privaten Organisationen das Soldaten spielen zu gestatten, die diametral entgegengesetzte politische Anschauungen, ja ganz verschiedene Weltanschauungen haben und einander feindlich gegenüberstehen wie Hund und Katz? Weil, wie gesagt, unsere Regierung, die nach außen groß tut und im Innern nichts zu sagen hat, diese Zustände, die eines schönen Tages unhaltbar werden mußten, still schweigend zusah, konnten sich die Gegensätze immer mehr verschärfen, bis es endlich zum unvermeidlichen Krach kom men mußte
. Und an diesem radikalen Platzen der Eiter beule ist die Regierung, die jetzt betropetzt dasteht, selbst am allermeisten schuld. Die allergrößte Dummheit war, daß man einen poli tischen Prozeß, wie es die Schattendorfer Rauferei und Schießerei war, ausgerechner in Wien abhalten ließ, wo man doch ganz genau wußte, daß die Atmosphäre mit leicht explosiblem Zündstoff geladen war. Man hat doch früher auch öfters Prozesse, bei denen man Unruhen be fürchtete, an neutrale Schwurgerichtshöfe verwiesen. Hätte
müssen; die Gemüter hätten sich schon beruhigt, wenn man sie wegen Gefährdung der öffent lichen Sicherheit oder wegen Körperverletzung mit Todes folge in Anerkennung mildernder Umstände zu ein paar Monaten verurteilt hätte. Der gänzliche Freispruch aber war der zündende Funke ins Pulverfaß. Daß dieser Funke dann gleich den wirklichen Brand des Justizpalastes entfachen würde, daran hat man bei unserer Gemütlichkeit leider nicht gedacht. Man muß sich schon, und dieser Vorwurf ist der Regierung
, das, wie sich gezeigt hat, schnell aus seinen Löchern herauskriecht und sich sozialdemo kratischen Demonstrationen anschließt, zu Paaren zu treiben. Die Ereignisse haben auch bewiesen, daß der Repu blikanische Schutzbund seinen Namen mit vollem Rechte führt; die „Resch" mußte Wien vor dem internationalen Pöbel schützen, an dessen Verhetzung allerdings die So zialdemokraten nicht unschuldig sind. Die Regierung, das ist jeden halbwegs Denkenden klar, hat sich bei der ganzen traurigen Geschichte unsterblich blamiert
. Sie telegraphierte kühn in alle Welt: „Die Regie rung ist im Vollbesitze der Macht; sie ist Herrin der Lage in Wien!" und dergleichen mehr. „Lemberg noch in unserem Besitz!" revidivus! Wir pfeifen auf eine Macht, unter deren Augen der Pöbel inmitten von Wien neben dem Parlament den Justiz palast anzünden kann; und wir glauben an keine Macht, die den wirtschaftszerstörenden Verkehrsstreik machtlos vis- a-vis steht. Muß man nicht lachen über eine 'Regierung, die be hauptet, im Besitze der Staatsmacht