Zur ganzen Tischrunde gewendet, welche aus dem Pfarrer, Lehrer, Doktor und einigen Bauern bestand, begann er eine endlose, lange Erzählung. Der Hund aber verwandte kein Auge von ihm, harrte in gespannter Erwartung auf das Kom mando: „Schnapp's!' — Doch vergeblich, er beachtete ihn nicht, nicht einmal sein Herr sah ihn an. Und nun begann Förster Wolf auch von einem Rezept zu sprechen, nach welchem man sich einen ausgezeichneten Kümmel zubereiten könnte, wirklich etwas ganz Feines
war. Mir heimlicher Schadenfreude klopfte ihm Taster Wolf auf die Schulter. „Hab' ich es mcht, gejagt, Hab' ich nicht recht gehabt?' sprach er. „Freund, Kollega, du hast dich selbst über zeugt, daß an deinem Hund nichts Besseres ist als an jedem andern. Es wird dir schon nichts übrig bleiben, als die Zeche zu bezahlen.' Aber das kann ja gar nicht sein, er täuschte sich in seinem Hund nie — nein, da kennt er ihn viel zu gut. All allerwenigsten wird sein Dackel ihn, seinen Herrn, so blamieren, ihm solche Schande
antun, nein, da hat es seinen Grund. Er dachte hin und her, was denn eigentlich seinen erzgescheiten Hund bewogen hatte, vorzeitig dar nach zu schnappen und das noch ohne Kommando? Er ging Wort für Wort durch, was Förster Wolf soeben erzählt hatte, und plötzlich erheiterte sich seine Miene, nun ging ihm erst ein Licht auf, ein Licht, das abermals Zeugnis von dem gesunden Menschenverstand seines Hundes ablegte. „Ja', meinte er, „ist denn Kümmel nicht Schnaps? Daß so ein Hundevieh es so genau wissen
soll, ob man das Kommandowort mit einem ,p^ oder zwei ,p^ schreibt, ob den An fangsbuchstaben groß oder klein, kann man doch nicht von ihm verlangen. Schnaps ist schnapp's!' Bei diesen Worten war Förster Wolf auf einmal kleinlaut und still geworden, das schaden frohe Lachen war plötzlich verstummt. Er erhob sich, zahlte, hing sich die Flinte um, nahm Hut 15. September 1910. XXIII. Jahrg. Mische Rundschau. Linberukung Ser cancktsge. Die gestrige „Wiener Zeitung' enthält die Verlautbarung des kaiserlichen Patentes