, dieses Gesicht schon gesehen zu haben. Sie drehte das Bild um. „In nie verlöschender Liebe, Maria" stand in zierlichen Buchstaben auf der Rückseite des Bildes. Maria hieß die Frau, die ihren Vater geliebt hatte. Lebte die Frau in Berlin? Li suchte auf dem Bild den Namen des Pho tographen. „Atelier Waencker, Zürich", las sie. Die Frau schien demnach Schweizerin zu sein. Wahrscheinlich hatte ihr Vater, der öfter in der Schweiz gastiert hatte, sie dort kennengelernt. Li wollte das Bild beiseite legen
war, dachte Li weiter; aber Jordan befand sich seit einer Woche auf einer Ferien reise. Viel Zeit würde vergehen, bis sie von ihm Antwort bekäme. Ob sie selbst nach der Frau forschen sollte? Vielleicht würde sie bei dem Züricher Pho tographen in Erfahrung bringen, wer die Dame war; ganz unverfänglich würde sie es anstellen, um sich nicht zu verraten. Ja, sie würde nach Zürich fahren! Schon morgen früh würde sie abreisen! Eigentlich war sie ganz froh
, daß sie jetzt etwas vor sich hatte, das sie beschäftigen und ihr die Wartezeit bis zu Werner Steinrücks Rückkehr verkürzen würde. . . Sie habe die Photographie im Nachlaß einer verstorbenen Verwandten gefunden, sagte Li zu dem Züricher Photographen und zeigte ihm das Bild. Das schöne Frauengesicht habe ihr Interesse erregt, und da sie sich ohnedies jetzt in Zürich aufhalte, wolle sie den Versuch machen, die Dame kennenzulernen. Ob Herr Waencker ihr vielleicht sagen könne, wer die Dame sei? Der Photograph warf einen kurzen Blick auf das Bild
. „Es ist Frau Peteani; das Bild wurde vor sieben oder acht Jahren ausgenommen." „Wohnt die Dame in Zürich?" „Frau Peteani ist schon vor mehreren Iah- ren gestorben." Die Frau lebte nicht mehr — ging es durch Li. Dann konnte sie ja nicht in Berlin gewesen sein; konnte zwischen ihr und dem Too ihres Vaters auch kem Zusammenhang bestanden haben . . . Ein neuer Gedanke kam Li. „Wissen Sie vielleicht, wo Herr Peteani wohnt?" fragte sie. „Früher wohnte Herr Peteani stier; er war Architekt, ich kannte
habe. Zwischen ihr und einem anderen Manne habe ein Liebesverhältnis bestanden; ein Berliner Opernsänger sei es gewesen. Diesem Sänger sei Frau Peteani, als er Zürich verlassen hatte, nachgereist; sie sei dann aber wieder zu ihrem Manne zurückgekehrt. Kurz darauf geschah dann der angebliche Unfall auf dem See." Li brauchte alle Willenskraft, um die unge- heure Erregung, die sie erfaßt hatte, vor dem Manne ihr gegenüber zu verbergen. Kein anderer als ihr Vater konnte der Opern sänger, von dem der Photograph gesprochen