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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 10 von 12
Datum: 09.12.1910
Umfang: 12
nicht danach zumute, in solcher Gesellschaft zu sein, er genierte sich aber doch und setzte sich an einen der Tische in der Ecke des Zimmers. Das war ein Leben! Der Wein floß in Strömen. Behäbige Bürger, junge Männer, gescheitelt und gebügelt, tobten wie toll umher. Wilhelm Bergmann über kam eine innere Unruhe, als er dieses Treibeu sah. Jetzt kamen ihm die Erlebnisse seiner Reise ins Ge dächtnis, die Worte, die so mancher dieser Leute ihm zugerufen: „Vagabund, geh' arbeiten

!" „Wie ist doch die Welt ungerecht! Hier Lachen, Jubel, Fröhlichkeit! — — Dort Streit, Not und bitteres Elend!" dachte er bei sich. Wilhelm Bergmann hatte sein Glas ziemlich ge leert, als er erschreckt zusammenfuhr. Ihm gegen über saß ein junges Mädchen heiter und fröhlich lachend auf dem Schoß eines jungen Mannes. — Zornesröte überflog sein Gesicht. Sah das Mäd chen nicht seiner Schwester Anna ähnlich? Doch nein, das konnte, das durfte sie nicht sein, nein, nicht die Schwester! — Jetzt machte sich das Mädchen

aus den Armen des jungen Mannes los und trat Wilhelm Berg mann näher. „Warum so traurig, junger Mann?" sprach sie, als sie sich anschickte, ihre weichen Arme um seinen Hals zu legen. Mit einem Satz war Wilhelm Bergmann aufge sprungen; seine Hände krallten sich fest in die Schul tern des jungen Mädchens und mit dem Schrei: „Dirne, verfluchte!" schleuderte er sie von sich. Regungslos stand Bergmann da. Leichenblaß war sein Gesicht. „Die Schwester eine Dirne!" bebten seine Lippen. Das Mädchen

, aber jetzt kannst du hier im Orte bleiben, es ist der Anfang gemacht, es ist besser geworden!" „Dann will ich mithelsen, Schwester, es ganz zu vollbringen!" erwiderte Wilhelm Bergmann. Bald kamen beide an die Maschinenfabrik von Brand & Sohn. „Dort wird der Anfang gemacht!" ries Wilhelm Bergmann voller Freude, „durch die Liebe gewinne ich sie alle. Brand & Sohn, w i r bleiben trotzdem Sieger!" „Glück zu deinem Werke, Bruder!" sprach die Schwester, und schluchzend siel sie ihm uin den Hals. Es war Nacht

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Unterinntaler Bote
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Seite 12 von 20
Datum: 15.11.1913
Umfang: 20
, K wig. 5 u. Fori cher, 3 pflanzen reifer, \ zen, Al Ziersträ cher, K- usw. Pi l St von 10 fer 200/ Wild, £ strafte 1 Ti Es lat Hi Ziiu Sl zu b: Lands M 8. Gnc Bitte i An dem Tage, an welchem Belinda zurückkehren sollte, erzählte mir ein Brief von ihr ihre Erlebnisse. „Ich darf nicht zurückkehren, mein liebes Fräulein Wilson", schrieb sie. „Morgen werde ich der Frau Griffiths und dem gütigen Herrn Wilhelm diese Mitteilung schreiben. Anna hält es nicht für recht, Vater hängt an mir und bedarf

meiner, da jetzt meine beiden Schwestern sein Haus verlassen werden. Wie oft werde ich an Euch alle denken — an alle mir erwiesene Güte, an die schö nen Rosen und an mein trautes Zimmer! Glau ben Sie, ich dürfe Frau Griffiths um ein Buch zum Andenken bitten? Ich möchte gern den kleinen, grü nen Band „Der goldene Schatz", welcher im Turm zimmer liegt. Ach! daß ich Euch alle nicht mehr Wie dersehen foTI! Le ben Sie Wohl! Tausend Dank für Ihre und Frau Herminens Güte. Ihre Sie liebende Belinda." Wilhelm hatte das gefürchtet

. Sie erzählte mir nachher, was sie getan. Anna war glücklicherweise nicht zu Hailse. Herr Barly war unten, und Hermine konnte zu ihm sprechen, ehe Belinda herunterkam. Der alte Mann ließ sich immer durch andere beeinflussen und war seit seiner Krankheit noch un entschiedener. Er war trostlos, als Hermine ihm in ihrer bestimmten Weise sagte, daß er wahrscheinlich das Lebens glück zweier Menschen durch seine unzeitige Einmischung zer störe. Belinda kam endlich und sah fast ebenso elend aus wie Wilhelm Grif

'", sagte Herr Barly. Belinda gab schüchtern, jedoch nicht ungern nach. Im Wagen begann Hermine sie auszufragen. Belinda sagte, sie sei nicht wohl gewesen. Sie habe viele schlaflose Stunden und schlechte Träume gehabt. Errötend gestand sie, daß sie geträumt habe, Wilhelm liege tot im Küchengarten. Sie hatte versucht, fröhlich und fleißig zu sein wie sonst, aber sie fühlte sich unglücklich und undankbar. — „Was für ein törichtes Mädchen ich bin!" sagte sie. „Habe ich den armen Mann elend gemacht

ihn, zuerst erschrocken über ihre Kühnheit und all mählich mehr Mut gewinnend. Es war so still, so süß- vas neue hessische canckesmuleum in Kassel. Die neue Kaiser Wilhelm-Brücke in Trier. 4P

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Tiroler Post
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Seite 16 von 20
Datum: 14.11.1913
Umfang: 20
, an welchem Belinda zurückkehren sollte, erzählte mir ein Brief von ihr ihre Erlebnisse. „Ich darf nicht zurückkehren, mein liebes Fräulein Wilson", schrieb sie. „Morgen werde ich der Frau Griffiths und dem gütigen Herrn Wilhelm diese Mitteilung schreiben. Anna hält cs nicht für recht, Vater hängt an mir und bedarf meiner, da jetzt meine beiden Schwestern fein Haus verlassen werden. Wie oft werde ich an Euch alle denken — an alle mir erwiesene Güte, an die schö nen Rosen und an mein trautes Zimmer! Glau ben

Sie, ich dürfe Frau Griffiths um ein Buch zum Andenken bitten? Ich möchte gern den kleinen, grü nen Band „Der goldene Schatz", welcher im Turm zimmer liegt. Ach! daß ich Euch alle nicht mehr Wie dersehen soll! Le ben Sie wohl! Tausend Dank für Ihre und Frau Herminens Güte. Ihre Sie liebende Belinda." Wilhelm hatte das gefürchtet. War sie einmal fort, so wußte er instinktiv, daß sie nicht zurückkehren werde. Ich wußte nicht, wie es dem armen Manne jetzt ging. Er wich uns aus und blieb allein; aber einmal traf

fin den; sie konnte uns nicht ohne Hilfe er reichen ; das sagte ich der Frau Grif fiths, als sie von dem Gram ihres Sohnes und von dem veränderten Aussehen sprach. „Wenn Sie uns den Wagen leihen," sagte ich, „so wird Hermine oder ich morgen nach Haidedorf fahren, und gewiß werden wir sie zurückbringen." Hermine fuhr dorthin. Sie erzählte mir nachher, was sie getan. Anna war glücklicherweise nicht zu Hause. Herr vas neue heMlche Landesmuseum in Kalle! Die neue Kaller Wilhelm-Drücke in Irrer. Barly

