Znusbruck, Montag dev 24. November 1824 32 . Zahrg. Zwei brennende Fragen. . Noch immer müssen in unserem Staate die Greise Zetteln gehen; das grauenhafte Los der alten Ar beiter, die keinerlei Beschäftigung mehr finden und deren ganzes Einkommen die kümmerliche Unter stützung ist, die ihnen gelegentlich Anverwandte und die Heimatsgemeinde zukommen lassen, scheint auch die neue Regierung nicht im mindesten zu be rühren. Der neue Ministerpräsident, Dr. Ramek, hat in seiner durch ihre beispiellose
Inhaltslosig keit bemerkenswerten Prossrammrede kein Wort über die Alters- und Invaliditäts-Versicherung ver loren. Kein Wort dagegen und kein Wort dafür! Für den neuen Ministerpräsidenten existiert, wie es scheint, das brennendste Problem einfach nicht und er glaubt wohl, zu verhindern, daß eine an dere Seite die Frage der Altersversicherung aus werfe. wenn er davon nicht redet! Auch über die Frage einer Erhöhung der Ar beitslosenunterstützung hat die neue Regierung kein Wort verloren, obwohl Herrn
Dr. Ramek bekannt ist, daß ein sozialdemokratischer Antrag vorliegt, der die Erhöhung der Unterstützungssätze und den Abbau der Beichränkungen fordert.' die Herr Schmitz tückischerweise in das geltende Gesetz einge schmuggelt hat. Herrn Dr. Ramek ist es wohl nicht unbekannt, daß die sozialdemokratische Partei auf die Behandlung ihres Antrages bestehen und, wenn Die Regierung weiter den Taubstummen spielt, Mit tel und Wege finden wird, die Behandlung nötigen falls zu erzwingen. Das weiß Herr Ramek
; wenn er dennoch das Problem der Erhöhung der Arbeits losenunterstützung ignoriert hat, so ist dies im Grunde eine Herausforderung, eine Herausforde rung nicht nur urrserer Partei, sondern vieler zehntausende Arbeiter, die durch die industrielle Krise und durch die maßlose Spekulation welche die Krise so verschärft hat, aus den Betriebsstätten vertrieben und auf die Straße gesetzt wurden. Die Regierung soll sich eine solche Herausforderung wohl überlegen. Denn es ist schlechthin unmöglich, daß die Arbeitslosen
eingesetzt bat. noch immer nicht erhöhen, ist Mord. Ein Mord an tausenden Kindern, die den Hunger und die Kälte der Zeit, in der ihre Väter arbeitslos find, mit dauernden Wachstumsstörungen, mit schweren Erkrankungen in den leeren, ungeheizten Stuben, mit einer Schwächung ihrer Widerstands kraft gegen die Tuberkulose furchtbar büßen! Aber so einleuchtend das ist, die Regierung hat bisher gerade diese Lebensfrage von wen mehr als 150.000 Menschen in einer Weise behandelt, die aufreizender