Beobachtungsresultate. Das Organ der nationallibe ralen Partei im Deutschen Reiche, die Berliner „Na tionalzeitung' bringt nämlich in ihrer Nummer vom 5. September einen Leitartikel unter der Ucberschrist: „Der Parteitag in Linz', worin von völlig objectivem Standpunct aus unsere gegenwärtige politische Situa tion ziemlich eingehend gewürdiget wird. Der Nach bar zeigt sich von unserem häuslichen Leben nicht schlecht unterrichtet, ja, wie uns schier bedünken will, in manchen Puncten sogar weit besser orientirt
nichts gethan, was ihm vom Standpuncte eines ver fassungstreuen Liberalismus zum Vorwurf.gemacht werden könnte. .. . Daß die österreichische liberale Partei in ihrer großen Mehrheit sich in dßr Beurtheilung der aus» wärtigen Angelegenheiten von dem Ministerium ent fernt, ist der Umstand, welcher ihre Position von der jenigen der deutschen /liberalen Partei wesentlich un terscheidet, so viel Parallelen auch in anderer Bezie hung vorhanden sind/Und wir glauben, gerade dieser Umstand
ist es, welcher den Aussichten für die libe rale Partei am meisten entgegensteht. Es ist nicht daran zu denken, daß Oesterreich sich im Orient zu einer Politik der Entsagung entschließen kann - und wird. Oesterreich hat gewaltige materielle Interessen an dem untern Laufe der Donau und eS hat Pflich ten gegen Europa, von denen es nicht zurücktreten kann. Daß die Kosten für die Occupätion Bosniens denjenigen unbequem sind, die ihr Augenmerk vorzugs weise aus eine sparsame Verwaltung gerichtet haben, glauben wir ger
,n Aber nachdem der Berliner Ver trag abgeschlossen, nachdem derselbe zum Ueberfluß die Zustimmung der parlamentarischen Körperschaften erhalten hat, ist eS offenbar schlechthin unmöglich, daß Oesterreich seine Position wieder ausgibt. Es er scheint uns als der Gipfel aller Fehler, wenn gegen wärtig noch die auswärtige Politik zur Basis genom men wird, von welcher aus die liberale Partei die Regierung bekämpfen will. Eine Minorität der liberalen Partei hat sich übri gens mit der auswärtigen Politik
Erfolg haben wird, bleibt dahin gestellt; wenn Graf Taaffe dereinst den Wunsch haben sollte, sein Ministerium durch Mitglieder zu verstär ken, die sich auf dem Standpuncte der Verfassungs partei befinden, bleibt er ja nicht an die Theilnehmer der Versammlung vom 31- August gebunden. Wir haben indessen, das gestehen wir offen, weit mehr Sorge darum, daß Graf Taaffe die Verfassungspartei nicht brauchen wird, als darüber, ob, wenn er sie brauchen sollte, er von ihr einen Korb bekommen