18. Juni 1910 Tiroler Volksblatt Seite S andere Ufer zu gelangen. Als nun der 15jährige Bauernsohn Franz Kraidl diese Notbrücke passierte, glitt er darauf aus und stürzte in die reißenden Fluten, ohne daß ihn sein Begleiter Bavid Steindl halten konnte, dem die Kleider, die er noch erwischen konnte, abrissen. Als ein anderer Bursche, Johann Schaller, diese Situation sah, sprang er schnell ent- schloffen ins Wasser, um seinen Kameraden zu netten. Doch auch ihn erfaßten die Fluten
, wie er auch von dem Gehölze verletzt wurde, so daß er nahezu in Ertrinkungsgesahr war, als Peter Steindl ihn glücklich noch herauszog. Kraidl wurde vom Wasser weitergetrirben. Obwohl Leute am User zusammengeeilt waren, konnte dem Unglücklichen, der laut um Hilfe schrie, niemand mehr Hilfe leisten; eine Zeitlang hielt er sich noch an den Hölzern sest, verschwand dann aber in den Wellen und konnte, auch als Leiche, bis jetzt noch nicht aufgefunden werden. Kraidl war ein braver und arbeitssamer Bursche und die Stütze
seiner Eltern. Schaller wurde mit erheblichen Verletzungen nach Hause gebracht. St. Jodok, 16. Juni. In der Nacht vom Montag auf Dienstag brach der Schirnerbach in Schmirne selbst wie auch heraußen in der soge nannten Schmirnerleite nächst St. Jodok aus seinem Bett, überschwemmte Weg und Felder riß sehr viel Feld mit fort und gefährdete auch Wohnhäuser. Drei derselben mußten geräumt werden, da im Erd geschoß das Wasser eindrang und durch zwei sogar ein Teil des Baches durchfloß. Der Weg von der Haltestelle
St. Jodok bis Rohrach Schmirn ist total zerstört. Gestern arbeiteten die Feuerwehrmänner von Gries, Steinach und Matrei den ganzen Tag es gelang ihnen, die Häuser zu retten. Recht viel mals Dank den wackeren Männern! Heute tritt der Bach wieder langsam an seinen Platz. Wenn es nicht mehr regnet, ist die Gefahr vorläufig be seitigt. Der Schaden ist groß;, möge bald ausgie- bige Hilfe kommen. St. Jodok kam mit dem bloßen Schrecken davon. Innsbruck, 16. Juni. Der Wasser tunnel der Südbahn bei Steinach ver
sehr gesährdet, Lechbrücke bei Martinau und Vorder hornbach zerstört, Weißenbachbrücke gesenkt, Breiten. Wang, Pflach, Musau, Pinswang im Wasser, Lech- regulierungsbauten vielfach zerstört, Wasserleitung Reutte zerstört, Elektrizitätswerk beschädigt. In Reutte sehlt Wasser und Licht, Regen abends halb 8 Uhr aufgehört, Situation scheint nicht mehr zu verschlechtern. Militär in Lermoos eingetroffen. WeiterS hat das Unwetter in Wien, Graz, Budapest usw. große Schäden angerichtet. Furcht bar lauten die Meldungen