. Da« Ministerium Baden! ist nun anderthalb Jahre in Amt, und jeder fähige Politiker ha» Zeit und Gelegenheit genug gehabt, um zu erkennen, ob diese» Ministerium für seine Zwecke geeignet ist oder nicht. ES hat keinen rechten Sinn, politische Ziele anzustreben, ohne entweder der bestehenden Regierung für sie sicher zu sein, oder um ihretwillen die bestehende Regierung zu beseitigen. Parteien ohne parlamentarische Stellungnahme gleichen Armeen ohne taktische Führung. Sie werden sich vielleicht viel abmühen
, aber kaum etwas erreichen und da« auch nur, wenn sie der blinde Zufall begünstigt. Politische Pro gramme, denen die taktische Schneide fehlt, sind wie ungcschliffene Säbel, mit denen man wohl laut rasseln, aber nicht ties verwun den und sicherlich nicht gewinnen kann. Wer in« Parlament geht, muß wissen, ob er Regierung«. Partei oder Opposition machen will. Parteien, die jenseit« von Regierung und Opposition stehen zu können vermeinen, be rauben sich von vornherein des festen parlamentarischen Stand
punkte«, von dem aus allein eine sichere Wirkung möglich ist. Im Parlament muß einer ^entweder hinter der Regiernng stehen, um sie zu schieben, oder gegenüber der Regierung um sie zurückzudrängen. Ein drittes ist nicht gegeben. Noch in der letzten Wahlkampagne, 1891, haben die Parteien in ihre» Wahlausrusen deutlich erklärt, ob sie für oder gegen die da> malige Regierung und RegierungSwei'e seien. Indessen scheint da» System der Regierung über allen Parteien auch auf die Par. teien
sich fortzupflanzen, gegen deren Macht und Einfluß e« gerichtet war. Wir bekommen jetzt — wenn e« erlaubt ist, den Ausdruck nachzubilden — lauter Parteien unter allen Regierungen. Die Regierung, welche die Macht besitzt, um politische Ideen zur Geltung zu bringen, aber keine Ideen hat, erhält ihr Widerspiel in den Parteien, die politische Ideen haben, aber nicht die Macht erstreben, um sie zur Gel- tuna ,u bringen. Die Regierung ohne politische« Programm und die Parteien ohue^vallsmentarische Stellung bilden
zu sammen ein widerstandsuuiähige« Ganze. In einem Augenblicke, wo schwierige auswärtige Fragen zu lösen sind — und unsere schwierigste auswärtige Frage ist alle zehn Jahre der Aus gleich mit Ungarn — bedeutet ein solcher Zustand eine ernste Gefahr für die Interessen des Staates, besonders wenn diese, wie jetzt, mit denen eines anderen Staate« zufammenstvßen. der stark nach außen ist, weil dessen Regierung das Vertrauen der Parlamentsmehrheit und dessen ParlamentSmehrheit sen Einfluß