war unten, und Hermine konnte zu ihm sprechen, ehe Belinda herunterkam. Der alte Mann ließ sich immer durch andere beeinflussen und war seit seiner Krankheit noch un entschiedener. Er war trostlos, als Hermine ihm in ihrer bestimmten Weise sagte, daß er wahrscheinlich das Lebens glück zweier Menschen durch seine unzeitige Einmischung zer störe. Belinda kam endlich und sah fast ebenso elend aus irie Wilhelm Grif- siths. Sie stürzte mit einem Freu denschrei in Her minens Arm und fragte eifrig

sie auszufragen. Belinda sagte, sie sei nicht wohl gewesen. Sie habe viele schlaflose Stunden und schlechte Träume gehabt. Errötend gestand sie, daß sie geträumt habe, Wilhelm liege tot im Küchengarten. Sie hatte versucht, fröhlich und fleißig zu sein wie sonst, aber sie fühlte sich unglücklich itnb undankbar. — „Was für ein törichtes Mädchen ich bin!" sagte sie. „Habe ich den armen Mann elend gemacht? O, ich werde mir mein Leben lang Vor würfemachen. O, Frau Her mine, was soll ich tun?" Hermine antwortete

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Lienzer Nachrichten
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Seite 12 von 16
Datum: 11.11.1913
Umfang: 16
zurückkehren sollte, erzählte mir ein Brief von ihr ihre Erlebnisse. „Ich darf nicht zurückkehren, mein liebes Fräulein Wilson", schrieb sie. „Morgen werde ich der Frau Grisfiths und dem gütigen Herrn Wilhelm diese Mitteilung schreiben. Anna hält es nicht für recht, Vater hängt an mir und bedarf meiner, da jetzt meine beiden Schwestern sein Haus verlassen werden. Wie oft werde ich an Euch alle denken — an alle mir erwiesene Güte, an die schö nen Rosen und an mein trautes Zimmer! Glau ben Sie, ich dürfe

Frau Griffiths um ein Buch zum Andenken bitten? Ich möchte gern den kleinen, grü nen Band „Der goldene Schatz", welcher im Turm zimmer liegt. Ach! daß ich Euch alle nicht mehr Wie dersehen soll! Le ben Sie wohl! Tausend Dank für Ihre und Frau Herminens Güte. Ihre Sie liebende Belinda." Wilhelm hatte das gefürchtet. War sie eininal fort, so wußte er instinktiv, daß sie nicht zurückkehren werde. Ich wußte nicht, wie es dem armen Manne jetzt ging. Er wich uns aus und blieb allein; aber einmal traf

Belinda herunterkam. Der alte Mann ließ sich immer durch andere beeinflussen und war seit seiner Krankheit noch un entschiedener. Er war trostlos, als Hermine ihm in ihrer bestimmten Weise sagte, daß er wahrscheinlich das Lebens glück zweier Menschen durch seine unzeitige Einmischung zer störe. Belinda kam endlich und sah fast ebenso elend aus wie Wilhelm Grif fiths. Sie stürzte mit einem Freu denschrei in Her minens Arm und fragte eifrig nach uns allen. Her- Mine sprach sehr entschieden

gewesen. Sie habe viele schlaflose Stunden und schlechte Träume gehabt. Errötend gestand sie, daß sie geträumt habe, Wilhelm liege tot im Küchengarten. Sie hatte versucht, fröhlich und fleißig zu sein wie sonst, aber sie fühlte sich unglücklich und undankbar. — „Was für ein törichtes Mädchen ich bin!" sagte sie. „Habe ich den armen Mann elend gemacht? O, ich werde mir mein Leben lang Vor würfe machen. O, Frau Her mine. was soll ich tun?" Hermine antwortete ihr ernst, daß sie ihr Herz prüfen solle. Am großen Tore

vom .Schloßgarten ließ sie das Mädchen aus steigen. wäh- . rend sie selbst un Wagen nach Hanse fuhr. Die Dämmerung beherrschte den Rosengarten. Belinda traf den Torschließer, welcher den Hut abnahm und ihr sagte, sein Herr sei im Garten. Anstatt in das Haus zu gehen, eilte sie nun durch den Garten, über die Rasenplätze, durch die Lauben und Alleen; sie suchte ihn, zuerst erschrocken über ihre Kühnheit und all mählich mehr Mut gewinnend. Es war so still, so süß- vie neue Kaller wilhelm-brücke in Trier,

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 13.03.1922
Umfang: 16
über den Hortbetrieb. Der Ausschuß. Käme» net Republik! Der Einzelrichter des Landesgerichtes Feldkirch hat in der Hauptoerhandlung am 16. Dez. 1921 in Gegenwart des SrA. Dr. Bitfchnau, der Angeklagten 1. Joses Aumann, 2. Anten Metzler, 3. Wilhelm Henning und des Verteidigers ad 1) Dr. Feuerstein, ad 2) Dr. Iuffmann im v. V. über den vom Ankläger gestellten Antrag auf Bestrafung der drei Angeklagten wegen Ver brechens nach 8 11 Preistr.-Ges. bezw. Anton Metzler wegen Mitschuld § 5 daran, Wilhelm Nennin-g überdies

, einmal wegen Diebstahls vorbestraft; 3. Wilhelm Nenning, geboren in Hittisau am 25. Mai 1885, zust. Hittisau, r.-k., verh., Bauer in Hittisau, ver mögend, Eltern: Kaspar und Maria Mb. Bilgeri (9 Kin der 14—28 I. a.), straflos, sind schuldig, es haben: 1. Josef Aumann am 20. Sepll 1921 in Hittisau es unternommen. 2 Stücke Rindvieh im Werte von 275.000 Kronen, entgegen dem bestehenden Verbote, nach Bayern, sohin ins Ausland zu schaffen; 2. Anton Metzler, Mitte September 1921 in Hittisau, auf der Alpe

Schwarzenbergerplatte, zur Ausübung des Schmuggels (Zah! 1) durch Gestattung der Unterbrin- gung des Viehes in dieser Grenzalpe, durch Feigen des Weges und ähnlichen Vorschub geleistet; 3. Wilhelm Nenning im August oder September 1921 in Hittisau van der österr. Alpe Güntle aus 3 Veh- stücke im Werte von jedenfalls 300.000 IT, entgegen dem bestehenden Verbote nach Bayern, also ins Ausland ge schafft und am 15. Juli 1921 aus der wegen Maul- und Klauenseuche gesperrten Alpe Güntle 3 Kühe und 1 Stier entgegen dem bestehenden

Verbote, ohne tierärztliche Un tersuchung abtreiben lassen. Es haben dadurch begangen: Josef Aumann zu 1: das Verbrechen des Schmuggels im Sinne des 8 11 Preisir..-- Gef.; Anton Metzler zu 2: das Verbrechen des Schmug gels als Mitschuldiger im Sinne des 8 5 SkG. und 8 11 Preistr.-Gef; Wilhelm Nenning zu 3: das Verbrechen des Schmuggels im Sinne des 8 11 Preistr.-Gef. und die Uebertretung des Tierfeuchengesttzes nach 8 26 und 8 64 TSGes., und werden hlefür verurteilt, alle drei Ange klagte gemäß

