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Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 19 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
Marianne und Selda kommen zu der Szene und belustigen sich an der Verspottung des Wirtes. Diese bleiben auf dem Platze, während die Labara-Gesellschast abgeht. Marianne (Zur Schwester): Der Wirt wird sich nit wenig giften! (Beide Mädchen kichern laut.) (Ihnen im Rücken erscheint in eiligen Schritten der Wirt, der seine Larve vom Gesicht genommen hat.) Marianne ist einige Schritte von ihrer Schwester weggetreten. Der Wir! umfängt Marianne rücklings. Die nichisahnenden Mädchen schreien. Wirt

(Marianne nahe an sich haltend): Marianne, du z'nichte Sex, hast du die Labara angstiefelt gegen mi? Zur Straf werd i dir jetzt den Bart nppeln, wart! Avis (ebenfalls mit seiner Larve in der Kand, kommt zornfunkelnd zu der Szene): Du falscher Kund! Wirst dös Madl in Ruah lassen?! (ÜDer Wirt läßt erschrocken das Mädchen fahren. Kots pflanzt sich kampfbereit vor dem Wirt auf, legt seine Larve auf den Brunnentrog. Auch der Wirt tut dasselbe und stellt sich zum Gegenkampf.) Kois (im höchsten Zorn

): Was scherst du di schon wieder um mei Madl? Wir!? Ka? à?! Wirt (ebenso zornig): Und was scherst du di um mei Wirtschaft? Sag?! ài? ! Avis: 3 frag dì nur — was sichtet di alleweil die Marianne an? - - die du ha?! (Drohende Gebärde.) Wirt (ebenso): Und wem han denn i die schiane Labara zu verdanken? Ka?! Du Lump! Du ganz minderer! Kois (aufs äußerste gereizt, zum Schlag bereit): Sag dös Wort no amai, du miserabler Tropf — du! Wirt: Schaug du auf dein Bettelsack, du, dös für'n Tropf! (Schlägt dem Kois

ins Gesicht.) Avis (ganz außer sich, brüllend): Was, du — du — traust dir dei Aand dei dreckige, mir ins ©sich! z'sch lagen? Du welscher Keiler — du platsch- nasser! Wirst deine Pratzen von meinem Madl weglassen — du — ! (Die beiden raufen bei diesen letzten Worten des Kois erbittert. Zuletzt packt Kois den Wirt kraftvoll bei der Brust, beutelt ihn gewaltig und wirft ihn endlich rücklings von sich. Der Wirt bleibt wie tot liegen. Marianne und Selda haben mit Entsetzen und Jammern der Szene Zugesehen

und nun schreit Marianne: Avis! Um Gotteswillen der Wirt! Selda (die sich zum Wirt niederbückt, entsetzt): Er ist tot!! Avis (noch immer voll Zorn bebend): Ach was — Weiber! Marianne (ringt die Kände): Daß Gott erkenn! Selda (erregt): Die gachzornigen Manderà!! Avis (ernüchternd): Na, na, so grob fahlts nit! (Bück! sich zum Wirt nie- der und will ihn ausheben.) Valli! Stell di nit so! So grob Han is nit gmuen!! (Inzwischen haben sich Leute angesammelt.) J Der Vogelhàdler

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Bücher
Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 8 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
Die Bueben müessen sich ja jetzt schon nebenbei ausn Vogelhandel verlegen, daß sie sich dahuem durchdringen! Marianne (mißgestimmt): O, kümmere du di gjcheüer um deine Kinder! Wirt: Geh, hör aus — du granlig's Madl! (Slelll sich selbstgefällig neben das Mädchen.) Schaug her, wären wir zwoa. jetzt nit a schians Paar? Du, a schneidige Wirlin — und i — a schneidiger Wirt! — Kan a guets Gschäft und a no sinst oppes dazue — und — i sag dir's offen — (falsch und listig) der Kois wird decht

