Die zwei Seelen der christlich sozialen Partei Wien, 2. November. (-) Karl Vaugoin, General der Infanterie, Inhaber des Infanterieregiments Nr. 5, Prä sident der Bundesbahnen und Obmann der christlichsozialen Partei, ist zum Vizepräsidenten der Lebensversicherungs- gesellschast Phönix gewählt worden. Der Eintritt Bau- goins in die Verwaltungsräte anderer privatkapitalisti scher Aktiengesellschaften steht, wie das „Süddeutsche Tag blatt" meldet, bevor. Das Landbundorgan teilt mit, daß Vaugoin
Generaldirektoren zeigen, daß es das jüdische Großkapital ist, das den Parteiobmann der christlichsozialen Partei in die Verwaltungsräte seiner Aktiengesellschaften wählt. An demselben Tage, an dem das Organ des Land- bundes diese Berufung ankündigt, veröffentlicht die „R e i ch s p o st", das Organ der christlichsozialen Partei, -einen bemerkenswerten Artikel über den Antisemitismus, Der Artikel trägt die Ueberschrist: „Z u r ück e r o b e r n!" -Zurückerobert sollen die jungen Leute
werden, die von den .Christlichsozialen zu den Hakenkreuzlern übergegangen .sind. Die „Reichspost" stellt in diesem Bericht fest, daß die Christlichsozialen nur deshalb den Nationalsozialismus bekämpfen, weil der Nationalsozialismus die Unabhängig keit Oesterreichs nicht achtet. Was aber den Antisemitis mus betrifft, so brauchen die jungen Leute seinetwegen nicht zu den Nationalsaschisten überzugehen; denn ihn könnten sie auch in der christlichsozialen Partei finden und betätigen. Das christlichsoziale Blatt drückt diesen Ge danken
". Und damit sie ja gut verstanden werde, spricht die „Reichspost", an einen Artikel Walter Riehls anknüpsend, die Hoffnung aus, daß eine „Entspannung" im Verhältnis zwischen den Braunen und den Schwarzen bald möglich sein werde. Wenn die Braunen nur die Unabhängigkeit Oesterreichs anerkennen, dann werde man sich über alles andere unschwer verstän digen . . . Dian muß zugeben, daß es der christlichsozialen Partei an Vielwendigkeit nicht fehlt. Auf der einen Seite läßt sich der Obmann der christlichsozialen Partei
keine nationalsozialistische Erfindung ist, sondern daß er vielmehr von den Christlichsozialen weit früher vertreten wurde. Sie meint, die „Hypertrophie des Judentums in einzelnen Berufen" sei ke.in Jdealzu- 'tand, der Ruf nach dem Numerus clausus, nach der Be- -chränkung des Zutrittes der Juden zu verschiedenen Be rufen, daher sehr begreiflich. Man solle sich überhaupt hüten, „die paar antisemitischen Exzesse im Dritten Reich als das schmachvollste Ereignis und furchtbarste Verbre chen der Weltgeschichte auszurufen