Mittwoch, 12. Juli 1911 ..M eraner Zeitung' Nr. 83. Seite 5 qiernngsblock kommt heute nur als drittgrößte Partei in Betracht. Der Zersetzungsprozeß in dieser Partei hat begonnen und kein ehrlich den kender Mensch wird dieser Partei eine Träne nachweinen, wenn sie in ihrem grenzenlose Egois mus ausgeht. Denn diese Partei hat ihre po litische Macht nicht allein im Reichsrat, sondern auch in den Laiidtagen, wo sie die Majorität hat (Siehe Tirol), in ihrem Partennteresse aufs ärgste mißbraucht
. Im Namen vieler rechtloser .potelingesteMc»?, die auch österreichische Staatsbürger sind, kann ich mit ruhigem Gewissen behaupten, daß diese Partei, obwohl sie sich christlich und demokratisch nennt, nie ein Quentchen christliches und soziales Empfinden sür ihre österreichischen Mitbürger hatte. Sie bewilligte wohl der Regierung Re kruten, Kanonen, die ungeheuren Marinekedite, sie wußten auch, daß wir Hotelangestellten öster reichischer Staatsbürgerschaft die eiserne Pflicht haben, drei Jahre zu dienen
als bestimmte Arbeiterklasse im Hotel betriebe, speziell in jenem der Alpen- und der Sudetenländer, porherrschend in Tirol, sind »vir gezwungen, dem Saisondienst nachzugehen, und durch diesen unausbleiblichen Domizilwechsel ver lieren wir das Wahlrecht für den Reichsrat, und diese famose Seßhastigkeitsklausel haben wir vor wiegend obgenannter christlichsozialer Partei zu verdanken. Tie Psticht der Einkommensteuer, oder, rich tiger gesagt, Trinkgeldbelege bleibt für uns aber doch Aufrecht erhalten; müssen
wir uns daher nicht als schlechter behandelte Stiefkinder des Staates fühlen? Erwähnenswert ist noch, wie sich diese mäch tige Partei im Reichsrate und speziell im Tiroler Landtage, woselbst sie die absolute Majorität hat, in Fragen betreffend Hebung des Fremdenver kehrs stellt. Das Land Tirol, das einzig und allein nur vom Fremdenverkehr lebt, der auch dem Staate eine bequeme und bedeutete Steuer quelle bietet, wu.de mit der Förderung dieses Fremdenverkehrs auch seine Interessen besser wahren, und so wäre
es wohl erste Aufgabe, für Regierung und Staat, die Fremdenindustrie ausgiebig zu unterstützen durch Steuererleichte rungen und Subventionen. Die Christlichsozialen flehen aber dieser wichtigen Sache teilnahmslos gegenüber. Ja, solange diese Partei im Lande am Ruder ist, wird in obigem Sinne nur insoweit etwas zu, erwarten sein, als die Allgemeinheit auch das speziell persönliche Interesse des ein zelnen Machthabers tangiert. Tie Christlich sozialen haben eii neues Ministerium geschaffen