Seite 2. Nr. 94. Dienstag, „Brixener Chronik.' 8. August 1905. Jahrg. XVN, trotz des Verbotes der Bischöfe gegen denselben austraten, als ob den Parteiblättern mehr Auktorität zuzuschreiben wäre als den Befehlen der Bischöse. Und wer sich da gegen wehrte, den sehe ich als Hetzer verschrien und behandelt von oen Organen jener Partei, die einst bei Lästerung des Ave Maria ver stummte, die in der bekannten Wiener Kreuz affäre den Ministern aus der Klemme half, die mit der liberalen Partei
, das bloße Erscheinen derselben aber auf einer konservativen Versammlung dazu benützten, um die Fernbleibenden als „antibischöfliche Partei', ja als „bischoffeindlichen Verein' zu brandmarken. Auf welcher Seite ist denn da die Hetze? Ja, in Wahrheit, hätte man den Bischöfen gefolgt, wo sie wirkliche Befehle und Verbote erließen, und nicht Meinungen und Ansichten als verpflichtende Normen hin gestellt, es wäre um unser Tirol viel anders bestellt! Da man nun seit der bekannten General versammlung
, daß durch die Anwesenheit derselben alle Vorwürfe, die man der konser vativen Partei mache, entkräftet werden. Das heißt man denn doch sich selber auf den Mund schlagen. Man werde die Anwesenheit der Bischöfe nicht zu politischen Zwecken aus schroten und zugleich wird ihre Anwesenheit als Approbation aller Parteitorheiten ins Feld geführt; und uns mutet man zu, zu glauben und zu bekennen, daß die einstige Koalition, der Versuch des schlechtesten aller Ausgleiche, die Verschlechterung des Terminhandels-- und Hausier
gesetzes durch das Herrenhaus, der Schrott stempel usw. die Approbation der Bischöfe er halten haben und daß wir, um bischöflich zu sein, nichts mehr dagegen sagen dürfen! .Nachdem man nun so vor aller Augen mit der Auktorität umspringt, nachdem man so die Unterstützung der Kirche zur Ueberwindung der politischen Gegner in Anspruch nimmt, darf ich wohl sagen, daß ich bei einer Partei, die das tut, nicht die wahre Achtung vor der Auktorität finde, sondern den respektwidrigen Versuch, die selbe
die Förderung der Partei über die Forderung des christlichen Sittengesetzes stellt. Fromm und bieder, wahr und offen, Laßt für Recht und Pflicht uns steh'n! Nur wenn dieser alte österreichische Grundsatz wieder betätigt wird, dann läßt sich hoffen, daß Tirol sich wieder von seiner Erniedrigung erheben wird, wie es durch die Außerachtlassung desselben gesunken ist. 8. Aus Stadt und Tand. Brixen, 7. August 1905. von Erzherzog Gagen erzählt die »V. : das Automobil Sr. kaiserl. Hoheit einmal gerade