Sstte 2 „Tiroler Volksblatt' 10. August 1898 Reichsvolksschulgesetze im consessionellen Sinne umzu gestalten; allein vielleicht noch wichtiger ist es, gegen wärtig bis zur Erreichung dieses Zieles möglichste Vor sorge zu treffen, dass die Lehrer, welchen Kirche und Familie das Theuerste, die Kinder, anzuvertrauen haben, von echt patriotischem, katholischem Geiste erfüllt seien. Denn was nützt das beste Gesetz, wenn der Geist des Lehrers nicht der rechte ist, und was schadet ein man gelhaftes
Gesetz, wenn der Lehrer vom wahren Geiste durchdrungen in der Schule wirkt? Nicht daS Gesetz, sondern der Lehrer drückt der Schule den Stempel seines Geistes auf. Beides zwar müssen die Katholiken erstreben, ein konfessionelles Gesetz und kathol. Lehrer; das Wichtigere, das augenblicklich Nothwendigere aber ist das Letztere. Das ist auch der Grund, warum das Volk von Vor arlberg vor zehn Jahren unter schweren Opfern ein katholisches Lehrerseminar ins Leben gerufen hat. Diese Anstalt, die erste
aus den ärmeren Bevölkerungsclassen, aus welchen die Lehramtscandidaten in der Regel her vorgehen, ist die Summe immerhin fast unerschwinglich. Solche müssen auf Stipendien Anspruch machen. In der That kommt es sehr oft vor, dass Gesuche um Aufnahme aus Tirol einlausen, worin der Eintritt in die Anstalt vom Bezüge eines Stipendiums abhängig gemacht wird, was natürlich in den allerwenigsten Fällen geschehen kann. So kommt es denn, dass der Ange meldete ausbleibt, seinen Gedanken, Lehrer zu werden, ausgibt
, oder sich an eine staatliche Anstalt wendet, wo er wohlfeiler durchzukommen hofft. Somit ist die katholische Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch für Tirol beinahe soviel, als bestände sie nicht, und dennoch wurde sie gegründet hauptsächlich für Vorarlberg u n d Tirol. Es ist allerdings wahr, dass Tirol seine staatlichen Lehr rbildungsanstalten hat, und dass aus denselben schon vortreffliche Lehrer hervorgegangen sind, allein das lässt sich denn doch nicht leugnen, dass die Gefahren, welche heutzutage einem unverdorbenen
jungen Menschen — von allem anderen abgesehen — in den Städten drohen, wirklich keine kleinen sind. Sicher und besser sind die Lehramtszöglinge in einem von einem geistlichen Orden geleiteten Internate aufgehoben, als in den Privatquartieren einer Stadt. Zudem ist das Lehrer- Seminar nicht allein Unterrichts-, sondern auch Er ziehungsanstalt, und Erziehung ist's vor allem, was unserer Jugend noth thut, namentlich religiöse Erziehung. Soll demnach das katholische Lehrerseminar sür Tirol jene Früchte