zu machen, dessen Ver fassung und Wirtschaft jenen Geist atmet, wie ihn ein Volk braucht, um sich kulturell und wirtschaftlich in die Höhe zu bringen? Manches ist schon geschehen, vieles, ach nur allzu- vieles läßt leider Gott noch zu wünschen übrig. Es ist, als ob die Regierung Angst hätte vor dem Zugreisen, als ob sie nicht den Mut hätte, den alten Geist der liberalen Freiheit und der Korruption aus dem neuen Oesterreich abzuschafsen. Durch die lange Reihe der bisherigen Notverordnungen, die die Wirtschaft betref
Gegenwartswirtschaft auf Lug und Trug, aus völlig unchristlicher Grundlage basiert, wir haben ein Heer von Arbeitslosen und eine gänzlich verarmte Volksmasse als greifbare Zeichen einer falschen Wirtschaftsordnung. Das sollte genügen, um allen jenen, die heute das Staatsruder führen, den Geschmack am heutigen Wirtschaftssystem gründlich zu verleiden und andererseits den Mut geben, mit diesem System restlos zu brechen. Es sollen diese Zeilen nicht dazu dienen, der Regierung Dollfuß das Vertrauen zu künden
, noch die Leser des „Volksruf" dazu verleiten; sie sollen lediglich dazu dienen, die Regierung darauf aufmerksam zu machen, wie gewaltig der Druck auf uns Arbeitern lastet, den jede unsoziale Handlung der Regierung ausübt. Wir sind uns vollkommen klar darüber, daß die Großmacht Kapitalismus nicht auf einmal, noch viel weniger vom kleinen Oesterreich ge brochen werden kann. Auch klar darüber, daß dieser liberale Kapitalismus alle Kräfte mobil macht, um nochmals seinen Raubzug am Volke zu vollführen
und daß unsere Regierung ungeheuren Druck auszu stehen hat, darum verstehen wir es auch, wenn gerade das Sozialministerium unter Hochdruck gestellt wird. Alles das ist uns klar und deshalb ist es für uns gar keine Frage, ob wir zur Regierung Vertrauen haben können oder nicht. Wir müssen! Minister Schuschnigg hat auf dem Parteitag in Salzburg gewissermaßen das Gelöbnis aus „Quadragefimo anno" abgelegt, Kanzler Dollfuß hat uns wieder holt die Versicherung gegeben, daß die neue Staats verfassung aus das kleine
Volk abgestimmt sein werde. Sollen wir noch zweifeln, daß — sagen mir diese Zwei — nicht den ehrlichen Willen haben, ihre Pläne durchzusetzen. An uns, am kleinen Volke liegt es, diesen Männern unbegrenztes Vertrauen entgegenzubringen, auf datz sie durch moralischen Halt gestützt auch ihr Werk vollenden können. Dann, wenn das arbeitende Volk restlos hinter der Regierung steht, können wir erwarten, daß die Stick luft, die zur Zeit noch vom Sozialministerium aus geht, unschädlich gemacht