8 11 Preistr.-Oles., Wilhelm Nenning über dies gem. 8 35 StG. unter Anwendung des 8 54 Stö bei allen drei Angeklagten, bei Wilhelm Nenning überdies des 8 55 StG.: 1. Josef Aumann zum schweren Kerker in der Dauer von zweieinhalb (2XH Monaten, verschärft durch ein hartes Lager; 2. Anton Metzler zum schweren Kerker in der Dauer von sechs (6) Wochen, verschärft durch ein hartes Lager im Dunkelarrest: 3. Wilhelm Nenning zum schweren Kerker in der Dauer von drei (3) Monaten, verschärft durch ein hartes Lager

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Unterinntaler Bote
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Seite 10 von 20
Datum: 08.11.1913
Umfang: 20
?" Der Türvorhang wurde aufgehoben und der Herr des Hauses trat in den Saal; er trug eine Ledertasche und einen Ueberzieher über seinem Arme. Als er am Buffet vorbei ging, hakte sich der Knopf des Ueberrockes in die Franse des dort aufgedeckten Tischtuches, und in einer Minute wurde das Tuch nebst allen auf demselben stehenden Gläsern und Tellern mit lautem Krach heruntergerissen. Wilhelm befahl fröhlich den Bedienten, die Scherben auf zulesen; er legte die Tasche und den Rock auf einen Stuhl und ging

durch das Zimmer zu den beiden erschrockenen Gästen am Ende des Tisches. Nachdem er dem alten Barly die Hand geschüttelt und Bella mit kurzem Kopfnicken begrüßt, wußte er nichts zu sagen als: „Hoffentlich sind Sie aus freiem Entschluß hieher ge kommen, Fräulein Barly?" Und er schielte scheu nach ihr hin. „Ja", antwortete Bella mit entzückendem Augen aufschlagen. „Dann bin ich Ihnen sehr dankbar", sagte Wilhelm. . Dies war eine so erstaunlich höfliche Antwort, daß Belindas Mut stieg; aber sie bebte

wieder, als Wilhelm, der noch mit seiner Befangenheit kämpfte, sich an ihren Vater wendete und in rauhestem Tone sagte: „Sie werden uns morgen früh verlassen, aber ich hoffe, wir werden Ihre Fräulein Tochter lange hierbehalten." . Der arme Bursche meinte es nicht böse und wollte nur das Gespräch weiterführen, aber Bella dachte in ihrem Herzen, er sei ein grausamer Bär, und nachdem Wilhelm diesen.Eindruck gemacht, ein Dutzend Weingläser zerbrochen und in scheuer Angst geschwitzt hatte, wünschte er den beiden gute

Vergoldungen, roten Draperien, strahlenden Kerzen, Gemälden und Silber geräten. Diese kostbaren, leblosen, überflüssigen Dinge ge hörten ihm; er konnte sich eine Menge derselben anschaffen — aber ein holdseliges Mädchen zur Gefährtin für ihn? Nein, das konnte nicht sein — nicht für einen solchen Mann, wie er war. Zum erstenmal in seinem Leben blieb Wilhelm an diesem Abend vor dem großen Spiegel auf dem Treppenabsatz stehen. Er sah einen großen, plumpen, breitschulterigen Burschen mit zottigen: Haar

, seine kleinen, braunen Augen und starken, weißen Zähne glichen denen eines Hundes. Er machte einen ungeschickten, schnellen Sprung im Zorn und Aerger über seine eigene Erscheinung. „Ach! daß das Glück des Lebens und die beseligende Liebe von der Geschicklichkeit der Schneider, des Friseurs und anderen Nichtigkeiten abhängt", stöhnte der arme Wilhelm, als er in sein Schlafzimmer ging. Frau Griffiths hatte mich am Abend der Ankunft Bellas zu sich rufen lassen und bat mich, mit Fräulein Barly zu sprechen, ehe

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Unterinntaler Bote
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Seite 10 von 20
Datum: 15.11.1913
Umfang: 20
gewesen sind. Ein Gefühl des Zwanges herrschte zuerst zwischen Wilhelm und Belinda, aber es verschwand allmählich. Oft spielte er auf seine Werbung an, aber in so hoffnungsloser, sanfter Weife, daß sie ihm nicht zürnen konnte; dennoch war sie unruhig und unglücklich. Sie fühlte, daß es eine falsche, unangenehme Stellung war. Sie konnte es nicht ertragen, ihn traurig und elend zu sehen. Noch schlimmer war es, sein Gesicht glückstrahlend zu erblicken, Wenn sie zufällig die Schloßgarten-Villa „daheim" nannte

oder von den Rosen des nächsten Jahres sprach. Er sollte sie nicht mißverstehen. Sie vermochte es nicht, ihm durch harte Worte wehe zu tun, und doch fühlte sie zuweilen die Pflicht, dieselben aus zusprechen. Eines Tages begegnete sie ihm auf dem Rückwege zur Villa auf der Straße. Das Rollen eines vorübergehenden Wagens gab Wilhelm Vertrauen, und an ihrer Seite gehend, wagte er zu sagen: t „Jetzt weiß ich nie, welch eine entzückende Ueberraschung mich an jeder Straßenecke erwarten kann. Ach, Fräulein Bella

zu haben. An jenem Tage kam sie zu mir und erzählte mir ihr kleines Erlebnis. Es gab fast so viele Gründe für ihr Bleiben als für ihr Weggehen, dachte das arme Kind. Ich konnte ihr nicht raten, wegzugehen, denn sie half ihrer Familie durch ihre Geldsendungen. Frau Griffiths bedurfte ihrer, Wilhelm würde gern alles gegeben haben, um sie im Hause zu behalten; das wußten wir sehr wohl. Die Verhältnisse bestimmen oft die Ereignisse, und die Menschen mit ihrem Willen und ihrer Erkenntnis des Guten und Bösen

sind nur passive Werkzeuge in der Hand der Vorsehung. Briefe meldeten, daß Herr Barly krank sei; Belinda kam eines Tages mit kummervoller Miene und einem Billet in ihrer zitternden Hand zu Frau Griffiths, um ihr zu sagen, daß sie sogleich zu ihm müsse. „Dein Vater ist krank," schrieb Anna, „die Umstände er fordern Deine augenblickliche Rückkehr zu ihm." Wilhelm war zufällig anwesend, und als sie das Zimmer verließ, folgte er ihr in den Korridor. „Sie werden gehen?" fragte er. „Ich weiß nicht, was Anna

mit „den Umständen" meint, aber Papa ist krank und bedarf meiner", antwortete Belinda fast weinend. „Und ich bedarf Ihrer," sagte Wilhelm, „aber das kommt natürlich nicht in Betracht. Gehen Sie — gehen - Sie, da Sie es wünschen." Vielleicht war es gut, daß sie ging, dachte Bella, als sie ihre Koffer packte. Wilhelms trauriges Gesicht verfolgte sie; es schien ihr, als nehme sie es mit den Habseligkeiten in ihrem Koffer mit. Es wäre schwierig, die Gefühle des armen Burschen zu beschreiben, als er das Gepäck

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Tiroler Post
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Seite 14 von 20
Datum: 14.11.1913
Umfang: 20
sie, ihr Sohn sei zu hastig gewesen und Belinda werde mit der Zeit einen anderen Ent schluß fassen. Den auf ihrem letzten Krankenbett liegenden Leuten erscheinen die Täuschungen, die Wünsche und Hoff nungen des Lebens sehr wunderlich. Sie vergessen meistens, daß sie einst auch sehnsüchtig und hoffnungsvoll gewesen sind. Ein Gefühl des Zwanges herrschte zuerst zwischen Wilhelm und Belinda, aber es verschwand allmählich. Oft spielte er auf seine Werbung an, aber in so hoffnungsloser, sanfter Weise

