auch seine ganze Kraft für das Gelingen dieses Werkes einsetzen. Zur Lage. Wenn man die zahlreichen Zeitungsstimmen, die sich in der letzten Zeit mit der politischen Lage be schäftigt haben, Revue passiren läßt, so wird vor Allem ein merkwürdiger Gegensatz auffallen. Ein mal wird nämlich darüber geklagt, daß die liberale Partei, ihre Führer mit inbegriffen, sich durch die Koalition die Hände gebunden habe, und dann wird gefordert, daß diese in ihrer Willensfreiheit so be schränkte Koalitionsgruppe ein Maß
von Selbst- ständigkeit entwickele, welches eigentlich Extravaganz genannt werden müßte. Die Konsequenz dieser Forderung zu ziehen: Austritt aus der Koalition, haben allerdings nur Wenige den Muth, denn sie wissen nur zu gut, daß nichts Besseres an deren Stelle zu setzen wäre. Denn es ist nicht anzu nehmen, daß in dem parlamentarischen Chaos, wel ches an Stelle der Koalition treten müßte, für die Vereinigte deutsche Linke Eroberungen zu machen wären. Die liberale Partei hat es nie verstanden, Hintertreppen-Politik
zu treiben, und die Erfolge, die sie errungen, waren im ehrlichen parlamentari schen Kampfe ersiegt. Die Versuche, Mißtrauen innerhalb der Partei zu säen, werden hoffentlich durch die Erklärung der Vereinigten deutschen Linken gründlich abgethan sein. Gerade die nichts weniger als optimistische oder enthusiastische Stimmung, welche aus dieser Kund gebung spricht, läßt sie als ein Dokument von größter innerer Wahrheit erscheinen. Würde die Partei ihre Schwäche jsühlen, wäre es ihr nur darum zu thun
deutschen Linken verschweigt nicht das Schwierige der Lage, allein sie ist von der Er wartung erfüllt, daß die Regierung ihr Programm in aller Stetigkeit fortführen werde, und die Partei ist dessen nm so sicherer, so lange der altbewährte Führer Plener diesem Kabinete angehört. So lange Plener es mit dem Gefühle seiner Verant wortlichkeit für das liberale Deutschthum verein bar findet, der Koalitionsregierung anzugehören, so lange kann man sicher sein, daß den Deutschen kein Haar gekrümmt
werden wird. Der Rath, in die Opposition zu gehen, ist sehr vortheilhaft. Es fragt sich nur, ob dabei ein Gewinn sür die Partei und für — Oesterreich herausschauen würde. Denn bei allen ihren Handlungen hat die Partei sich stets die Interessen des Gesammtvaterlandes vor Augen ge halten. Soll sie nun schmollend zurücktreten, in einem der schwierigsten Augenblicke, und das Vater land einer gefährlichen Krise preisgeben, weil sie nicht im Sturme das zurückerobern kann, was in den Jahren ihrer Ohnmacht verloren ging