dieselben Männer, die in Jena tagten und die dazwischen liegenden Parteitage lassen den Schluß nicht zu, al« habe sich die radikale Tendenz der Partei irgendwie gemildert. Wir wollen nur an bie wilden Tumultfzeven und Hetzreden des vorigen Jahre» in Magdeburg erinnern. Dort konnte der Parteioorstand nur mit Mühe die Annahme einer Resolution der rabiaten Genssstnnen verhindern, welche den politischen Massenstreik als ein notwendiges Kampfmittel festgesetzt >aben wollten und Bebel selbst begeisterte die Massen
- Hoffnungen nicht nur nicht zu lüsten, sondern denselben noch dichter zusammenzuziehen. Rrichrtagswahlen! In diesem einzigen Worte liegt der Schlüssel zu dem ausfallend sanften Ge bühren de» diesjährigen Parteitages. Die Wunden, welche die Wahlen vsn 1907, die sogenannten „Hottentotenwahlen' der Sozialdemokratie geschlagen haben, schmerzen mehr denn je und da» Gefühl der Ehre, welche» der Partei der Bebel und Singer aus nationalem Gebiete ooltständtg fehlt, wirkt um ft mächtiger in der Gestalt
der „Parteiehre'. Diese Triebfeder leitet all ihr Tun. Zudem kämpfen die Führer um persönliche Macht, um Ansehen und Autorität in der Partei, wie im Parlamente. So groß auch die Lust auf der radikalen wie auf der reoisonistischen Sette gewesen sein mag, den Kamps im eigenen Lager sortzusetzen, so gerne man auch die von den Führern vorgelegten Resolutionen be kämpfen und abändern wollte, so streng waren der Vorsitzende und die ganze Haltung der Partei leitung, die den guten Eindruck eines in Ruhe ver laufenen
vergaß er die Konsequenzen auch nur anzudeuten, die au» einer diesbezüglichen Wei gerung de» Auslandes sich ergeben müßten. So gab er den Partetrrdnern und der Presse den Ton an, aus den sie ihre Worte stimmen mußten, um nicht die harmlosen patriotisch gesinnten Wählermassen stutzig zu machen. Ob nicht geradeso wie dies in Oesterreich der Fall ist, nach den Wahlen wieder die revolutionäre Walze eingehängt wird, ist eine andere Frage. Nachdem >o die ersten Szenen der Partei- komövie Sach den Winken
der Regisseure verlaufen waren, folgte der Hauptakt, die Aussprache über die bevorstehenden Reichstagswahlen. Hier gab man sich den Anschein, als wollte man mit offenen Karten spielen. Klipp und klar wird gesagt, was die Sozial demokratie kn erflrr Linie will und gleich hinzuge- fügt, um selchen Preis ihre Stichwahlhilfe zu haben ist. Die Resolution soll ersichtlich den Stolz einer großen Partei zum Ausdrucke bringen, die um Hilfe nicht verlegen ist, weil sie eine solche nicht braucht. Rach den Hauptwahlen