in letzter Zeit oft citierten oberlandeLgcrichtlichen Entscheidung enthalten, geeignet sei. die Oesfentlich- keit der parlamentarischen Verhandlungen empfindlich zu schädigen. Der Antrag empfehle sich im Interesse der Redefreiheit, sowie der Würde der Reichsvertre- tung. Redner polemisiert sodann eingehend gegen die Motivierung des obergerichtlichen Erkenntnisses und geht dann auf das VersöhnungSprog^amm der Regierung iiber, das er in abfälliger Weise bespricht. Abg. R. v. Schönerer tadelt
, sondern gegen die Regierung gesprochen worden. Wenn dieser Ab geordnete der Regierung vorwerfe, sie habe kein Pro gramm, so sei schon oft erörtert worden, dass dieses Programm im Interesse des Staates aus Verständi gung und Versöhnung gerichtet sei; das, was der Herr Abgeordnete diessalls vor einigen Tagen in einer Parteiversammlung gesprochen, sei dagegen das Gegentheil von dem, was zur Verständigung der Völker diene. Die Negierung sei sich der Schwierig keit ihrer Aufgabe wohl bewusst, namentlich der Op position
einer Partei gegenüber, welche durch zwei Jahrzehnte das Staat! leben leitete und nunmehr über ihren Verlornen Einfluss unmuthig sei. Die Regierung könne sich über derlei Vorwürfe hinweg setzen, ihre Zusammensetzung selbst sei ein Programm. Gegen die Verweisung des Antrages an einen Aus schuß habe er nichts einzuwenden. Abg. Dr. Kopp vermisst in den Ausführungen des Ministers die Zusage, dass Vorfälle, wie jene, die den eben ver handelten Antrag veranlassten, sich nicht in Zukunft wiederholen
begegnen. Swine- münde, der Seebafen von Stettin, ist ebenfalls in der letzten Zeit verstärkt worden und Stralsund ist immer noch mit Werken versehen. Ganz schutzlos sind bis jetzt noch Warnemündc, der Außenhafen von Rostock, der große vorzügliche Hafen Wismar und Travemünde, der Außenhafen von Lübeck, doch sind auch hier schon die Plätze ausersehen, wo man er forderlichenfalls in wenigen Wochen Panzerthürme errichten will. Aus strategischen Gründen wünscht die preußische Regierung jetzt eine Eisenbahn
auf der 44 Km. langen Strecke von Rostock nach Stralsund zu erbauen. Ist dies erreicht, dann läuft ununterbrochen längs der ganzen deutschen Ostseeküste eine Eisenbahn und die schweren Geschütze, welche an dem einen Tage bei Memel in Wirksamkeit sind, können nötigen falls in einem der nächsten Tage schon vor Wismar donnern. Wie die in Rom erscheinende „Agenzia Ste- fani' meldet, ist die Ernennung des Grafen Ludolf zum österreichisch-ungarischen Botschafter der italieni schen Regierung notificiert