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Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Nachrichten
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Seite 21 von 24
Datum: 24.03.1914
Umfang: 24
gegen 4 Uhr nachmittags. Zeitung und Zeitungrleser. Die „Staats zeitung" in Neuyork enthält eine sehr lehrreiche Ab handlung über das Verhältnis der Leser zur Zeitung, die beweist, daß es jenseits des großen Teiches die selben Schmerzen im Zeitungsleben gibt wie bei uns. Wer sind die größten Wohltäter? heißt es darin. Zweifellos die Zeitungen. Jede Wohltätig keitsveranstaltung bedient sich in erster Reihe der Zeitungen, natürlich unentgeltlich, denn man will ja Geld einnehmen und nicht solches ausgeben

der Durchschnittsleser, wenn er die fertige Zeitung zur Hand nimmt, ein Bild davon, welche Summe geistigen Schaffens, welcher Aufwand tech nischer Arbeit und wieviel Unkosten in dem ihm täglich bescherten Lesestoff enthalten sind? Wäre es der Fall, seine Kritik würde weniger laut und seine Anteilnahme mehr freundlich und zugleich praktischer Natur sein. Ganz schlaue Leute unter den Vereins brüdern meinen sogar, sie hätten der Zeitung mit ihren „ohne Honorar" gelieferten Vereinsnachrichten Geld erspart

, denn „sonst müßte die Zeitung ja die Mitarbeit bezahlen und so kommt sie doch umsonst zu der Raumfüllung ..." Andere sagen: „Was sollen die Handelsnachrichten und die volkswirtschaftlichen Artikel, für die sich ja doch kein Mensch interessiert"; so denken diejenigen, für welche diese Art Lese- und Jnformationsstoff überflüssig ist, ohne den aber eine Menge anderer Leser, Kaufleute und Hand werker, nicht auskommen könnte. Andere Leute, die mehr für Unterhaltungsstoff schwärmen, ereifern

sich wieder über die „langweilige Politik", die ganze Spalten „unnützerweise" füllt. Man kann's also machen, wie man will, vollen Beifall findet die Zeitung nur in den allerseltensten Fällen bei ihren Lesern, von denen jeder am liebsten die ganze Zeitung nur mit Dingen gefüllt sehen möchte, für die bloß er besondere Neigung hat. Daß sich der Leser nur für den Verein zu erwürmenlvermag, dem er selbst angehört oder nahesteht, ist selbstverständlich. Aber selten begreift er oder will er begreifen, daß es eine Unmenge Leute gibt

, denen gerade sein Verein nicht das Um und Auf des Lebens bedeutet. Nach der Vereinsfeier kommt dann noch das Nachspiel: die Schriftleitung soll auch noch einen „Festbericht" liefern, je länger, je lieber und natürlich „an bevor zugter Stelle". Am unbescheidensten sind meist die Vereine, die mehr Vorstandsvertreter als Mitglieder haben und von denen manchmal nicht ein einziger — Abnehmer der in Anspruch genommenen Zeitung ist, sondern die Zeitung bloß 'im Kaffeehaus liest! Schmnrgertchl Kozen. Tin

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Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Wastl
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Seite 4 von 20
Datum: 22.11.1919
Umfang: 20
und cs soll der allerungün stigste Fall einer Verdoppelung der Nichtkatholiken an genommen werden. Es kämen also für die nicht-katho lischen Tageszeitungen höchstens 8000 Innsbrucker oder 2000 Abonnenten in Frage! Das kann bei der Auflage der „Volks-Zeitung" und der drei deutschfreiheitlichen Blätter unmöglich stimmen. Es müssen also auch deren Leser und Mnehmer der überwiegenden Mehrheit nach Katholiken.sein. Auch sie sind katholisch getauft und ge sinnt, ihre Eltern haben katholisch geheiratet und ihre verstorbenen

Angehörigen sind katholisch beerdigt wor den. Sie haben dein Katholizismus gegeben^ tvas ihm gebührte, sie werden in der Statistik als Katholiken ge führt und sie würden gewiß kein Tagblatt lesen, das den Islam oder das Judentum predigte. Der „A. T. A." ist also nicht objektiv die katholische Zeitung Inns brucks, sondern nur nach seiner Ansicht katholische als die anderen. Und nach eben dieser Ansicht sind seine Leser karholischr als die übrigen Innsbrucker Katholiken, und zwar katholische

und ebenso wenig erleuchtete Politik wie die übri gen Innsbrucker Tagesblätter, er brachte dieselben De visen- und Börsen na chrichcn, bei denen seine Leser genau so die täglich Zeitungslektüre begannen, wie alle Innsbrucker Zeitungsleser, er flegelte den politischen Gegner in derselben Weise an wie die „Volks-Zeitung" und schimpfte auf die Juden wie die „Nachrichten". Er unterschied sich also in Ton und Art blutwenig von den nach seiner Auffassung nicht-katholischen Zeitun- gen. Umsomehr tvar

er aber von der Zeitung verschie den, die jetzt in ihm aufgegangen ist. Mit den „Neuen Tiroler Stimmen" verschwindet d i e letzte vornehme Innsbrucker Zeitung und mit ihrem Verschvinden findet zugleich eine ganze Epoche alpenländischer Politik ihren Abschluß. Der Abschluß be deutet den Sieg von Rüpelhaftigkeit und nackter Geschäftspokitik über Vornehmheit und Bildung. Geß- mann als Provinzgeneralstabschef Luegers hat schon viel früher die damals lebenden Vertreter dieser aussterben den Politik unterjocht

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