. , Eines Tages begegnete sie ihm auf dem Rückwege zur Vrlla auf der Straße. Das Rollen eines vorübergehenden Wagens gab Wilhelm Vertrauen, und an ihrer Seite gehend, wagte er zu sagen: . „Jetzt weiß ich nie, welch eine entzückende Ueberraschung mich an jeder Straßenecke erwarten kann. Ach, Fräulein Bella, mein ganzes Leben könntä ein langer Traum des Glückes sein, wenn —" "Sprechen Sie nicht wieder in dieser Weise, sonst müßte ich fortgehen", unterbrach ihn Bella und ging in ihrer Auf regung dicht

, denn sie half ihrer Familie durch ihre Geldsendungen. Frau Griffiths bedurfte ihrer, Wilhelm würde gern alles gegeben haben, um sie im Hause zu behalten; das wußten wir sehr wohl. Die Verhältnisse bestimmen oft die Ereignisse, und die Menschen mit ihrem Willen und ihrer Erkenntnis des Guten rrnd Bösen sind nur passive Werkzeuge in der Hand der Vorsehung. Briefe meldeten, daß Herr Barly krank sei; Belinda kam eines Tages mit kummervoller Miene und einem Billet in ihrer zitternden Hand zu Frau Griffiths

, um ihr zu sagen, daß sie sogleich zu ihm müsse. „Dein Vater ist krank," schrieb Anna, „die Umstände er fordern Deme augenblickliche Rückkehr zu ihm." Wilhelm war zufällig anwesend, und als sie das Zimmer verließ, folgte er ihr in den Korridor. „Sie werden gehen?" fragte er. „Ich weiß nicht, was Anna mit „den Umständen" meint, aber Papa ist krank und bedarf meiner", antwortete Belinda fast weinend. „Und ich bedarf Ihrer," sagte Wilhelm, „aber das kommt natürlich nicht in Betracht. Gehen Sie — gehen

. Ehe er früh morgens fortfuhr, blickte er liebevoll nach ihren Fenstern. Eines Morgens begegnete er ihr am Ausgang des Parkes. Sie blieb im Schatten der großen Espe stehen; sie hielt die Falten ihres Rosakattunkleides zurück, um die Pferde vorbei fahren zu lassen. Ihre blauen Augen blickten lächelnd zu rhm auf, sie grüßte durch ein Neigen des Kopfes und trat wegen der Pferde zurück. Jeden Morgen blickte Wilhelm unter den Espenbaum, ob sie zufällig dort stehe, wenn er sie auch erst

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Lienzer Nachrichten
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Seite 10 von 16
Datum: 11.11.1913
Umfang: 16
ihres Krankenzimmers. Vielleicht dachte sie, ihn (Lohn sei zu hastig gewesen und Belinda werde mit der Zeit einen anderen Ent schluß fassen. Den auf ihrem letzten Krankenbett liegenden Leuten erscheinen die Täuschungen, die Wünsche und Hoff nungen des Lebens sehr wunderlich. Sie vergessen meistens, daß sie einst auch sehnsüchtig und hoffnungsvoll gewesen sind. Ein Gefühl des Zwanges herrschte zuerst zwischen Wilhelm und Belinda, aber es werschwand allmählich. Oft spielte er auf seine Werbung

sie zuweilen die Pflicht, dieselben aus zusprechen. Eines Tages begegnete sie ihm auf dem Rückwege zur Villa auf der Straße. Das Rollen eines vorübergehenden Wagens gab Wilhelm Vertrauen, und an ihrer Seite gehend, wagte er zu sagen: „Jetzt weiß ich nie, welch eine entzückende Ueberraschung mich an jeder Straßenecke erwarten kann. Ach, Fräulein Bella, mein ganzes Leben könnte ein langer Traum des Glückes sein, wenn —" „Sprechen Sie nicht wieder in dieser Weise, sonst müßte ich fortgehen", unterbrach

. Ich konnte ihr nicht raten, wegzugehen, denn- sie half ihrer Familie durch ihre Geldsendungen. Frau Griffiths bedurfte ihrer, Wilhelm würde gern alles gegeben haben, um sie im Hause zu behalten; das wußten wir sehr wohl. Die Verhältnisse bestimmen oft die Ereignisse, und die Menschen mit ihrem Willen und ihrer Erkenntnis des Guten und Bösen sind nur passive Werkzeuge in der Hand der Vorsehung. Briefe meldeten, daß Herr Barly krank sei; Belinda kam eines Tages mit kummervoller Miene und einem Billet

in ihrer zitternden Hand zu Frau Griffiths, um ihr zu sagen, daß sie sogleich zu ihm müsse. „Dein Vater ist krank," schrieb Anna, „die Umstände er fordern Deine augenblickliche Rückkehr zu ihm." Wilhelm war zufällig anwesend, und als sie das Zimmer j verließ, folgte er ihr in den Korridor. „Sie werden gehen?" fragte er. „Ich weiß nicht, was Anna mit „den Umständen" meint, aber Papa ist krank und bedarf meiner", antwortete Belinda fast weinend. „Und ich bedarf Ihrer," sagte Wilhelm, „aber das kommt natürlich

eifrig zurück gekehrt, um sie daheim zu finden. Ehe er früh morgens fortfuhr, blickte er liebevoll nach ihren Fenstern. Eines Morgens begegnete er ihr am Ausgang des Parkes. Sie blieb im Schatten der großen Espe stehen; sie hielt die Falten ihres Rosakattunkleides zurück, um die Pferde vorbei fahren zu lassen. Ihre blauen Augen blickten lächelnd zu ihm auf, sie grüßte durch ein Neigen des Kopfes und trat wegen der Pferde zurück. Jeden Morgen blickte Wilhelm unter den Espenbaum, ob sie zufällig

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Außferner Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 08.11.1913
Umfang: 28
gewesen und Belinda werde mit der Zeit einen anderen Ent schluß fassen. Den auf ihrem letzten Krankenbett liegenden Leuten erscheinen die Täuschungen, die Wünsche und Hoff nungen des Lebens sehr wunderlich. Sie vergessen meistens, daß sie einst auch sehnsüchtig und hoffnungsvoll gewesen sind. Ein Gefühl des Zwanges herrschte zuerst zwischen Wilhelm und Belinda, aber es verschwand allmählich. Oft spielte er auf seine Werbung an, aber in so hoffnungsloser, sanfter Weise, daß sie ihm nicht zürnen konnte; dennoch

sie ihm auf dem Rückwege zur Villa auf der Straße. Das Rollen eines vorübergehenden Wagens gab Wilhelm Vertrauen, und an ihrer Seite gehend, wagte er zu sagen: „Jetzt weiß ich nie, welch eine entzückende Ueberraschung mich an jeder Straßenecke erwarten kann. Ach, Fräulein Bella, mein ganzes Leben könnte! ein langer Traum des Glückes sein, wenn —" „Sprechen Sie nicht wieder in dieser Weise, sonst müßte ich fortgehen", unterbrach ihn Bella und ging in ihrer Auf regung dicht vor den Köpfen zweier Omnibuspferde