mit der Zeit — an Lump! Marianne (in heftigem Zorn fast schreiend) : Wirt, dös nimmst zruck! — oder — wart — dös wird dir huemzahlt! überhaupt — i bin ja decht nit hergangen, mit dir zu streiten! Der Vater hat mi hergschickt, dir zu sag'n, daß aus die Nacht die Fasnachtler bei dir zsammkömmen Völlen. — So — und jetzt geah i huem und gsöchen hast mi bei dir zum letzten Mal. (Geh! ab und schlägt zornig die Türe hinter sich Zu.) Wirt (für sich): Dös ist a zache — Köllleusel! Die müeßet i mir no a biszl feiner

kömmen meine Wein- panzelen — und nachher — (die Tür geht auf und Kois tritt ein). Kois tritt in die Wirtsstube, in der Kand eine Rollerlarve mit neuem Aufputz und frisch bemalt. Er blickt herausfordernd und unwirsch ans den Wirt, ohne ihn zu grüßen. Wirt (verstellt): An gueten Abend, Kois, bist nit guet aufglegt heut? Kois (tritt barsch und herausfordernd auf ihn zu): Laß di fragen, Wirt, was hast du mit mein Madl z'schasfen? Wirt (harmlos, verstellt): Nicht — Kois! Was soll i haben? Kois

(noch immer sehr hestig): Nicht? Wirk? Gar nicht? Wirt (überzeugend): A, an Gspaß — an kluenen halt! Einst nicht, bei- leibe nit. Kois (besänftigt, aber noch grollend und drohend): Wollt dir's a nit raten, Valtl, wenns mehr war, da derleid i nix! (Ist etwas ruhiger und tritt an den Tisch, die Maske vor sich hinlegend und sich eine Pfeife an- zündend.) Wirt (schmeichelhaft): Käst da an nuien Kopfputz, Kois, auf deiner Roller- larve? (Betrachtet die geschmückte Larve interessiert.) Laß schlugen! Kois

(schiebt die Larve dem Wirt hin). Wirt: And nui gsassen hast sie a wieder? Ausgezeichnet — sauber gmachj

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Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 13 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
&annes: Der Wirt kimnU! Franz (zum Schreiber): Was hast jetzt gschrieben, Stesi!? Siefs! (liest): !. Es ist vürgenommen, daß am Sonntag, den 2ö. Februarìus die letzte Versammlung ist für die, so am Schemenlaufen teilnehmen wöllen. 2. Am Unsinnigen Psinsiag ist das Schemenlausen. 2. Ist ausgesetzt, daß die Schemen keine neuen Sitten und Brüuch bei der Jmsier Fasnacht ausbringen sollen, ohne Wissen und Willen der alten Fasnachtler, sondern, es soll also gehalten werden, wie der Sitten Gewohnheit

von Altersherkommen ist. (Der Wirt und Kols treten ein). Wirt (zu den Gästen tretend): Ahi Seids wo il no da demand! (Nimm! die leeren Weingesäße in die Kand.) Darf i no an Wein bringen? Jörg: Na, mir giahn jetzt huem! Franz: Mir machen jetzt Schluß! Wirt: Schad, i Hütt enk gern no mein nuien Wein Mosten geben — dös war a ganz a fetus Tröpfl! Seppl (entrüstet): Warum hast uns den mt z'erst hertan? Spitzbue! Dös fpottschlechte- Gsüss kannst ein andermal selber sausen! (Die Leute brechen auf.) Wirt: Die nächste

Versammlung werd's woll a bei mir da abhalten? Jörg: Na, die ist beim Mondschein! Wirt: A — woll beim Mondschein wieder! Warum denn bei mir nit? Franz: Vergunn an andern halt a öppes, Neidkragen! Sannes: Brauchst an Strick? Käng di ans wegen die paar Glas Wem! Seppl (zum Zois und Kannes): Kömmts Bueben in d'Ängere. probieren mir no infern Sprung! (Man hört noch die Vollen und Schellen der Abgehenden.) Aktuarius: Ochsenymt — los ama! — wie steaht jetzt dei Each'mit dem Mühlenarund-B uebn? Wirt: Za mei

