ist, so hat man doch das Recht ein Bischen Lebensfrische zu haben. Wenn sie einmal so alt wie Ihr und von so vielen Lebenserfahrungen gedrückt ist wie Ihr, vielleicht wird sie dann zahmer werden. . Da hör' ich, wie Ihr brummt: Nun ja, leben kann und soll sie meinethalb, aber kein Partei-Blatt soll sie sein. Die Ruhe von Tirol ist mir heilig, und diese Ruhe soll nicht in Einem fort immer gestört werden. Dieser Saus und Braus in andern Blättern ist mir höchlich zuwider. Macht es, wie ich's mache. Lernet von mir sanftmüthig
, versöhnllch, gemäßigt und politisch-klug zu sein. Denn damit kommt man am Weitesten. Das klingt alles recht hübsch, mein lieber Bote. Doch sagt mir, was wollt Ihr denn eigentlich damit sagen, wenn Ihr die Tiroler Zeitung ein Partei-Blatt nennt? Warum beehrt Ihr sie mit diesem Namen? Ist die Tiroler Zeitung deshalb ein Par- reiblatt, weil sie noch nicht abgealtert und farblos ist? Ist sie des halb ein Parteiblatt, weil sie gerade nicht alle Maßregeln der Re gierung dienstgefälligst lobhudelt
? Ist sie deshalb ein Parteiblatt, weil sie den Thron des. Kaisers fest wünscht? Ist sie deshalb ein Parteiblatt, weil sie die Courage hat für die Kirche Christi ein Wörtlein zu sprechen? Ist sie deshalb ein Partei-Blatt, weil sie unS arme Pfaffen nicht verhöhnt? Ist sie deshalb ein Partei- Blatt, . weil in ihr ein Charakter ausgeprägt ist? Ist sie deshalb ein. Partei-Blatt, weil sie in unserer schwankenden Zeit einen festen Standpunkt einnimmt. Gebt mir Antwort anf die>e Fragen Wo ist in gegenwärtiger Zeit
ein Mann, der diesen Ehrentitel verdient, der nicht ein Partei-Mann ist? Zu einer Partei muß Jemand gehören, sonst stellt er sich dar als Einer, der noch schlechter rst als der ärgste Wühler. Dieser hat doch noch ein Streben und- ein Leben, der Andere ist aber ein lebendiges Aas. Und was hilft es, daß man weder kalt noch warm ist? Ein lauer Christ, ein lauer Bürger, ein lauer Politiker sind widerliche Figuren. Die Zeit wird sie ausscheren, weil sie lau sind. Und ich kenne nichts Ekelhafteres
als ein Blatt, das auf hohen Stelzen zwischen den Parteien herumhinkt. Man kann nicht Gott, und dem Bella! zu gleich dienen. Man kann nicht des Kaisers und des vornehmen öder gemeinen Pöbels Freund zugleich sein. So muß ein Blatt ein Parteiblatt sein, entweder der guten oder der bösen Partei. Ein Blatt, das sich in dem juste miiieu Lallen will ist eine reine Lüge, weil es in unsern Tagen noch kein Inste milien gibt . Nun gehabt Euch wobl lieber Bote und zieht Cure Wege wei ter, seid aber sürderhin nimmer