durch ihre Geldsendungen. Frau Griffiths bedurfte ihrer, Wilhelm würde gern alles gegeben haben, um sie im Hause zu behalten; das wußten wir sehr wohl. Die Verhältnisse bestimmen oft die Ereignisse, und die Menschen mit ihrem Willen und ihrer Erkenntnis des Guten und Bösen sind nur passive Werkzeuge in der Hand der Vorsehung. Briefe meldeten, daß Herr Barly krank sei; Belinda kam eines Tages mit kummervoller Miene und einem Billet in ihrer zitternden Hand zu Frau Griffiths, um ihr zu sagen, daß sie sogleich

zu ihm müsse. „Dein Vater ist krank," schrieb Anna, „die Umstände er fordern Deine augenblickliche Rückkehr zu ihm." Wilhelm war zufällig anwesend, und als sie das Zimmer verließ, folgte er ihr in den Korridor. „Sie werden gehen?" fragte er. „Ich weiß nicht, was Anna mit „den Umständen^ meint, aber Papa ist krank und bedarf meiner", antwortete Belinda fast weinend. „Und ich bedarf Ihrer," sagte Wilhelm, „aber das kommt natürlich nicht in Betracht. Gehen Sie — gehen Sie, da Sie es wünschen." Vielleicht

fortfuhr, blickte er liebevoll nach ihren Fenstern. Eines Morgens begegnete er ihr am Ausgang des Parkes. Sie blieb im Schatten der großen Espe stehen; sie hielt die Falten ihres Rosakattunkleides zurück, um die Pferde vorbei fahren zu lassen. Ihre blauen Augen blickten lächelnd zu ihm auf, sie grüßte durch ein Neigen des Kopfes und trat wegen der Pferde zurück. Jeden Morgen blickte Wilhelm unter den Espenbaum, ob sie zufällig dort stehe, wenn er sie I auch erst vor einigen Minuten am Fenster gesehen

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Außferner Zeitung
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Seite 14 von 28
Datum: 08.11.1913
Umfang: 28
allen auf demselben stehenden Gläsern und Tellern mit lautem Krach heruntergerissen. Wilhelm befahl fröhlich den Bedienten, die Scherben auf zulesen; er legte die Tasche und den Rock auf einen Stuhl und ging durch das Zimmer zu den beiden erschrockenen Gästen am Ende des Tisches. Nachdem er dem alten Barly die Hand geschüttelt und Bella mit kurzem Kopfnicken begrüßt, wußte er nichts zu sagen als: „Hoffentlich sind Sie aus freiem Entschluß hieher ge kommen, Fräulein Barly?" Und er schielte scheu

nach ihr hin. „Ja", antwortete Bella mit entzückendem Augen aufschlagen. „Dann bin ich Ihnen sehr dankbar", sagte Wilhelm. Dies war eine so erstaunlich höfliche Antwort, daß Belindas Mut stieg; aber sie bebte wieder, als Wilhelm, der noch mit seiner Befangenheit kämpfte, sich an ihren Vater wendete und in rauhestem Tone sagte: „Sie werden Uns morgen früh verlassen, aber ich hoffe, wir werden Ihre Fräulein Tochter lange hierbehalten." Der arme Bursche meinte es nicht böse und wollte nur das Gespräch weiterführen, aber Bella

dachte in ihrem Herzen, er sei ein grausamer Bär, und nachdem Wilhelm diesen Eindruck gemacht, ein Dutzend Weingläser zerbrochen und in schein: Angst geschwitzt hatte, wünschte er den beiden gute Nacht.'" „Gute Nacht, Herr Barly, gute Nacht, Fräulein Bella", sagte er. Ein herzlicher Klang in seiner Stimme stimmte Bella etwas weicher. „Gute Nacht, Herr Griffiths", sagte das Mädchen auf stehend; ihre schlanke, graziöse Gestalt glich einem einfachen Bilde in diesem pomphaften Saale. Als Griffiths

, wie er war. Zum erstenmal in seinem Leben blieb Wilhelm an diesem Abend vor dem großen Spiegel auf dem Treppenabsatz stehen. Er sah einen großen, plumpen, breitschulterigen Burschen mit zottigem Haar, seine kleinen, braunen Augen und starken, weißen Zähne glichen denen eines Hundes. Er machte einen ungeschickten, schnellen Sprung im Zorn und Aerger über seine eigene Erscheinung. „Ach! daß das Glück des Lebens und die beseligende Liebe von der Geschicklichkeit der Schneider, des Friseurs und anderen Nichtigkeiten

abhängt", stöhnte der arme Wilhelm, als er in sein Schlafzimmer ging. Frau Griffiths hatte mich am Abend der Ankunft Bellas zu sich rufen lassen und bat mich, mit Fräulein Barly zu sprechen, ehe ich nach Hause ging. Belinda war schon im Schlafzimmer, aber ich wagte, an die Türe zu klopfen. Sie öffnete mir mit freundlichem, erstauntem Gesichte, ihr schönes Lockenhaar fiel ausgebürstet über ihre Schultern. Sie hatte keine Ahnung, wer ich sei, aber sie bat mich, her einzukommen. Nachdem

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 2 von 10
Datum: 03.02.1940
Umfang: 10
wrrd also gewissermaßen als U-Boot-Falle mißbraucht. Die Erfindung lebendiger U-Bool-Fasten ist der neueste Trick der englischen Seekriegführung, und es gehört zum gewohiüen Bild der Engländer, sich in dem Augenblick über unmensch- liche Kriegführung zu beschweren, in dem sie selbst eine Re kordleistung auf diesem Gebiet vollbringen. » Aus Kitzbühel Mit Wilhelm Busch fürs K WHW Zur 4. ReichSslratzensammlung am 3. und 4. Februar (NSG.) Ein Schmunzeln zeichnet sich auf deutschen Ge sichtern

, wenn von Wilhelm B u s ch, dem großen Weisen von Wiedensahl, gesprochen wird. Wir erinnern uns an unsere cigcne Jugend, als wir mit geröteten Wangen über einem ä'cricfcnen Wilhelm-Busch-Band hockten um uns schier tot zu lachen über „Hans Huckebein, den Unglücksraben", über die Geschichte mit dem „Pusterohr" oder über die von „Max und Moritz" der Witwe Botte heimtückisch weggeangelten Hüh ner — wir freuten uns diebisch über „Balduin Bählanr" oder über „Fips, den Affen!" Alldieweil Schadenfreude die reinste

Freude sein soll, war für uns' die Tücke des Objektes und die Verwirrung, das Unglück, die Wilhelm Busch mit mei sterlichen Versen und noch meisterlicheren Strichm zeichnete, reinster Quell aller unbändigen Freude. Wir konnten als Kin der freilich noch nicht ahnen, welch ernster Sinn hinter all diesen lustigen Geschichlchen steckte, doch sie rührten an die tiefsten und verborgensten Fasern unseres Herzens. Indessen sind wir wohl „älter" und „reifes und „er wachsener" geworden, denn: „Eins, zwei, drei

