. Auch in Lonisville (Jndiana) herrscht große Noth. Richard Wagner. Nachdem wir bereits in unserer Nummer vom 14. dem am Nachmittag vorher in Venedig ver storbenen großen Componisten einen kurzen Nach ruf gewidmet, geben wir nachstehend den Lebens lauf Richard Wagner's wieder, wie ihn Emil Granichstätten in einem Feuilleton der „Presse' mittheilt. So weit europäische Gesittung gilt und Menschen wohnen, die in der Musik die Trösterin und Bildnerin des Herzens verehren, wird die Kunde vom Tode Wagner's
die Aufmerksamkeit von allen Kämpfen und Fragen ablenken und die Erinnerung fesseln an die Werke, welche der nun entschlafene Sänger geschaffen hat. Mit dem Hel den ist der Streit, der um ihn tobte, in's Grab gesunken, erschüttert stehen die Freunde vor dem Todten, und die Gegner zollen schweigend deni ewig Schönen, das der Mann geschaffen, den Tri but ihrer Huldigung. — „Richard Wagner wurde zu Leipzig am 22. Mai 1813 geboren, hat also das siebzigste Lebensjahr nicht vollendet. Nach absolvirten academischen
Studien und einer kurzen Lehrzeit an der Univer sität entschied sich der Jüngling für die Musik und bald auch für das Theater. Im Alter von 23 Jahren begann Wagner seine Laufbahn als Capell- meister am Theater in Magdeburg. Ernsten Lehr jahren folgten bittere Wanderjahre und in weit- gezogenem Kreise ging seine Wanderschaft nach Königsberg, Riga, London, Paris. Dort ward in der Mansarde das Erstlingswerk seines musikali schen Könnens unter der ganzen Gewalt bisheriger Tradition geschaffen, die Oper
„Rienzi', dort ent stand aber auch das Erstlingswerk aus Wagner's musikalischem Charaeter, „Der fliegende Hol länder.' Seltsam! Nach sechsjähriger Wanderschaft durch Mittel - Europa hat der junge sächsische Musiker den Weg und das Ziel gefunden für sein ferneres Wirken, er war von Leipzig nach Dresden gekommen. Dort fand „Rienzi' die erste Aufführung, den ersten Erfolg und Wagner als Kapellmeister am königlichen Hostheater ein behagliches Heim. Dort schrieb er die „Ouvertüre zu Faust
und Beetho ven uns hinterließen, zur unvergänglichen, unsterb lichen zählen. Der Dresdener Mai-Aufstand des Jahres 184V trieb Wagner vom Notenpulte weg in die Reihen der Freiheitskämpfer, und so flüch tete der regsame Mann nach Zürich. Dort vol lendete er den „Lohengrin' und entwarf Text und Plan zu dem Riesenwerke, mit welchem sein Geist sich das Denkmal zu bauen gedachte in den Herzen und dem Musikleben der deutschen Nation: „Die Niebelnngen'. — Und eine neue Wanderschaft hub an für den Unermüdlichen