. Es ist ',r als ein Temperaments unterschied, der uns in den Nachkriegsjah ren nicht ganz so weit kommen ließ? Denn auch wir, die ganze abendländische Welt, lei den an der Abkehr von der Vergangenheit, also vom Erbe der Jahrtausende. Wenig hilft uns die bloße Einsicht, daß es nicht gut ist, daß alle echte Kultur aus dem Zusam menhang mit hinabgesunkenen Jahrhunder ten lebt; — nur wenn Phantasie und tiefe Verbundenheit mit dem Wesen vaterländi scher Geschichte und dem Werk der Ahnen helfen, kann uns wieder geistige
und Verbinden zum Gewese nen, wird man einmal als die zentrale und große Leistung der Dichterin, als ihre „Sen dung" in der Literaturgeschichte kennen. Und es erschien uns richtig, eben jetzt, da auch Tirol den 65. Geburtstag dieser Oester reicherin feiert, diese ihre große Leistung zu bezeichnen. Wir meinen damit den gehöri gen Zusammenhang, um die einzelnen Bei spiele zu finden, die am Abend des 6. Okto ber der Vortragsmeister Ludwig Flehner bei der Tiroler Lündesfeier (V.-F.-Werk „Neues Leben") bot
) von „unbekannten Helden", von Menschen aus dem Volk. Aus dem „Rosenwunder" hörten wir die Geschichte von Sands letzter Läute rung durch das Opfer einen reinen und tap feren Mädchens. Und die Ballade „Deutsches Recht" gab ein schönes Beispiel von der ech ten, nie erzwungenen Pathetik der Dich- terin. So viel vom Inhalt des Abends. Die meisten Zuhörer werden sich an ihn gehal- ten haben. Vielleicht möchte mancher den alten Literaturstreit um das Grausame und Schauerliche im Werk der Handel-Mazzetti
wieder erörtern: wir halten das hier für überflüssig. Die Form, die Weise, in der Flehner das Werk der Dichterin bot, er scheint uns allen Lobes wert, bewunderungs würdig nicht allein als Gedächtnisleistung („Waxenbergerin" und „Deutsches Recht" wurden völlig frei vorgetragen), sondern auch als ein Beispiel guter, sorgsamer Ein fühlung. Nur bei der Ballade hätten wir uns mehr Sparsamkeit in den Gesten, etwas we niger Modulation in der Stimme gewünscht. Kehren wir zum Ausgang zurück: Das Programm des Abends
war gut gewählt, um unsere Ueberzeugung von der großen Aufgabe und Wirkung der Dichterin zu be kräftigen: daß sie Vergangenes lebendig macht, uns zu kulturvoller Einheit verbindet. Die Gegenwart ist breit und kurz, die Ver gangenheit ist tief und lang, und so ist das Werk der Handel-Mazzetti auch Führer zu einem tieferen und reicheren Leben; wohl, es ist das Werk einer wirklichen Dichterin. Die Feierstunde der V. F. wird manchem diese Einsicht gebracht haben; dafür gebührt ihr Dank! H o r a ck e r