, im Sause- schritt — läuft die Zeit, wir laufen mit!" UnS selbst wird der Philosoph Busch aber bestimmt noch eir: Lächeln abzwingen. Zu ernster Besinnung mahnt er uns, wenn wir in seinen Werken auch den Erzieher Busch entdecken, der gerade, kompromißlose Deutsche!, der „gerecht und unbestechlich mit Verstand und Herz sich niemals vom Urwcsen seines Volkes entfernte". Aber nicht nur dem einzelnen hat Wilhelm Busch' etwas' zu sagen. Gerade in unseren Jahren wird seine großjö volk haste Bedeutung immer

klarer, in der heutigen Zeit des volk- lichen, kulturellen Erwachens hat Wilhelm Busch wiederum seine große Bedeutung. . Nun tritt seine Persönlichkeit und sein Werk im Rahmen des Kriegswinterhilfswerkö mitten unter das deutsche Volk. Wilhelm Busch! feiert eine volkstümliche Wiederaustrstzchung in den vierunddreißigeinhalb Mllionen Wilhelm-Busch-^Figu- ven, die am 3. und' 4. Februar 1940 anläßlich der vierten Reichöstraßensammluug der freudigsten Aufnahme des gan zen deutschen Volkes gewiß

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Tiroler Post
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Seite 14 von 20
Datum: 07.11.1913
Umfang: 20
sich der Knopf des Ueberrockes in die Franse des dort aufgedeckten Tischtuches, und in • einer Minute wurde das Tuch nebst allen auf demselben stehenden Gläsern und Tellern mit lautem Krach heruntergerissen. Wilhelm befahl fröhlich den Bedienten, die Scherben auf- zulesen; er legte die Tasche und den Rock auf einen Stuhl und ging durch das Zimmer zu den beiden erschrockenen Gästen am Ende des Tisches. Nachdem er dem alten Barly die Hand geschüttelt und Bella.mit kurzem Kopfnicken begrüßt, wußte

er nichts zu sagen als: „Hoffentlich sind Sie aus freiem Entschluß hieher ge kommen, Fräulein Barly?" Und er schielte scheu nach ihr hin. „Ja", antwortete Bella mit entzückendem Augen aufschlagen. „Dann bin ich Ihnen sehr dankbar", sagte Wilhelm. Dies war eine so erstaunlich höfliche Antwort, daß Belindas Mut stieg; aber sie bebte wieder, als Wilhelm, der noch mit seiner Befangenheit kämpfte, sich an ihren Vater wendete und in rauhestem Tone sagte: „Sie werden uns morgen früh verlassen, aber ich hoffe

, wir werden Ihre Fräulein Tochter lange hierbehalten." Der arme Bursche meinte es nicht böse und wollte nur das Gespräch weiterführen, aber Bella dachte, in ihrem Herzen, er sei ein grausamer Bär, und nachdem Wilhelm diesen Eindruck gemacht, ein Dutzend Weingläser zerbrochen und in scheuer Angst geschwitzt hatte, wünschte er den beiden gute Nacht. „Gute Nacht, Herr Barly, gute Nacht, Fräulein Bella", sagte er. Ein herzlicher Klang in seiner- Stimme stimmte Bella etwas weicher. „Gute Nacht, Herr Griffiths", sagte

derselben anschasfen — aber ein holdseliges Mädchen zur Gefährtin für ihn? Nein, das konnte nicht sein — nicht für einen solchen Mann, wie. er wgr. Zum erstenmal in seinem Leben blieb Wilhelm an diesem Abend vor dem großen Spiegel auf dem Treppenabsatz stehen. Er sah einen großen, plumpen, breitschulterigen Burschen mit zottigem Haar, seine kleinen, braunen Äugen und starken, weißen Zähne glichen denen eines Hundes. Er machte einen ungeschickten, schnellen Sprung im Zorn und Aerger über seine eigene Erscheinung

. „Ach! daß das Glück des Lebens und die beseligende Liebe von der Geschicklichkeit der Schneider, des Friseurs und anderen Nichtigkeiten abhängt", stöhnte der arme Wilhelm, als er in sein Schlafzimmer ging. Frau Griffiths hatte mich am Abend der Ankunft Bellas' zu sich rufen lassen und bat mich, mit Fräulein Barly zr sprechen, ehe ich nach Hause ging. Belinda war schon im Schlafzimmer, aber ich wagte, an die Türe zu klopfen. Sie öffnete mir mit freundlichem, erstauntem Gesichte, ihr schönes

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Außferner Zeitung
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Seite 24 von 28
Datum: 08.11.1913
Umfang: 28
Seite 12. Gri gegemübc Kohlen Spreng 12637 Eigene verbind! und zui schiff* [ Gut bürg I 40 Zinn K 1.50 b Besi S. Benisch Reich iL Ol 1 Postkistel zirk Inhalt zwischer nähme. Ir LeHM M Katt 364 An dem Tage, an welchem Belinda zurückkehren sollte, erzählte mir ein Brief von ihr ihre Erlebnisse. „Ich darf nicht zurückkehren, mein liebes Fräulein Wilson", schrieb sie. „Morgen werde ich der Frau Grisfiths und denr gütigen Herrn Wilhelm diese Mitteilung schreiben. Anna hält es nicht für recht, Vater

. Ihre Sie liebende Belinda." Wilhelm hatte das gefürchtet. War sie einmal fort, so wußte er instinktiv, daß sie nicht zurückkehren werde. Ich wußte nicht, wie es dem armen Manne jetzt ging. Er wich uns aus und blieb allein; aber einmal traf ich ihn zufällig und erschrak über seine traurige Ver änderung. Ich sprach über meine Meinung mit Hermine; denn wir alte Frauen sind zuweilen doch zu etwas gut und können eine sentimentale Rolle im Leben der Jugend spielen. Es schien uns unmöglich, daß Belinda

zer störe. Belinda kam endlich und sah fast ebenso elend aus wie Wilhelm Grif fiths. Sie stürzte mit einem Freu denschrei in Her minens Arm und fragte eifrig nach uns allen. Her- mine sprach sehr entschieden von der Krankheit ihrer Freunde und Belindas notwen diger Rückkehr. „Ihr Herr Vater sagt, er könne Sie ganz gut ent behren. Wollen Sie nicht heute nachmittag mit mir zurückfahren, wenn auch nur für eine Zeitlang? Es ist Ihre Pflicht," fuhr Hermine in ihrer ernsten Weise fort, „Sie sollten

.Ihre Freunde nicht in dieser Ungewiß heit lassen." „Geh', mein Kind, bitte, geh'", sagte Herr Barly. Belinda gab schüchtern, jedoch nicht ungern nach. Im Wagen begann Hermine sie auszufragen. Belinda sagte, sie sei nicht wohl gewesen. Sie habe viele schlaflose Stunden und schlechte Träume gehabt. Errötend gestand sie, daß sie geträumt habe, Wilhelm liege tot im Küchengarten. Sie hatte versucht, fröhlich und fleißig zu sein wie sonst, aber sie fühlte sich unglücklich und undankbar. — „Was für ein törichtes

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Lienzer Nachrichten
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Seite 7 von 24
Datum: 24.03.1914
Umfang: 24
und seine Residenz in der etwa 70 000 Einwohner zäh lenden Hauptstadt Addis- Ababa. Das Leichenbegängnis der Prinzeffin Wilhelm von Baden in Karlsruhe. (Mit Abbildung.) P m 16. Februar 1914 ver schied in Karlsruhe Prin zessin Wilhelm von Baden im Alter von 72 Jahren. Sie war am 17. Oktober 1841 zu Petersburg als Tochter des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg und der Groß fürstin Marie von Rußland geboren und hatte sich in Petersburg mit Prinz Wil helm von Baden, dem jünge ren Bruder des verstorbenen Großherzogs

wie auch bei der Bevölkerung einer großen Liebe und Verehrung erfreute. Die Leiche der Hingeschiedenen Prinzessin Maria Maximilia- nowna wurde in der Kapelle im Palais Prinz Wilhelm aufge bahrt und dem Publikum der Zutritt gestattet. Viele kamen herbei, um einen letzten Blick auf die ihnen im Laufe der Jahre vertraut und lieb gewordene Gestalt der hochverdienten Fürstin zu werfen und für immer Abschied von ihr zu nehmen. Die im Trauerhause aufgelegte Kondolenzliste war bald mit Namen aus der Bevölkerung der badischen

