' ich nit, bei manchen wär's auch nit möglich, weil sie kein Herz haben." Wild funkeln seine Augen, heiser wird feine Stimme, zischender: „Umbringen möcht' ich einen, einen so Verdamm ten, ohne Herz im Leibe. Aber Geld hat er, viel Geld, darum darf er alles tun!" „Lenz, was redest du da! Jeder darf Gleiches tun und muß Gleiches lasten. Die zehn Gebote gelten für alle, auch für die Reichen." „Hi, hi, meinst? Ist nit immer so. Da lies!" Er zieht eine Zeitung aus dem Sack und wirft sie dem Kooperator
hin. Der entfaltet sie. „Die rote Fahne" heißt die Zeitung. Das Blatt der Kommuni sten. Streng wird der Blick des Priesters. Er durch fliegt die Zeitung. Überschriften, einige Artikel. Schon auf der zweiten Seite steht er: Landwirtschaftlicher Arbeiter vogelfrei in Robot und Leibeigenschaft des Geldfackes." Den Artikel fliegt er durch. Aufhetzung der bäuer lichen Dienstboten in boshaftester Form. Der Koopera tor fcägt: „Lenz, wo hast die Zeitung her?" „Gegeben haben fie's mir nach der Kirche am Dorf- „Wer
' keine Zeitung dazu, die lügt und hetzt." „Mußt eh' mehr zwischen und neben den Zeilen herausiesen, als aus den Zeilen, dann kommt man eher auf die Wahrheit!" Der Kooperator sieht Lenz an. War das der „Halb lapp", wie ihn die Leute nannten? Haltung, Blick und auch Benehmen bestätigen das Urteil der Leute. Rieser aber erkennt wohl, daß Lenz mehr im Kopfe hat, als mancher seiner boshaften Kritiker. Er sieht auch, daß sich Lenz oft einfältiger, dummer vor den Leuten gibt, als er war. Ihn beginnt der Bursche
zu interessieren. Er fragt: „Lenz, du bist nicht wegen der Zeitung zu mir ge kommen. Was hat dich eigentlich hergeführt. Dir liegt etwas am Herzen." Lenz ist wieder der Halblapp und lacht hell auf. „Hi, hi, möchst's wissen, das glaub ich gerne. Neu« gierig darf man nit sem. Ich sag s auch nit, erst wenn es Zeit ist, dann red' ich. — Wegen etwas anderm bin ich gekommen!" „Also Lenz, schieß' los. Wenn ich helfen kann, tue ich's gerne." Wieder lacht der Knecht. „Nichts versprechen, nichts versprechen, es könnt