Kurz ist die Spanne Zeit, die zur Belehrung des Volkes gegönnt ist; möge jeder Tag, ja jede Stunde ausgenützt werden, möge jeder Hader vergessen sein, auf daß es möglich werde, im neuen Abgeordnetenhause eine unabhängige, selbstbewußte, wahrhast christliche Volks partei in'S Leben zu rufen, die durch geschickte Benützung aller Umstände es versteht, sich dort Geltung zu ver schaffen und zur Herrin zu werden, wo sie bisher nur allzu oft Dienerin sein mußte. Aber sowie die Auflösung
des Reichsrathes ein Mahn ruf au die altconservative Partei ist. so ist sie sür jene Elemente, welche bisher zersplittert den Kamps gegen den übermächtigen Liberalismus führten, sür die Männer der sogenannten schärferen Tonart, für die Antisemiten, für die Christlich-Socialen, für die Deutschnationalen, oder wie all' die antiliberalen Parteien sich nennen mögen, das Signal zum Sturme auf die liberalen Stellungen. Ihnen allen möge dieser Act in erster Linie die Wichtigkeit voller Eintracht darthun
und in ihnen daS Bewußtsein wachrufen, daß eS gerade ihnen beschicken sein kaun, vielleicht Entscheidendes im In teresse der guten Sache zu leisten. Geschieht dies, ist jeder sich seiner Pflicht und hohen Aufgabe bewußt, dann werden die conservativen und christlichen Elemente im neuen Abgeordnetenhause zwar nicht die Mehrheit besitzen, wohl aber eine achtung gebietende Partei bilden, deren Einfluß gefürchtet ist, und welche daher auch von den übrigen Parteien des Hauses und, was das Wichtigste
ist, auch von der Re gierung respectirt werden muß. Wenn wir nnS über die Haltung fragen, die in Hinkunst einzunehmen ist, und die daher auch jetzt schon als Parole sürHie Wahlen ausgegeben werden sollte, so hilft uns ein erlaubtes Wortspiel über vieles Gerede hinweg: Mit Borliebe nennt sich das Cabinet Taaffe in jüngster Zeit „eine Regierung über alle Parteien.' Nun wohlan, so möge die zukünftige christliche Partri „eine Partei über alle Regierungen' sein. Freilich wird dieS nur dann möglich werden, wenn sie eS versteht
, eine wahrhaste Vertreterin des arbeitenden christlichen Volkes zu werden. Bei dem Gewerbestande hat die Regierungskunst der hohen Bureaukratie es zu Wege gebracht, den Geist deS Gesetzes in einer Unmasse von Verordnungen zu begraben. Mit Sehnsucht blickt der Gewerbestand aus, ob sich nicht ein kühner Retter fände, der den Muth besitzt, das Wesen über das Wort zu stellen, und ohne viel Federlesens mit allen Schädlingen des Handwerkerstandes auszuräumen. Die christliche Partei wird sich ein Denkmal unver