Land und Leute.- (Deutsche Sprachinseln in Südtirol und Oberitalien ; 1)
22 Der Besuch der deutschen Schule beläuft sich auf über 100 Kinder, Die Fortschritte sind derartig gute, dass wöchentlich zwei italienische Stun den eingeschoben sind, um die zum weiteren Verkehr notwendige Sprache zu lehren. Der oben erwähnten neun Italiener wegen ist der Kurat Herr Matthias Thaler, aus Ulten gebürtig, genötigt, abwechselnd deutsch und ita lienisch zu predigen. Allerdings kommen zu diesem italienischen Gottes dienste auch viele Bewohner der Umgebung, selbst aus dem Paneit
- thale. Um das Lehrerseminar in Innsbruck besuchen zu können, erlernte er auf der „Hochschule“ von Lusern die deutsche Sprache und versieht jetzt den Schuldienst in Palai. Da ich im Sommer 1898 beide Herren, den Ku rat und auch den Lehrer nicht antraf, so musste ich mich allein durchhelfen und suchte durch Fragen manches zu ermitteln. Dies war auch nicht zu schwer, da gerade in Palai die Einwohner das beste Deutsch des Fersen thaies sprechen, während in Florutz und weiter abwärts die Sprache schon
viele italienische Elemente aufgenommen hat. Ich konnte mich mit den Frauen und Männern ganz gut verständigen und erhielt überall ein freund liches „Griiss Gott“ als Gegengruss. In Palai befinden sich sogar zwei Wirtshäuser, die in ziemlicher Blüte stehen sollen, da an Sonn- und Feier tagen Alt und Jung, Gross und Klein von weither daselbst zusammenkommt, um sich bei Tanz und Spiel zu erfreuen. Die Leute waren auch hier wie überall im Fersenthaie ausserordentlich erfreut, einen Deutschen
„von draussen“ hei sich zu sehen, war ich doch in diesem Jahre (1898) der erste Fremde und Deutsche im Thaïe. Anfangs waren Männer wie Frauen ziemlich verschlossen und zurückhaltend, aber ein freund liches Wort und eine „Virginia“ lösten bald die Zungen. Obwohl ich oft das meiste zur Unterhaltung beitragen musste, so erfuhr ich doch manches durch Fragen und Gegenfragen. Wer sich nicht die Mühe geben will, sich mit der Mundart des Völk chens näher vertraut zu machen, kommt mit der hochdeutschen
Schriftsprache sehr gut aus, da die Kinder in der Schule und die Erwachsenen auf ihrem Hausierhandel sehr viel Gelegenheit haben, die deutsche Schriftsprache zu erlernen. Unterhaltender ist ein Gespräch in der Mundart der Fersenthaler wohl stets. \ Die Bewohner von Palai tragen folgende Kamen: Batisti, Knappen, Lenzi, Taseiner, Toller (Thaler), Stefani u. s. w. Auch hier sind die Familien-