Seite 10 „Der Tirolcr' Donnerst ag, 8. Mai 1S02 „Die christlichsociale Partei hat sich durch die Nominierung der beiden Abgeordneten Schraffl und Prochazka für den Budgetausschuss eben kein be sonders günstiges Zeugnis ausgestellt. Es muss ihr sehr an Arbeitskrästen fehlen, weil sie zwei komme» novi, welche weder ein' Budget-noch das Verfassungs recht kennen, in diesen wichtigen Ausschuss delegierte. Dafür treiben sie dort Wahlpolitik oder richtiger Wählerfang.' Wir hätten
also bei diesem Blatte anfragen sollen, wen die Christlichsoeialen in den Budgetaus schuss delegieren dürfen! Nun hat sich das verehrte Centrum diesbezüglich auch nie bei uns angefragt, und wir haben es daher wohlweislich unterlassen, die Approbation der Partei oder ihrer Presse ein zuholen. Was dieses Blatt schreibt, habe ich nur zu dem einzigen Zwecke verlesen, damit Sie das praktische Christenthum dieser Leute einmal kennen lernen (Zwischenrufe), denn das ist das praktische Christenthum, welches auf Grund
zu sprechen kommen. Hier in diesem Absätze verräth das Blatt zum erstenmale seine Gründe; hier erblicken wir den Pferdefuß in den Worten: „Der Finanz- minister hat decidiert erklärt, dass er die Manien nicht aufheben wolle.' Das genügt dem Blatte, um uns in solcher Weise zu be schimpfen. Mas die Partei sagt und was ihre Zeitungen sagen, nachdem der Jinanzminister gesprochen hat. Nun möchte ich Sie, meine Herren, auf den crassen Unterschied zwischen dem, was die Partei in ihrer Interpellation sagt
, und dem, was dieses Blatt sagt, aufmerksam machen. Die Partei sagt (liest). „Die Aufhebung der Mauten gehört zu den dringenden, immerfort geäußerten Wünschen der Bauern. ^ Diese Steuer ist ungerecht, sie muss sofort aufgehoben werden.' Das Blatt sagt (liest). „Es gibt für den Bauer noch viel dringendere Dinge.' Warum aber gibt es viel dringendere Dinge? Doch nur deshalb, weil diese Herren auch viel dringendere Dinge durch 30 Jahre sehr wohl cvjnserviert und erhalten haben, weil die Herren dafür gesorgt, haben, dass
dann den 99. Grund, warum ihm eine Wiener Tiroler Partei, nämlich wir Tiroler Christlichsoeialen, nicht angenehm ist und sagt: Dazu kommt die allgemeine politische Erwägung, wie viel für ganz Oesterreich, also auch für den Bauernstand, aus dem Spiele steht, wenn das Budget nicht zustande kommt oder verzögert wird. Eine Action mit dieser Wirkung ist eine Unterstützung der staats- und parlamentsfeindlichen Obstruction.' Trotzdem hat das verehrte Centrum gegen die Post „Prag' gestimmt, obwohl man ganz gut ge musst