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Lienzer Zeitung
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Seite 3 von 32
Datum: 11.05.1907
Umfang: 32
wir uns nun in einem angeblich absolut sichere» Wahlbezirke für die christlichsoziale Partei uud deren Oberhäuptling befinden, war der Parteikampf unseres Wissens noch nie so leidenschaftlich, aufdringlich nnd ekelhaft wie gerade Heuer. Wo bleiben da die Behörden znm Schutze der Wahlfreiheit? Oder haben wir diesen Schutz bloß auf dem Papiere und müssen uns in Wirk lichkeit bevormunden uud nötigen lassen. Und warnm stehen gerade die geistlichen Herren, die doch gerade als Träger des Christen tums möglichst unparteiisch uud

versöhnlich sein sollen, an der Spitze des leidenschaftlichen Partei- kampfes? Warum arbeiten denn gerade diese Herren mit Mittel», die der Ehre des Nächste» schaden und gegen das Christentum sind? Warum miß braucht mau sogar religiöse Gnadenmittel für den Parteikampf ans der Suche nach dem angeblich besten Christen (den man schon langst gesunden hat) als Abgeordneten und nntergräbi dabei selbst das Christentnm? Im Hauptorte des Jseltales leistet ei» geist licher Herr i» der politische» Partei-Agitation

viel mehr, als dem Ansehen des Priesterstandes gut ist und mehr, als sich mit de» gesetzlichen Vorschriften znm Schutze der Wahlfreiheit verein baren lasse» soll. Im vordere» Deferegge» füllte »»längst ei» bekannter Pfarrer einen Teil seiner Predigt mit der leiclit verständlichen Anpreisung einer poli tischen Partei und dessen Kandidaten für unseren Bezirk aus, wobei er einen anderen Gemeinde- a n ge h ö rig en, der ein gewiß eben so gnterKa tholik ist, aber den Fehler hat, sich nicht bevor munden

zu lasseu und im Gerüche einer andern politischen Anschauung steht, in einrr allen Zu hörern leicht begreiflichen Weise als „Hetzer' be zeichnete. Wozu dies in einem so sicheren Partei- bezirke? Wir fragen, ob solche Dinge in Ordiinng sind? Wir fragen, ob religiöse Einrichtungen für diese Zwecke geschaffen wnrden? Wir fragen endlich, ob es gegen solche Sachen, welche die Religion nur schädige» uud die Wahl freiheit lächerlich machen müssen, keine Abhilfe gibt?

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