— Kerr Aktuar — nit guet — nit guet. Der Lump, der spottschlechte — der liederliche Lump, der Aktuarius (etwas abseits): Äa, ha, ha — Hearst, Tamper!, an Lumpen hoccht er ihn jetzt, den Mühlbauern-Buebn, den man alle Tag und alle Stund da in der Winsstuben hat troffen und dem der Ochsenwirt tag- lich a nette Anzahl Viertelen und Schnapsten eingschenkt hat! (Zum Wirt.) Ja, Wirt, hast decht altm mit dem Bueben dös größte Erbarmen ghabt — hast ihm viel und oft und gern z'trinken göb'n. An durstigen

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[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 47 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
— had ì's ersi herunterstreichen lassen! — Die dumme Kratzlerei! (Rust ins Kaus hinein.) Michl! «Steffi! Wo seids denn, ös Schnapskessel?! Ker da jetzt! (Die beiden Gerufenen kommen heraus, auch Lene er- scheint unier der Kausiüre mit einem Weinpumpel in der Kand.) Wirt: Wöllts enk an Wein verdienen? Dann müaßts heut schaugen, daß ös bei der Doppelhochzeil entn dem Kois die Braut wegdersteahlen könnt. Brautsteahlen, dös ist a alter Brauch und gibt kuen Fürübel!— Aber dem Wirt

, bei dem man die Braut auslösen muß, tragi's a guete Zech! — Drum aus! Tuet mir dem Kois die Braut steahlen! — Dem Kois! — Kabts g'heart! (Wicht und Steffi gehen ab, Lene bleibt noch unter der Türe stehen, den einen Arm in die Msle gestemmt.) AK tu a ri us (kommt mit seinem Mndchen von der Seite, wo der Koch- Zeitszug abging, Zum Wirt): Ah, — guten Morgen, Ochsenwirk! (Sieht sich die Lene vom Kops bis zu den Füßen an. Diese verschwindet scheniert im Kause.) Wirt: Gueten Morgen, Kerr Aktuarius! AK tu ari us (zum Wirt

, aus die Geige deutend): Kast du an nuten Schild aus dein Kauseck malen lassen, Wirt? Wirt (entrüstet): Ah, was, - die Kürbis haben mir mit Mistlacken wieder 's ganze Kaus versudelt! — Spitzbueben, verdammte! Aktuarius: Ah — wotl mit Mistlacken? — Tamper!, ha, ha, ha, Mist- lacken, gelt, sülle Färb rinnt in Imst halt gnueg umeinand — ha, Tamperl, Mistlacken g'nueg, ha, ha, ha! (Der Wirt geht ins Kaus und der Aktuar geht ein Stück weiter, im Gehen skandierend. Aber eine Weile bleibt er stehen.) Aktuarius

(sehr erfreut): Fix Seid! Wein! Tamperl, jetzt fallt mir a gueter Scheibenspruch ein, aus'n Scheibensunntig, Tamperl, wart, i sag dir ihn vür — patz aus: Die Scheibe, die Scheibe, die wear i jetzt treibe! In d' Luft an fuirigen Funkenkroas schreibe! Ist a a rechl's Gfrett! Jetzt Hütt der Ochsenwirt gern d' Marianne g'hölt Dem Madl ist aber der Wirt zu schlecht! Keh! Woaß niemand uene, die ihn gern mecht? Aa, ha, ha, Tamperl, wart, no uen! Keunt kann i sie g'rad aus'm Ärmel schütteln! Die Scheibe

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Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 7 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
Marianne (verächtlich): Jetzt, — da los! — Wirt! Bist du nit dem Kvis sein bester Freund? Wirt (gleichgültig): Freund? Was hoaßt der beste Freund? Freilich bin i dem àis sein Freund — er ist mir der beste Gast! Marianne: Dös war gredl! Wirt: Freilich bin i dem Kois der beste Freund! (Sich ereifernd.) Mir giahn miteinander in d'Fasnacht. I geah ihm als Scheller und er macht mir Roller. Und Scheller und Roller fallii ja a Liebspaarl vürstellen. Marianne (vonvurfsvoll spöttisch): A sauberer Freund

