Seite 4. Nr. 135. Samstag. 11. November 1911. XXIV. Jahrg. „LlSllde UvS heimst' I» vrixeo Am Freitag gelangte von dem sonst gerne gesehenen Exl-Ensemble „Glaube und Heimat' von Dr. Schönherr, be zeichnenderweise vor ausverlaustem Hause, zur Aus führung. DaS Schönherrsche Drama ist ein Stück, das man gesehen und beklatscht haben muß, wenn man nach dem Urteile mancher lieben Zeitgenossen auf der Höbe der Zeit stehen will. Und wirklich, es ist ein vielumstrittenes Werk, das schon Meinungen And
und die Lutheraner als heldenhafte Märtyrer. Auch ist es von selten des Dichters ein schwerer Fehler, wenn er sein Werk „Die Tragödie eines Volkes' nennt. Erstens einmal leidet, rein historisch betrachtet, nicht ein ganzes Volk unter dem grau samen Konflikt, seine religiöse Ueberzeugung aufzu geben oder die geliebte Heimaterde zu verlassen, sondern nur ein kleiner, verschwindend kleiner Bruch teil und zweitens hat unS der Dichter auch nicht das Leiden eines Volkes, also einer Gesamtheit ge schildert
entbehrt. Aber tragisch als Ganzes ist es nicht. Es stellt den Zuschauern nur vollendete Tatsachen und unabänderliche Ent schlüsse, es zeigt keinen Umschwung der Handlung, es ist eigentlich nichts anderes als die Vorfühmng einer Katastrophe, so daß sich die ganze Fabel nur in avwärtsgehender Linie bewegt. Das Werk hat wohl literarisch manches sür sich; eS ist spannend, sehr bühnenwirksam, die handelnden Personen sind teilweise trefflich charakterisiert, die Sprache ist knapp und gegenständlich, dabei
voll und wuchtig. Zuge geben, mag es auch ein bedeutendes Werk sein, das man zu sehen bekam, allerdings ein solches, dessen Voraussetzungen und dessen Stoff das katholische Gefühl verletzen müssen. Und deshalb ist die Auf- führungfürKatholikennicht, aberschon gar nicht notwendig. — Zu diesem kritischen Urteile bemerken wir folgendes: .Glaube und Heimat' ist ein Werk, das jeden Katholiken tief verletzen muß. Der beste Beweis dafür ist der, daß die Ausführung des Dramas an mehreren Orten