem Monographen Kurt Lothar Tank: „Kerr hat Deutschland geliebt, das weiß ich genau; er liebt cs noch heute. Auch ich liebe Deutschland. Alfred Kcrr mußte seine Heimat ver lassen. Ich konnte cs nicht tun. aber ich weiß, was ein solcher Schritt bc. dcutctf-lch kann seinen Schmerz, seinen Haß verstehen.“ Und zu Felix A. Voigt hatte Hnuptmnnn gesagt: „Ich gehe nicht ins Ausland, da ich ein alter Mann bin und. an meine Heimat ge bunden, nur hier schaffen kann." So ganz
traf das nicht zu. Hauptmann pflegte sich an verschiedenen Wohn sitzen zu verschiedenen Jahreszeiten auf* zuhaltcn, nicht nur auf seinem „Wie senstein“ im Riesengebirge, sondern auch in Haus Sccdorn auf der Insel Hiddensee und in Rapallo, Italien. Selbst in der Schweiz, die ihn, wie Thomas Mann' und andere, mit offenen Armen empfangen hätte, hielt er sich öfter längere Zeit auf. Und jetzt, am Ende seines Lebens, 1945, hätte er sich mit seiner Frau Margarete und dem Pfleger ebensogut wie sein Sohn
Ben venuto nach d&m .Westen,durchschlagen können, statt in die Heimat zurückzu- kehren. Wiederum tat er cs nicht. Ger hart Pohl, der Chronist seines letzten Jahres, fragte, „ob ihm in diesem Augen blick bewußt war, daß er mit dem Be schluß, sein eigenes Schicksal mit dem Schlesiens zu verknüpfen, einen ge schichtlichen Auftrag übernahm?“ („Bin ich noch in meinem Haus“ von Gerhart Pohl, Lettner-Verlag, Berlin 1953). Das dürfte , Hauptmann kaum bewußt gewe sen sein, .doch etwas undcrcs spürte