und a saubere Lieb, die dem Kameraden den Schatz abspenstig machen. Wirt (leicht): Sigsi, dös nimmt unsereins nit a so genau, Marianne. Es geaht da grad wie beim Kartenspiel; da sitzen a zwoa beinand und sein sin st die besten Freund — aber beim Karten kennt kuener den anderen. Wer die besten Trumps hat, der gwinni — und der andere — zahlt. Marianne (erstaunt und entrüstet): Dös machst ml schlecht. Wirt (mit gehobener Stimme und dem Mädchen aus die Schulter Klopsend) : ài! Madl, i brauch jetzt amal

a saubere — schneidige Wirtin — und — da much i meine Trumps spielen lassen. (Marianne umfangend.) Drum sag i dir no amal, schad bist für*« Avis. • Marianne (ausgebracht den Wirt abschüttelnd): Ah -- so miumst du? — Bei der Liab gang's grad wie beim Kartenspielen? Da könntest öpper woll am Kolzweg sein! — Laß di amal fragen, Wirt, wie lang ist's denn überhaupt her, daß man dir dein Weib begraben hat? — Ist's ein Vierteljahr her? — 3 glaub's nit! — (Empört.) Soviel ist dir die guete Kau! wert g'wesen

Bursch, dös ist wahr. Aber — die Schönheit vergeaht und die Lieb vergißt man und nacher was frißt man ? (Überlegen.) Was hat der Kols, bald er zum Äeiraten kimmt? Marianne: O heiliger Tappuachi! Da kümmere di nur nit drum. Wirt (schmeichlerisch, falsch): Ja, ja, i rat dir halt und muen dir's guet! ^ l.dew Bruder, der Franz, der zu deiner Schwester geaht, kriegt amal d'Kuemat — dös ist gwiß! Und die ist schon windig gnueg, 's Käusl — du lieber Gott — wenn da die Katz am Dach hockt, so langt

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Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 21 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
a Anlag hat und er sitzt in an Wirlshaus und ist schon a bißl angstochen — der Wirt siecht's — er gibt ihm aber trotzdem alleweil no uen Liter um den anderen, tuet da der Wirt recht? — Und wenn der andere nacher in sein Rausch gar öppes anstellt — sag'n mir, er zündet a Kaus an? Wer hat denn da eigentlich die Schuld? Selda: Da, muen i, haben die Schuld der Trinker und der Wirt; weil der dem uenen hilft Zu semer Untat! Marianne (säst ausgebracht): Aber i Han no nia gheart, daß man an Wirt für so öppes

a mitgstraft hält! — Sigsi und drum hak dem Valtl die Labara gheart. Selda: Ja, Marianne, aber was ist jetzt aus der Gschichk gworden? Marianne (weinend): Jesses Maria — ja, der Kois, mei Bua, hat in Ochsenwirt verschlagen. So ists mit die Man der in ihrem Gachzoarn und jetzt ist er Bäckin (aus einem Stock gestützt, humpelt heran): Ist decht dös a Arbet — ha — Madler? (Zu Marianne.) Woaßt schon Marianne? Den Wirt haben sie huembrach!, voller Bluet und ganz derschlagen. s'Bluet ist grunnen wie an Bach. Grad

ist der Bader bei ihm! Marianne (zur Bäckin voll Angst): Was hak er gsagt, dor Bader, sag Bäckin? Bäckin: Es werd a tolls Wunder brauchen, wenn der wieder zwögkömmen Ml, hat er gsagt, der Bader. Selda: Ja, lebt der Wirt? Ist er nit tot? Bäckin: Tot ist er nit! Marianne (befreit): O mein Gott! (Gehen alle ab.) Es dämmert. — Ein Mann zündet das Brunnenlämpchen an und geht still wieder fort. Ovis (kommt von der entgegengesetzten Seite, nach der er früher abge gangen ist, aus die Bühne. Verstört, eilig, suchend

, besieht den Platz, wo der Wirt gelegen.) (Mit gedämpfter Stimme und verhaltener Qual): Sie haben ihn fort! Bluet! Tot! — der Wirt — i — Hab ihn umbracht! 3 — na! — es ist nit wahr!! (Verzweifelnd sich die Kaare raufend.) O Gott! an Mörder — i! (Die Faust auf die Brust pressend.) Wei àemet: — 3mst! — Marianne! — Lebt wohl!! Schluß des 2. Aufzuges.

