Madmdiknhungec I Beim 14-Uhr-Nachrichtendienst des deutschen Rundfunks: E „Der heutige Wehrmachtbericht liegt noch nicht vor!" D Wenn jemand Gelegenheit hat, zu dieser Stunde noch die E Nachrichten abzuhören, dann bat er es bestimmt sofort nach- = her eilig, denn die Mittagpause ist herum. Und dann fiebert E er nach Arbeitsschluß dem Abendblatt der Zeitung entgegen, E um darin die „verpaßten" Nachrichten vorzufinden, vor allem e natürlich den Wehrmachtbericht. D Inzwischen
wird im Zeitungsgebäude ebenfalls auf diesen e Bericht gewartet. Je später er über den Funkfernschreiber ein- E laufen wird, desto umfangreicher verspricht er zu sein, desto = inhaltsschwerer aber auch und daher für die Abendausgabe V der Zeitung noch wichtiger. Eine Abendausgabe ohne Wehr- e machtbericht wäre daher nicht denkbar. = In politisch hochgespannten Zeiten, wie wir sie jetzt gerade = erleben, ist der Nachrichtenhunger des Lesers größer denn je. § Auch was er allenfalls bereits am Rundfunkgerät gehört
hat, = das will er dann erst recht schwarz auf weiß vor sich haben — s und zwar sofort! e In diesem Wort „sofort" liegt bereits die Ungeduld. Wir | sind heute mit unserer zweifellos sehr weit fortgeschrittenen = Technik halt noch immer nicht so weit, daß wir auf der einen | Seite der „Zeitungsmaschine" einen Bericht hineinschreiben = und daß er auf der anderen Seite der Maschine mit dem „Zu- = stellarm" gleichzeitig bereits als fertige Zeitung in den Post- = schlitz der Wohnungstür gesteckt
wird... | Auch der Wehrmachtbericht muß erst geschrieben, dann redi- = giert, gesetzt, auf Druckfehler geprüft, umbrochen, noch-1 mals geprüft, gegossen werden, schließlich durch die Rota- §= tionsmaschine laufen, verteilt und ausgetragen werden — ein E vielfältiger Arbeitsgang, über den sich der Leser wohl nur in = den seltensten Fällen Rechenschaft gibt. Die Zeitung liegt beim E Leser so rasch vor, als es technisch überhaupt möglich ist. Sie = bringt in knappster Zeit alle greifbaren und wichtigen Nach- 3 richten
, um dem begreiflichen Lesehunger gerecht zu werden. = Als letztes Glied in der Reihe der Herstellung und des Ver- = triebes einer Zeitung kommt dieZeitungsausträgerinE mit dem Leser unmittelbar in Berührung. Sie hat auch auf die E letzten wichtigen Nachrichten warten müssen. Und je später = diese eintrafen, desto mehr wird sie sich bemühen, „verlorene" = Minuten durch ihre Eile wieder einzubringen. E Es wird nicht schaden, sich das öfter in Erinnerung zu rufen. E Die begreifliche Ungeduld des Lesers wird dann wohl