handelte, die katholisch konservative Partei stündlich zu verdächtigen und beim Volke um daS Vertrauen zu bringen, lautete ein Hauptschlager: „Die Konservativen sind regierungsfreundlich! Sie stehen im Solde der Regierung, sie sind keine Ms-, sondern nur mehr eine Regierungspartei!" Bekannt ist, daß sich der Führer der Christlich sozialen, Dr. Lueger, gerühmt hat, wie er dem Papste Leo XIII. den Unterschied zwischen den Christlichsozialen und Konservativen erklärt hat. Auf die Frage des Papstes
nach dem Unterschiede beider Parteien will Dr. Lueger geantwortet haben: „Die Konservativen tun das, was die Regierung will, wir Christlichsozialen aber wollen, daß die Regierung das tut, was das Volk will!" Der Vorwurf der Regierungsfreundlichkeit hat beim Volke gezogen, und jene, welche diesen Vor wurf erhoben, haben gute Geschäfte gemacht. Wir erinnern uns noch lebhaft, wie im Unterinntale erklärt wurde, man hätte sonst gegen Direktor Dr. Tollinger als Abgeordneten nichts einzu wenden, er sei ein kenntnisreicher
, tüchtiger und Missenhafter Mann, aber er sei halt gar so — regierungsfreundlich. Wir erinnern uns auch noch an den Lärm, der in der ganzen christlichen Tiroler Presse geschlagen wurde, als Dr. Tollinger in den Delegationen für die von der Reichs- regierung als notwendig erklärten Haubitzen ge stimmt hatte. Das Gepolter gegen solche Re gierungsfreundlichkeit und solchen Volksverrat kannte keine Grenzen, und der Haubitzen-Tollinger verschwand lange nicht mehr von der Tagesordnung. Seitdem
sich wiederholt geschäftiger, Regierungspläne durch- zusetzen, als die Regierung selber. Dem Dr. Tollinger wurde es als Verbrechen angerechnet, daß er für die Haubitzen gestimmt hatte, dem Herrn Abgeordneten Schraffl aber wurde es als großes Verdienst gebucht, daß er für die Erhöhung der Offiziersgagen nicht nur gestimmt, sondern dieselben beantragt und dieselben mit den schärfsten Mitteln sofort zu erzwingen versucht hatte. — In den Hetzschriften des Bauernbundes wurde den Konservativen vorgehalten
, daß sie für die bosnischen Bahnen gestimmt und dadurch für die Tiroler Bauern die Steuern erhöht hätten. Heute verlangt Herr Abgeordneter Schraffl für alle Grenzbezirke strategische Bahnen, die chriftlichsoziale Reichspartei ruft nach Ausbau des bosnischen Bahnnetzes, nach Ausbau der Kriegsflotte, nach Erhöhung des Rekrutenkontingentes, nach Reform, d. h. Erhöhung der Steuern! Eine so willige und eifrige Regierungspartei hat es in Oesterreich noch gar nie gegeben. Um der Regierung zu dienen und der Re gierung