Voraussicht begabt, von der Vorsehung berufen sei, das Erbe Dr. Luegers als Führer der christlich- sozialen Reichspartei anzutreten. — Bekanntlich ist seinerzeit, unmittelbar nach dem Tode Dr. Luegers der Abgeordnete Prinz Alois Liechtenstein mit der Führung der Partei betraut worden und es ist umso taktloser, schon jetzt den Abgeordneten Dr. Geßmann als seinen Nachfolger zu präsentieren, als Prinz Liechtenstein seit einiger Zeit leidend ist. Immer hin' ist aber diese Eile insofern? verständlich
, als Abgeordneter Dr. Geßmann in der Wiener Bürger meisterfrage seine.Erwartungen, nicht erfüllt sah und darum jetzt schön beizeiten alle Vorkehrungen trifft, um sich die Führung der Partei zu sichern, zumal da auch hier seinen Bestrebungen nicht leicht zu be» wältigende Hindernisse entgegenstehen. - Zunächst hat man sich gegenwärtig zu halten, daß Abg. Dr. Geßmann in seintt Partei selbst keine Sympathien genießt. Man schätzt ihn als Agitator, allein man hiit die Erfahrung gemacht, daß er einer seits
als Taktiker und Politiker keine glückliche Hand besitzt, daß er bei all' seiner Geschäftigkeit nie mals Situation vorzubereiten weiß, andererseits aber ein durchaus unverläßlicher Kantonist ist, dem man politisch nicht von heute auf morgen kreditieren kann. Im besondere» bei der Partei in Wien hat er sich unbeliebt gemacht, sowohl durch die taktlose Art und Weise, wie er sich von dem totkranken Dr. Lueger ein empfehlendes Wort für seine Bürgermeister? Kandidatur zu verschaffen suchte
habe. Daß die „Reichspost' und „Piusvereins- Korrefpondenz' trotzdem für, ihn die Reklametrommel rühren, darf dabei nicht überraschen. Die „Reichs post' gehört zu einem Drittel dem Abgeordneten Dr. Geßmann und: steht vollständig unter seinem Einflüsse und ebenso ist auch für die >,P!usvereins- Korrespondeuz' .'nicht eine bestimmte Partei oder Parteigruppe verantwortlich, da ihre Artikel zum größten Teile von Dr, Geßmann geschrieben oder inspiriert werden. Dasselbe gilt auch von der,)Partei Korrespondenz
', die allerdings aus Mitteln der christlichsozialen Partei erworben wurde, jedoch aus schließlich von Dr. Geßmann kontrolliert wird. Ungleich dem verstorbenen Dr. Lueger hat Dr. Geßmann den Wert und die Bedeutung der Presse voll erfaßt, nnd auf der Organisation, die er sich da geschaffen, beruht im wesentlichen seine partei politische Machtstellung. Allerdings ist es ihm bisher nicht gelungen, seinen Preßring auch über Wien auszudehnen, da die „Reichspost' daselbst trotz aller Bemühungen keinen nennenswerten