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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 28
Datum: 24.09.1910
Umfang: 28
knirschte unter den Schritten des einsamen Passanten, welcher fest in seinen eleganten Pelz gehüllt, eiligst dem einzigen größeren Hotel des Städtchens zustrebte. Er war eine wirklich elegante, vornehme Erscheinung, dieser Fremde, und daher war es durchaus nicht zu verwundern, daß der Hotelportier, welcher nach mehrmaligem Klingeln herbeigestürzt kam, ihn mit einem tiefen Bückling empfing, die Türen weit aufriß und sich beeilte, ihm die kleine, braunlederne Handtasche abzunehmen. Sluch der Wirt

des Hauses erschien alsbald und zeigte sich ebenso dienstbeflissen, dem distinguierten Fremden auf seinen Wunsch das eleganteste Zimmer des Hotels anzuweisen. Nachdem dieser sich seines Pelzes entledigt, sowie seinen äußeren Menschen gründ lich vom Reisestaub gereinigt und ebenso gründlich auch seinen inneren Menschen einer Erfrischung unterzogen hatte, lud er den Wirt auf das höflichste ein, ihm bei einer Flasche Wein Gesellschaft zu leisten. Im allgemeinen sind wohl Hotelwirte nicht von Neu gier

des Fremden zeigten deutlich den Offi zier in Zivil. Seine Bewegungen waren von aristokratischer Vor nehmheit, und doch war er dabei gegen das Personal leutselig und gegen den Wirt von zuvorkommen der Liebenswürdigkeit, so daß alle von seinem Wesen entzückt waren. Als nun beide Herren bei ihrer Flasche allein waren, sagte der Fremde mit Kennermiene: „Der Wein ist gut, sehr gut! Sind Sie und Ihre Gäste mit dieser Marke zufrieden?' „Sehr', erwiderte der Wirt, „er ist aus einem renommierten Hause

und meine Gäste trinken ihn gern.' „Das freut mich,' sagte der andere, „um so mehr als ich mir erlauben möchte, mich Ihnen bei dieser Gelegenheit als den Vertreter jenes Hauses vorzustellen.' Dabei erhob sich der Fremde und fügte mit leichter Verneigung hinzu: „Oberleutnant a. D. von Strammwitz.' Bei diesen Worten prallte der Wirt wie erschrocken zurück, riß seine kleinen Schlitzaugen weit auf und maß sein Gegenüber mit ebenso großer Überraschung wie Verlegenheit. „Sehr angenehm', sagte er dann verwirrt

. „Ich hatte die letzten Monate etwas reichlich bezogen, und wegen der schlechten Zeiten sind meine Vorräte noch nicht annähernd erschöpft.' Nach diesen Worten blinzelte der dicke Wirt sein Gegenüber mit so verschmitzten Augen an, als wollte er sagen: „Ja, ja, jetzt kenne ich dich, wenn du dich auch bedeutend verändert hast. Und dabei leuchtete eine verstohlene Schadenfreude hervor, darüber, daß der andere ihn wohl doch nicht erkennen weiÄe, well er durch seine Korpulenz sich noch viel mehr verändert hatte. — Der Wein

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Lienzer Zeitung
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Seite 10 von 28
Datum: 24.09.1910
Umfang: 28
Lebvei?ergasse 26. Lilü^sts öe?UAs<zue^le von ^VasserleituriKS- jeder ^rt. Xostenvoransoliläße gratis. > Qrosses I^sxer ia Lcklaueke». Unter ihrer bräunlichen Haut pulsierte heiß das Blut und färbte die glatten Wangen, was jedes mal geschah, wenn der Csikos hier war. „Ich grüße Dich, Gyura!' bewillkommte der Csarda-Wirt, ein martialisch blickender Fünfziger, mit der stolzen, selbstbewußten Haltung, der auch dem niedrigen Ungar eigen ist, den Csikos. „Wa rum so nachdenklich, mein Sobn? Hat die heilige

steht und dann sag', ob nicht Dein Gyura, der kühnste Csikos, der Mann dar nach ist, die Tat zu vollbringen.' Vergebens erscholl von draußen das laute Wiehern der Pferde an des Csikos Ohr. Mit einer Beharrlichkeit, die ihm sonst nicht eigen, wartete er, bis der letzte Gast die Schenke ver lassen hatte. Hinter geschlossener Tür saßen dann der Gyura, der Wirt, und seine Tochter beisam men in eifrigem Gespräch. Die Beratungen wur de» so gedämpft geführt, daß keiner des an der Tür vorüberschlürfendeu

Leprete tot oder lebend der Polizeiverwaltung zuführt, erhält obige Belohnung. Der Csarda-Wirt war ausgestanden und schritt von Unruhe getrieben auf und ab. Freilich war es so, daß berüchtigte Jndividien sich die einsam gelegene Csarda gern zum Schutz gegen Verfol ger erwählten. Wehe aber dem Wirten, der Ver rat an ihnen übte! Brandstiftung oder Mord waren noch jedesmal die Folgen gewesen. Währenddes flüsterte der Gyura und die Mir jam eifrig miteinander. „Für Deinen Vater ist das nichts, Mirjam

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Seite 12 von 28
Datum: 24.09.1910
Umfang: 28
und von dem roten Landwein, den der Wirt ihm vorgesetzt, Glas auf Glas leerte. Das brü nette Gesicht mit der Adlernase zeigte einen fremd ländischen Typus und einen finster-entschlossenen Ausdruck. Er trug eine blaue Bluse, die man hier zu Lande nicht trägt, und die Schirmmütze tief in die Stirn gedrückt. Dunkel färbte sich unter dem Genuß des Weines das kleine rote Mal auf seiner linken Wange. Die erhitzten Köpfe am anderen Ende des Tisches hatten sich wieder geeinigt. Der neue Gast erweckte ihr Interesse

die Csarda verließen. Die Mirjam war an das niedrige Fenster getreten und stieß dessen Flügel auf. Schwül und kräuterduftend Hrang die Nachtluft herein. In einer Ecke der Gaststube saß der Wirt. Er hatte die Mütze über die Augen gezogen nnd überließ sich offenbar dem Schlaf, Da ertönte plötzlich die Stimme des Gastes: .Ich will die Zeche bezahlen und aufbrechen. Der Alte schläft — gibst Du mir zum Abschied einen Kuß, Heidelerche, Du schöne?' Er hatte das Geld auf den Tisch geworfen; erhob sich und trat

wir von Zügeln! Die „Wegzehrung' hatte eine andere Wir kung, als die Sängerin erwartet. Hatte deren Schönheit den Gast entflammt, so ihre silberhelle Stimme nicht minder. Statt den Weg zum Aus gang zu nehmen, als sie schwieg, war er mit einem Satz bei dem Mädchen. Wie vorhin ihr Gesang, tönte jetzt ein Schrei aus Mirjams Munde in die Nacht hinaus. Mit zwingender Gebärde hatte der Fremde seinen Arm um ihren Leib gelegt und neigte sein Antlitz auf das ihre. In dem Augenblick, als der Wirt mit hoch erhobener

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