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Bücher
Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 20 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
Zuschauer I: Der Wirt — schaug! Zuschauer II: Der ist ja tot?! Marianne (Weinend zu àis): Avis! Mich'. — laus so gschwind di deine Meß tragen'. Selda: Ja, Kok, fluich! Zuschauer HI: Wie ist dös zuegangen? Marianne (zu Kois): Fort! gschwind — sie sperren di ein, sie bringen dì a um! Hois: J ^ fori? Von dir? Marianne! (Rüttelt wieder den Wirt.) Herr gott,, was Han i tan! Mei Lieb! Mei Zoarn! Zuschauer IV: Graffi haben sie! Zuschauer V: Wer denn? Selda (zu Kois): Es kömmen Leut, sie fassen

di — — sort! Zuschauer VI: Der Wirt und der Sois da! Ks is: Wohin? Marianne: Wer d'Grenz! Zuschauer I (ruft laut): Der Maler Kois hat den Ochsenwirt umbracht!!! (Allgemeine Empörung und Unruhe.) K ois (verZweiselt — schreit)': Dos ist nit wahr, na, dös Han i nit gwöllt! Marianne: Fluich! A Wachmann! Kois: Pfüei Gott! (Preßt flüchtig die Kand Mariannes, entwindet sich pfeilschnell der Menge, die sich seiner bemächtigen will und flieht.) Wachmann (stolz eilig herbei, besieht den am Boden liegenden Wirt

, um den sich einige starke Männer bemühen): Wo ist der Mörder? Einige ans der Menge (zeigen in die Richtung, in die der Kois ab- ging): Der Maler Kois?! Gegen Koad aufi hat man ihn springen söchett! Wach m a n n (läuft eilig in dieser Richtung ab). !. Mann (zum Wirt am Boden, schreiend): Wirt!! 2. Mann (ebenso): VaUU! Körst nit? 3. Mann: Der ist tot!! (Die Männer nehmen ihn aus und tragen ihn sort.) Marianne und Selda (weinend und jammernd): O inser liabe Frau, wie werd dös weitergiahn?! - (Die Menge Hai sich verzogen

, die einen dem Wirt nach, die anderen anderswohin. Marianne und Selda sind allein auf der Bühne.) Selda: Woaht, Marianne, a bißl gar z'viel haben sie dem Daltl schon gsagt mit der Labara — die Man der! Marianne (weinerlich, doch aufgebracht): Oha — dös muen i grad nit, Selda. Die Labara hat ihm gheart, dem geldgierigen, gwissenlosen Wirt! Was hat der schon für Anheil angrichtet in unserer Tmüen, mit , sei'm Schnaps! Wenn er gwißt hat, daß uener gern trinkt, um den hat er sich herumg'macht, hat ihn zruckg'höbt

7
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Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 9 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
— und die schianen Büsch! ! Wetd dir die Marianne gsteckt Haben — den Putz — ha? Avis (rauchend — nickt): Warum — stiert's di? Wirk: Ja — da paßt mein Kopfputz freilich nimmer zum deinen! Avis: Wo hast de! Schellerlarve, gib her! Wirt Geht aus einer Schublade die Larve heraus und reich! sie dem Avis): Schlecht ist er no nit — der Putz — schaug ama!! Avis (nimm! die Larve und beträchtet sie kennermäßig): Schlecht nit — • aber z'liecht ist er alleweil schon gwesen. Wirt: Wo aß wollZ Avis (legi

