können. Herr Churchill gibt sich nicht mit Lappalien ab. Während alle Welt gemächlich über Anlagesphären, über die mittelasiatische Frage, übr das Verhältnis zwischen England, Rußland und Deutschland, über die Rüstungsfrage redet und schreibt, schließt Herr Churchill unter der Hand ein kleines Geschäftchen ab, das die Zukunft aller dieser Probleme vielleicht auf Jahrzehnte festlegt. Die Welt denkt und Chur chill lenkt. Um was handelt es sich? Die englische Regierung (das Schatzamt und die Admiralität
) einerseits und die Anglo-Persian Oil Company andererseits ha ben einen Kontrakt miteinander abgeschlossen. Die englische Regierung übernimmt Aktien und Obliga tionen dieser Gesellschaft in der Höhe von 44 Mil lionen Mark. Das gesamte Aktien- und Obliga tionenkapital der Company beträgt (nach der ver einbarten Kapitalserhöhung) nicht ganz 96 Millio nen Mark, aber die Regierung besitzt die absolute Mehrheit der stimmberechtigten Aktien, beherrscht also das Unternehmen vollständig. Die Anglo-Persian Oil
Company ist eine rein englische Aktiengesellschaft, die 1909 gegründet wurde und durch eine bis zum Jahre 1961 laufende Konzession von der persischen Regierung das aus schließliche Recht erworben hat, im ganzen persi schen Reiche, mit Ausnahme von fünf aufgezählten Provinzen, „nach Oel- und Petroleumprodukten zu bohren, sie zu produzieren, in Röhren zu leiten und fortzuschafsen". Die fünf ausgenommenen Provin zen sind Aserbaidschan, Ghilan, Masendaran, Asdra- bad und Khorassan — also in der Hauptsache
, nicht nur der militaristischen, son dern auch der allgemein wirtschaftlichen Machtver hältnisse dieser Schritt nach sich ziehen kann, aber Herr Churchill sah die Möglichkeit, durch einen schlauen Coup einen Vorsprung gegenüber der deut schen Flotte zu erhaschen, und so ließ er alle Beden ken fallen. Aber so wichtig diese Seite der Frage auch ist, sie ist noch nicht die wichtigste, wenigstens nicht die un- mittelbar wichtigste. Aus der Art, wie die englische Regierung diese Transaktion durchgeführt
Entwicklung die höchsten Interessen der ersten Flottenmacht abhängen? Es kann keinem Zweifel unterliegen: dieser ma- mose Aktienaufkauf des Herrn Churchill muß zur Folge haben, daß die „neutrale" Zone Persiens faktisch, wenn nicht formell unter englische Herrschaft gelangt. Wenigstens kann nicht bezweifelt werden, daß die englische Regierung dazu entschlossen ist. Es ist doch nicht gut denkbar, daß die englische Ad miralität das Oel, auf das sie ihre höchsten Hoff nungen setzt, in einem Gebiete