Residenz angefüllt. Prinzessin Wilhelm war bei ihrer Vermählung der griechisch- katholischen Kirche treu geblieben, und in der russischen Kapelle zu Baden-Baden, die viele Jahre in ihrem Besitze gewesen, und die sie dann dem Heiligen Synod in Petersburg geschenkt hatte, wurde sie zur letzten Ruhe bestattet. Vorher fand im Palais „Prinz Wilhelm" in Karlsruhe eine Trauerfeier statt, welcher auch der deutsche Kaiser, der Großherzog von Baden und die Vertreter der fremden Höfe beiwohnten

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 20.07.1919
Umfang: 6
wird von Kriegsin- validen zu pachten gesucht. Innsbruck oder Umgebung bevorzugt. Eefi. Offerte unter .Rückkehr 12526* an die Bcr- waltung. 15 ÜMt®rlsa8§@ffä©, fUllfähige v®mzmsmstmpmK&ss&m Uebernehme jede Klavier- Reparatur sowie Stimmen u. Reinigen. F. A, Kreuzer, jetzt Mublau Nr. 75. Komme un verbindlich überallhin. Karte genügt. - 4149-9 aaezxßr&t rrn.Tmma02*1*10 für Kurgäste * Wochen Aufen!- balt bewilligt, Anfragen bei Tobias Wilhelm, Pension Wsttarstein, Ehrwald. 12613 sowie Tischler gesucht

usw. Ohren in alles Preislasen Altes CtolA and »IlfcUr vtM »«« bE*l»#t«a Preise IÄ luisM, Hwesnslr. 11 Streng verboten gewesenI Wahrheitoberttronprinz Rudolf und seinen Tod. Franz Josef-Schratt, Elisabeth-Andrassy, Erzherzog Otto von Gräfin Wallersee, Nichte der Kaiserin Elisabeth. Preis samt Packung und Porto tc 8-90« Gegen Nachnahme nur bei WILHELM A. KOCH, WIEN, 5. Bezirk, Jahngasse 42. V» 6356 Der JahresgottesdiensS für meinen seligen Mann, den Herrn Wilhelm Oettl findet

getrieben und ist dann mit der Gräfin selber omch -je Tapete hindurch weggeflogen. Das hätte nicht emmal die Katze ferkigaebracht. Apropos, wo ist denn Me Katze? Sie lag gestem abend, als ich das Zimmer "^lteß, schnurrend auf dem Kamintepptch. .Eiei! bemerkte Iran Mtmms. Wo ist sie denn? Hast % gesehen, Wilhelm, ober du, Anna? . Jletöe schüttelten als Antwort kräftig den Kopf- und j Fwu Mtmms fuhr fort-: JJ«*,, und ich auch nicht. Ich war heute morgen so anf- , »bregt. daß ich es gar nicht bemerkte

, aber die gute Popsie ruJ 0 heißt sie, Herr Doktor — hat die Gräfin so schreck- gern und schläft immer hier. Wenn ich, jedoch mor- Ws mit dem Tee hereinkomme folgt sie Mir alle Tage E Stiege hinunter, um ihr Tropflein Milch zu krie gen. Heute morgen hat sie'S nich getan. Ich weiß ganz ^stimmt, daß sie nich kam. Was sagst du dazu, Wilhelm? sage gar »nichts dazu, erwiderte der Angeredete. Menn eine Gräfin durch oen Fußboden oder die Decke Murch entführt wird, warum sollte es nich mit einer Katze möglich

eilig, und die Stiege knarrte laut, als er htnuntereilte nno die Haustür zu- schlttg. : i Armer, lieber, alter Wilhelm! bemerkte Iran Mimms. Nehmen Sie's ihm nich übel, Herr Doktor! Die Ge- schickte hat ihn so erschüttert! Sie können sich's nich denken wie! Am besten, man. sagt Ihm nichts mehr davon. Er wird bald wieder von selber, wenn auch ein wenig be zecht, znrttckkehren -- aber er is ja immer freundlich un lieb, Herr Doktor, so daß ich's ihm kein bißchen Übel nehme — und wirb mich fragen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 17.08.1889
Umfang: 6
in Berlin. Sonntag Abend um 9 Uhr hat der Kaiser von Wien aus mit einem Separathofzuge der Nordbahn die Reise zum Besuche des Kaisers Wilhelm nach Berlin angetreten. Der Kaiser reiste mit großem Gefolge; in demselben befinden sich die General- und Flügel - Adjutanten, der Minister des Aeußern Graf Kalnoky mit mehreren Rathen feines Ministeriums, die Borstände der kaiserlichen Militär- und Kanzlei und der Generalstabschef FZM. Freiherr von Beck. In Prag erwartete Erzherzog Franz Ferdinand den Hofzug

hatten sie Aufstellung genommen und ihre blanken Helme leuchteten aus dem dunklen Grün des Thier gartens. Das militärische Spalier dehnte sich etwa eine halbe Meile aus vom Bahnhofe bis zum Schlosse. Hinter dieser langen kriegerischen Reihe bildete das Publikum ein zweites Spalier. Der Bahnhof selbst war abgesperrt. Ab und zu hörte man Hochrufe von der Straße. Sie galten dem Kaiser Wilhelm, der vom Publikum begrüßt wurde, ebenso wie dem Fürsten Bismarck und dem Feldmarschall Grafen Moltke, die kurz

Bismarck hervor; wie er heute aufrecht dastand, den Helm auf dem Haupte, schien es, als hätte das Alter keine Gewalt über ihn. Auch die Feldmarschälle Moltke und Blumenthal, wie der Kops Waldersee's fielen auf. Kaiser Franz Josef geht, nachdem er kurze Zeit mit Kaiser Wilhelm in herzlichster Weise gesprochen, auf die Prinzen, dann sofort aus Bismarck und Mot.:e zu. Graf Kalnocky und Herbert Bismarck werden 'herbeigerufen. Während in dieser bemerkenswerthen Gruppe sehr angelegent lich gesprochen

ab, während die Suite sich hinter ihnen ordnete. Beide Kaiser traten an die Ecke der Terrasse und ließen die Ehrenkompagnie vorbeimaschiren. Während des Defiles stand Kaiser Wilhelm hinter dem Kaiser Franz Joses. Letzterer sprach seine hohe Anerkennung über die Haltung der Truppen aus, woraus Kaiser Wilhelm salutirte und die Monarchen langsam dem Schloßportale zuschritten. In den Gemächern erfolgte die Begrüßung durch die Kaiserin und die Kaiserin- Witwe Augusta. Die Haltung der Bevölkerung war eine vorzügliche