die Larve auf den Tisch neben die feine und erklär!): Zum Scheller sein Kopfputz g'hearen dunklere Büschel und der Kopsputz zum Roller söll mit Rechteren Blumen bfteckt sein. (Nimmt in die eine Kand die Schellerlarve und in die andere die Vollermaske.) Der Scheller ist der „WUde' und der Roller der „Schiatte!' Wirt: Avis, wenn i mein Kopfputz zur Otztaler Lene hintrüeg, daß sie mir ihn auffrischet? Ka? so wie er ist, paßt er nimmer zum deinen. Avis: Dös kannst ja tuen! Wirt: Und malen wirst mir woll

du die Larve, nit? Avis: à — ja, ja, die wear i dir schon fassen! Wirt: Und wenn du später mit mir zur Lene gingst? Du versleahst's besser als i, was da paßt — und könntest dos Madl richtig bedeutschen, wie sie den Kopfputz machen söll. Akiuanus kommt herein, Figur und Tracht des Dichters Karl von Lutterotti. Er lockt seinem Kündchen, einem Dackel. Aktuarius: Tamperl, Tamperl, da, da Tamperl! (Zu den Anwesend eil gewendet.) Gueten Abend beinand! (Er sucht sich ein gutes Plätzchen in der Gaststube

, von wo er alles übersehen kann. Tamper! ihm zu Füßen.) Wirt: Ah — der A err Aktuar! Gueten Abend, àrr Aktuar! Die Fasnachtler erscheinen. Der Wirt geht auf sie zu. Knappe, gegen- seifige Begrüßung. Dieser und jener trägt eine Larve oder ein anderes Fasnachtobjekt unter seiner Joppe. Seppl trägt einen Rollergürtl, ànnes eine große Kuhschelle in der Kand. Diese beiden kommen im bekannten Roller- und Schellersprung zur Türe herein. Jörg (ein biederer, launiger alter Tiroterbauerntyp; halb Ernst, halb Spaß): Verhüllte

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Bücher
Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 40 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
Wirt: Sei nil gar a so a giftige Kummel? Du könntest no froh sein müessen um so an Freier, wie i bin! Selb a (lachend): O jegerle, ha, ha, ha! Marianne: Bild dir grab dös nit ein und fchaug, daß du weiter kimmst! Wirt: Ja, wartest denn alleweil no auf'n Kois? Werst no lang warten können! Se Id a : Dös geaht di nix an, schaug, daß du weiterkimmst ! Marian ne: A so a frecher Lümml! UenZ grab im eignen Saus überfallen ! Wirt: Daß du's nur woM du grantige Kex, bei Kois is^ übers groatze Wasser

, der werd kaum mehr zurückkömmen! Und wenn, nacher hat er ja lang a andere. Andere Stadtlen, andere Madlen! (Marianne ist bei diesen Worten ganz traurig geworden.) Geld a (voll Zorn): Tue zue dei Maul, dei verlogenes? Dort ist die Tür? Du hast bei ins nicht z' suechen! (Zur Tür herein kommen die Spinnerinnen, fröhlich gestimmt, mit ihren Rocken.) Selda: Grad recht kömmts uns, Madler! A Wolf ist da in an Schafstall einbrachen; wölken wir ihm amal den Pelz ausk locken? (Die Mädchen umringen den Wirt

in neckischem Spiel, wobei sie ihn mit den Aockenstäben siechen und mit dem Flachsschopf Klopfen. Unker Absingen von Schnadahüpfeln (Lutterotti) tanzen sie eine Art Aeigen um den Wirt. Zuletzt hängt ihm ein Mädchen einen Flachszops mit einer großen Schleife über den Rücken. Zwei packen ihn bei den Ohren und führen ihn zur Tür hinaus. Dann reihen sich die Mädchen mit ihren Spinnrädern um den Ofen. Auch Selda setzt sich zu diesen, an einigen Webstücken putzend. Marianne, zwar noch etwas verstimmt, Kommt

auch herbei und Hilst ihrer Schwester. Die Mädchen spinnen eifrig.) Kanne: Also, die Luft war wieder sauber! Trine: Dem Wirt tätst du halt passen, Marianne! Marianne: 3 Hern ihn gar ni! Kömmen hcareni Thresl: Der werd seiner Lebtag nimmer g'scheiter! Lene (eine verspätete Spinnerin, kommt herein, im verweisenden Tone): Na, Madler, wias ös es treib ts, ist a bißl arg! Den Mir! a so zue- richten und verhohnekeln! Grad beim Kreuz oben ist er mir beköm- men mit dem Flachszops und der Maschn am Buggl

