Kräfte, bei dem man nicht mehr sagen kann, ob Eingebung den Eigen sinn des Künstlers ausgezehrt hat oder selber von ihm ausgezehrt worden ist, wo beide sich vernichten, um zusammen in ein Höheres einzugehen, wo der Künst ler sich des Einsalls ebenso stark bemächtigt, als der Einsall den Künstler überwältigt, bringt sozusagen das verlorene Paradies wieder: im vollendeten Kunst werk scheint die Trennung ausgehoben, zu der wir uns sonst immer verdammt, in die wir uns verbannt fühlen, und das Kerkertor
unserer Einsamkeit springt aus. Denn das vollendete Kunstwerk läßt uns fühlen, es läßt uns mit Augen sehen und mit Händen grei fen, daß der Künstler, von Eingebung überdrungen, sich ihrer erschreckenden Gewalt zu stellen, sich mit ihr zu messen, sie zu bestehen vermag durch eine Kraft in ihm selbst, der er so deutlich die göttliche Herkunft anmerkt als jenem Zuruf von oben: jedes echte Kunst werk wirkt aus uns als ein Selbstgespräch Gottes, er ist es, der ansragt, er, der darauf antwortet
, er ist es, der im Einsall aus den Künstler einspricht, und wie der ist es er, der durch das Werk aus dem Künstler Zurückspricht und indem er sich widerspricht, sich eben damit erst völlig entspricht. Es liegt an mir, wenn dies etwas mysteriös klingt, an meiner Unzuläng lichkeit; aber wers einmal erlebt hat. wird es schon verstehen, und wer es nicht selber erlebt hat, lernt es doch nie begreifen. Künstler ist, wer Einfälle hat, dazu dann aber auch noch die Kraft, Einfällen zu begegnen, Einfällen et was entgegenzusetzen
Shakespeares, die chromatische Fantasie, Harz reise im Winter; sie sind im Grunde doch alle nur immer wieder dasselbe Werk, aus tausend Quellen ewig derselbe Trunk. Wenn Kunstwerke sich vonein ander unterscheiden, danken sie's nur ihren Unzuläng lichkeiten. Der Hauptunterschied ist, auf welcher Seite die Kraft nachläßt, auslüßt, ob reich flutender Einge bung der Widerstand fehlt, an dem allein erst die be wegte Welle sich zu kristallner Kugel ballen kann, ob ihr der Eigensinn des Künstlers, Halt gebietend