geschenkt. Das hatte mit zur Folge, daß die deutsche Schiffahrt fast völlig von größeren Katastrophen solcher Art verschont geblie ben ist. Sein Kameraö Von Hermann Müller Der Kameradschaftsabend der Betriebs gemeinschaft war auf feinem Höhepunkt an gelangt. Alles war in bester Stimmung. Der Betriebssichrer hatte seine Rede zu Ehren Wilhelm Lennes beendet. Wilhelm Lenne, dem keiner seine fünf undsechzig Jahre ansah, nahm mit strahlen dem Gesicht die Glückwünsche seiner Arbeits kameraden entgegen
-und schlechte. Und die schönste aus Ihrem reichen Schatz an Erfahrung»», die, lieber Herr Lenne, erzählen Sie uns.' Der Jubilar nickte und fuhr sich mit der Hand durch das greise Haar, wie es seine Kameraden von ihm gewohnt waren, wenn er etwas besonders Wichtiges zu sagen hatte. „Sammeln Sie sich noch einige Minuten. Lieber Herr Lenne, die Musik spielt Ihnen zur Muße den Marsch „Alte Kameraden'. Und während die Klänge des flotten Marsches durch den Saal rauschten, dachte Wilhelm Lenne nach. Erinnerungen
und traurigen Dingen... Doch, das schönste Erlebnis sollte er er zählen. Da endete die Musik und er mußte anfangen. Und, weiß der Himmel, wie das zuging, auf einmal war es lebendig in ihm, als ob es gestern geschehen wäre, das Er lebnis, und war doch schon, ja fast auf den Tag, achtundvierzig Jahre her. Wilhelm Lenne stand auf, strich sich wieder gedankenvoll mit der Linken durch das Haar und begann: „Arbeitskameraden, wenn wir heute meine fünfzigjährige Zu gehörigkeit zum Betrieb feiern
wird,' sagte Licht weiter, „Gnade dir, Wilhelm, der schmeißt dich raus und schreibt dir 'n Zeugnis, daß dich keiner mehr einstellt! Zur Gesellenprüfung kommst erst recht nicht.' Ich war todunglücklich; ich mußte an meine Mutter denken, die froh war, in einem Vierteljahr mich aus der Lehre zu haben, und schon mit den Groschen rechnete, die ich dann heimbrächte. Ich stand da und wußte nicht, was ich tun sollte, bis mich Licht anbrüllte: „Los, heb' den Satz vom Boden auf!' Und er bückte
sich mit. „Und das tust du, Lauser, mir an, mir, der ich's gut vorhatte mit dir wie ein Vater!' Da begriff ich, wie der alte Licht sich für den Fehler, den ich gemacht hatte, verant wortlich fühlte. Und ich heulte wie ein Schloßhund. „Laß das Flennen', sagte der alte Licht weich. „Wir müssen sehen, wie wir den Schaden wieder gutmachen.' Wilhelm Lenne schwieg einen Augenblick. „Und der alte Licht hat ihn gutgemacht. Zum Glück war es ein Viertel vor der Mittagspause, als das Unglück geschah. Um halb ein Uhr