in Deutschland. Verhandlungen wegen Bildung der Regierung. Berlin, 1. Okt. Heute und morgen halten sämtliche Reichstagsparteien Fraktionssitzungen ab, um zu der ! nahen innerpolitischen Lage Stellung zu nehmen. Es dürfte kein Koalitionsministerium, sondern ein Mehrheits kabinett zustande kommen, wobei nur fraglich ist, ob die Nationalliberalen an demselben teilnehmen oder nicht. Wie die „Vossische Zeitung" meldet, wären sie hiezu bereit, wenn in der Formulierung des politischen Programmes
Regierung entgegenzunehmen. Sie Funker bleiben fest! Das preußische Herrenhaus beschließt das Pluralwahlrecht. Berlin, 1. Okt. In der heutigen Sitzung der 17. Kommission des Herrenhauses wurde nach kurzer Aus sprache unter Ablehnung der Anträge auf Einführung eines Berufs- oder eines Gruppenwahlrcchtes dem glei chen, allgemeinen, direkten Wahlrecht nach der Regierungs- j Vorlage unter Hinzufügung einer Zusatzftimme für ein Alter von 40 Jahren zugestimmt. Die weitere Beratung wurde sodann auf morgen
dieser Parteien selbst. ‘ Gleich nach der Annexion, als die Gefahr eines Krieges aufs höchste gestiegen war, übertrug das gemeinsame Finanzministerium, dem die Verwal tung Bosniens untersteht, die Konzession zur Ab lösung der bosnischen Bauern von ihren Grund herren einer ungarischen Bank, der Agrar- und Kommerzialbank für Bosnien. Diese sogenannte Kmetenablösung wäre vernünftigerweise am besten von der Regierung selbst vorgenommen worden, aber diese hatte einerseits nicht das Zutrauen
ten. Auch die Sozialdemokraten waren gegen die Konzession an die ungarische Bank, wenn auch aus anderen Gründen. Sie verlangten, daß die Ablö sung der „Tretina" (das ist das Drittel, das die Bauern von der Ernte an ihre Grundherren ab treten mußten), überhaupt nicht einer privaten Bank, sondern dem bosnischen Landtag, der raschest geschaffen werden müsse, übertragen werde. Bei der großen Aufregung der Patrioten wurde ein Antrag des Slowenen Schusterschitz, in dem die Regierung aufgefordert wurde
ein Vertrauensvotum für Bienerth an. Da sie aber fürchteten, im Hause nicht in der Mehrheit zu s-ein wie im Ausschuß, beschlossen sie, von einer Berichterstattung an das Haus abzusehen. Da die Regierung trotz des seinerzeitigen ein stimmigen Beschlusses des Abgeordnetenhauses der Konzession an die ungarische Agrarbank die Zu stimmung erteilt hatte, brachte Schusterschitz im Hause einen Dringlichkeitsantrag ein, das Verhal ten der Regierung zu mißbilligen, die von der bos nischen Landesregierung der Bank gewährte