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Tiroler Post
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Seite 15 von 20
Datum: 14.11.1913
Umfang: 20
Bezugsbedingungen faml Zustellung! für Deutschland K 7<— für dag übrig« Ausland K &>— ganzsLbrtg. 363 Sie sah so geänqstlgt und trostlos ans, daß der arme Wilhelm suhlte, dies sei schlimmer als alles andere, und traurig, den Kopf schüttelte. „Fürchten Sie sich nicht", sagte er. „Ich will Sie mcf)t gegen Ihren Willen heiraten oder hier behalten. Ja, Sie sollen nach Hause gehen; ich will allein hier bleiben und bis anS Ende der Welt laufen, wenn ich das Leben ohne Sie nicht ertragen

er. „Was für ein roher Mensch, ich bin, weil ich Sie zum Weinen bringe! Sagen Sie mir, was in aller Welt ich tun kann, um Sie glücklich zu machen?" „Wenn ich nur etwas für Sie tun könnte," sagte Bella, „das würde mich glücklicher machen." „Dann kommen Sie zurück, meine Liebe," bat Wilhelm, „gehen Sie nicht ftir immer weg, wie Sie soeben drobten. Kommen Sie Zurück, erheitern Sie meine Mutter, bereiten Sie meinen Tee und bleiben Sie der Sonnenschein meines Lebens, bis — bis ein verteufelter Bursche kommt

. Welche geheime Anziehungskraft lockte sie zurück? Anna sagte, sie wolle lieber nicht danach fragen und fuhr in ihrer albernen Strafrede fort. Herr Barly war von ihr bearbeitet worden und stimmte auch für Belindas Daheimbleiben. Der verlobte Doktor wurde in den Familienrat gerufen und nickte bedeutungsvoll mit dem Kopfe, so daß die eingeschüchterte, verwirrte Belinda endlich dem Drängen nachgab. Aber der Kummer und der sehn süchtige Blick des armen Wilhelm kamen ihr in den Sinn und das Herz tat

zu fallen, und sie entdeckte in sich eine Verräterin, welche die gütigsten Freunde betrogen und verlassen ''statte. Sie nannte sich selbstsüchtig, undankbar, elend, fragte sich,, was Wilhelm von ihr denken werde; sie war reizbar, nieder geschlagen, ungeduldig, und das Anschlägen des Fenster ladens im Winde schien ihr unerträglich. Der ruhige Aus druck aus Annas hübschem Gesichte machte sie zornig. Als Fanni mit einem scherzhaften Schrei über eine Fußbank stolperte, brach Belinda zum Erstaunen

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Lienzer Nachrichten
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Seite 11 von 16
Datum: 11.11.1913
Umfang: 16
Hin „Sterne uno ölumen" Rr. 46. 363 fc Sie sah' so geäugstigt und trostlos aus, daß der arme Wilhelm fühlte, dies sei schlimmer als alles andere, und traurig den Kopf schüttelte.- „Fürchten Sie sich nicht", sagte er. „Ich will Sie nicht gegen Ihren' Willen heiraten oder hier behalten. Ja, Sie sollen nach Hause gehen; ich will allein hier bleiben und bis ans Ende der Welt laufen, wenn ich das Leben ohne Sie nicht ertragen kann. Ich scherze nur. Wahrscheinlich werde ich cs ganz gut ertragen

Sie mir, was in aller Welt ich tun kann, um Sie glücklich zu machen?" „Wenn ich nur etwas für Sie tun könnte," sagte Bella, „das würde mich glücklicher machen." „Dann kommen Sie zurück, meine Liebe," bat Wilhelm, „gehen Sie nicht für immer weg, wie Sie soeben drobten. Kommen Sie zurück, erheitern Sie meine Mutter, bereiten Sie meinen Tee ltnb bleiben Sie der Sonnenschein meines Lebens, bis — bis ein verteufelter Bursche kommt und Sie wegführt", sagte der arme Griffiths. „O, das wird nie geschehen. Ja, ich will kommen

nicht danach fragen und fuhr in ihrer albernen Strafrede fort. Herr Barly war von ihr bearbeitet worden und stimmte auch für Belindas Daheimbleiben. Der verlobte Doktor wurde in den Familienrat gerufen und nickte bedeutungsvoll mit dem Kopfe, so daß die eingeschüchterte, verwirrte Belinda endlich dem Drängen nachgab. Aber der Kummer und der sehn süchtige Blick des armen Wilhelm kamen ihr in den Sinn und das Herz tat ihr bei dem Gedanken weh. Sogar Belinda konnte trotz ihres Mutes der Entscheidung

Freunde betrogen und verlassen hatte. Sie nannte sich selbstsüchtig, undankbar, elend, fragte sich, was Wilhelm von ihr denken werde; sie war reizbar, nieder geschlagen, ungeduldig, und das Anschlägen des Fenster ladens tnt Winde schien ihr unerträglich. Der ruhige Aus druck auf Annas hübschen: Gesichte machte sie zornig. Als Fanni mit einem scherzhaften Schrei über eine Fußbank stolperte, brach Belinda zum Erstaunen aller in Tränen aus. Ein paar Tage vergingen langsam, düster, unerträglich

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Außferner Zeitung
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Seite 23 von 28
Datum: 08.11.1913
Umfang: 28
£= —» 363 dt Sie sah so geängstigt und trostlos aus, daß der arme Wilhelm fühlte, dies sei schlimmer als alles andere, und traurig den Kopf schüttelte. „Fürchten Sie sich nicht", sagte er. „Ich will Sie nicht gegen Ihren Willen heiraten oder hier behalten. Ja, Sie sollen nach Hause gehen; ich will allein hier bleiben und bis ans' Ende der Welt laufen, wenn ich das Leben ohne Sie nicht ertrügen kann. Ich scherze nur. Wahrscheinlich werde ich cs, ganz gut ertragen", sagte Griffiths seufzend

ich tun kann, um Sie glücklich zu machen?" „Wenn ich nur etwas für Sie tun könnte," sagte Bella, „das würde mich glücklicher machen." „Dann kommen Sie zurück, meine Liebe," bat Wilhelm, „gehen Sie nicht für immer weg, wie Sie soeben drohten. Kommen Sie zurück, erheitern Sie meine Mutter, bereiten Sie meinen Tee und bleiben Sie der Sonnenschein meines Lebens, bis — bis ein verteufelter Bursche kommt und Sie wegführt", sagte der arme Griffiths. „O, das wird nie geschehen. Ja, ich will kommen", sagte

Strafrede fort. Herr Barly war von ihr bearbeitet worden und stimmte auch für Belindas Daheimbleiben. Der Verlobte Doktor wurde in den Familienrat gerufen und nickte bedeutungsvoll mit dem Kopfe, so daß die eingeschüchterte, verwirrte Belinda endlich dem Drängen nachgab. Aber der Kummer und der sehn süchtige Blick des armen Wilhelm kamen ihr in den Sinn und das Herz tat ihr bei dem Gedanken weh. Sogar Belinda konnte trotz ihres Mutes der Entscheidung so er fahrener Leute und Annas Andeutungen

hatte. ' Sie nannte sich selbstsüchtig, undankbar, elend, fragte sich, was Wilhelm von ihr denken werde; sie war reizbar, nieder geschlagen, ungeduldig, und das Anschlägen des Fenster ladens im Winde schien ihr unerträglich. Der ruhige Aus druck auf Annas hübschem Gesichte machte sie zornig. Als Fanni mit einem scherzhaften Schrei über eine Fußbank stolperte, brach Belinda zum Erstaunen aller in Tränen aus. Ein paar Tage vergingen langsam, düster, unerträglich; jede Minute brachte ihr Reue und Schmerz. Es schien

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