1 i.40 K. Einzelnummer in Innsbruck und auswärts 10 fr Deutschland vierteljährig 3,90 K, Schweiz vierteljährig 4.50 K. Nr» 87 Innsbruck, Mittwoch, AA. Juli LlM8 IG» Jahrg. Der Bankerott. Innsb r uck, 21. Juli. Nun hat die vielgerühmte Sozialpolitik der Christlichsozialen Pleite geinacht. Der Nimbus christlicher Sozialpolitik, welchem in der Wahl- bewegilltg durch unzählige Bogen bedruckten und jedem Wähler gratis ins Haus gesendeten Papiers ein besonderer, die Massen fesselnder Glanz zu verleihen versucht wurde
, liegt im Staub auf gelöst am Boden. Und die Partei, die alle, gar alle Stände zu retten versprach, steht splitternackt da, als Anwalt der besitzenden Klassen, als die Partei der Ausbeuter! Dieses Ende war voraus zusehen und — ausgenommen die wenigen Ar beiter, die vernlöge ihrer geistigen Beschaffen heit sich von den sogenannten christlichen Ge werkschaften und Arbeitervereinen nicht zu trennen vermögen — niemand in der unter schwerer Not seufzenden Arbeiterklasse kann fürderhin in diese Partei
noch die leiseste Hoffnung setzen, daß sie mitaröeite an der Schaffung von Gesetzen, die den Wünschen des arbeitenden Volkes Rechnung tragen. Für jene, die zwischen Versprechungen im Wahlkampfe und der Haltung der Abgeord neten im Parlament eine Parallele zu ziehen und ganz besonders die Parteien auf die Ein mütigkeit und Geschlossenheit zu prüfen gewohnt sind, ist der Bankerott der christlichsozialen So zialpolitik nicht überraschend: Er mußte kommen, denn allen Interessen, als deren Anwalt
sich die christlichsoziale Partei im Wahlkampfe deklarierte, auch gerecht zu werden, vermögen weder Tausend künstler vom Schlage eines Geßmann, Kuli sch ak, Liechtenstein oder Drexel, noch viel weniger aber „Parlamentarier" wie ein Niedrist, Fri ck oder Gr atz, von Abgeord neten, wie ein Michael Mayr, dessen wunder barer Intellekt sowohl in mehrfachem Gesin nungswechsel, als auch bei gewissen Anlässen im (Nachdruck verboten.) Ein Aulturbild. Von Ewald Haufe. Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich in einer Stadt
sind — sage und schreibe — 250 ! Priester und Mönche! Was die als Ziel der | Parlament daran erinnerte, daß die christlich soziale Partei im politischen Leben ein Anstands ort ist, in welchem jeder, der in zwei unerläß lichen Voraussetzungen: der Kunst des Verleum- dens und des Versprechens, die Prüfung bestanden hat, bereitwilligst Unterkunft findet. Der Vorfall, welcher den Bankerott der christ- lichsozialen Sozialpolitik verkündete, spielte sich in letzter Sitzung des Abgeordnetenhauses ab. Das Hans