9
Bücher
Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 18 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
Die Weiber, die dem Schnaps sind hold, Sie zahlen nicht m barem Gold. Sit saufen brav — und sind nicht feig, Der Wirt gibt auch für Knödelteig. 6 Kai aber einer Kaus und Feld, Braucht er zum Saufen niemals Geld. Der Wirk, der schenkt ihm so lang ein, Bis Kaus und Feld und Viech ist sein. ? Der Mühlenbauer liegt am Tod. Ei, spricht der Wirt, es hat fate Not. Der alte Sünder stirbt wohl bald, Sein Bua erbt Kof und Feld und Wald. 8 Der Crbe aus dem Mühlengrund, Der seinen Durst nie zwingen kunnt

, Er spielt wie Keid und sauft wie Lump Im Ochsen auf Kredit und Pump. 9 Doch diesmal — g'scheiter Ochsenwirt, Äat dich das Schicksal angeschmiert! Der Teufel ratet dir mi schlecht. Ein Mühlenhof war freilich recht. 10 Den Vater trug man bald hinaus. Da kommt ein feiner Aerr in's Kaus. Es war des Bauern erster Sohn, Den kotgeglaubt man lange schon. lì Der übernimmt nun Kaus und Feld, Sein Bruder Lump kein'n Knopf erhält. Daneben hockt, mit langem G'ficht, Der schlaue Wirt — o dumme G'schicht

! 12 Der Branntweinmischer, Bodenfratz. Er paßt jetzt auf ein frisches Aas: Bis ihn einmal der Teufel holt — Und in der Kölle sakrisch sohlt. Me A exen erscheinen und Wren ihren Tanz auf. Der Teufel — Hexenmeister hat den Wirt als Puppe in einem Kessel und kleine Teufel machen unter demselben ein Feuer.

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Bücher
Jahr:
[ca. 1949]
¬Der¬ Vogelhändler von Imst : Sitten und Brauchtum im Tiroler Volksleben. Schauspiel in 6 Aufzügen
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Seite 39 von 142
Autor: Walch-Gfall, Jakobine / von Jakobine Walch-Gfall
Ort: Imst
Verlag: Bine Walch
Umfang: 47 S. : Ill.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.557
Intern-ID: 530040
5. Aufzug Die beiden Brauks daheim. Spinnerinnen HMeà: Eine Webestube aus der Slrelezeit. Personen: 1. Marianne 2. Selda 3. Kanne 4. Trine 5. Thres! g. Sepha 7. Lena 8. Wirt 9. Reitknecht w. Akwarius Seida webt an ihrem Webstuhl, Marianne steht im Hintergründe vor einem geöffneten Wäscheschrank und ordnet Wäschestücke. Mehr im Vordergrunde befindet sich der Osen mit der Ofenbank ringsum. Geld a (webt und singt dazu): Es regnelet Es fchneibelei Es geaht a kuehler Wind! Mein Schatz

, der ist nach Cngeland. I woaß nil, wenn er kimmk. Jetzt ist er halt geKomment Was hak er mir gebracht? Ein Ringelein am Finger, Goldvögelein im Sack! (Alkes Volkslied) (©arianne ist noch immer mit Ordnen beschäftigt. Der Wirt kommt zur Türe herein; die Mädchen bemerken ihn nicht. Er schleicht an Marianne heran, umfängt diese rücklings und will sie küssen.) Marianne (erschrocken): Jesses Maranta, du bist's, du wüester Klachl? Seid a (kommt Marianne zu Kilfe und droht mit der Spindel): Latz sie aus, du alter Sünder

! — Oder t renn dir die Spindel in Leib! (Steht drohend vor ihm.) Wirt: Oha! Zwoa Wespen aus uenmal! (Läßt das Mädchen los.) Marianne: A weck, deine Pratzen, deine unsauberen!

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