eines bestimmten Glaubensbekennt nisses ruhen muß, zu überwachen? Der Staat kann nichts an deres thun, als entweder voraussetzen, es werde von denen, die an der Erziehung und am Unterrichte der Jugend arbeiten, in dieser Beziehung kein Mißbrauch getrieben und soinit sei eine Aufsicht nicht nothwendig — und das dürfte doch schwer zuzu geben sein — oder aber er muß diejenigen herbeiziehen, die natur- und sachgemäß dazu berufen sind, die Volksschule in die ser Beziehung zu überwachen und zu leiten. Thut
er dies nicht, so begeht er ein großes Unrecht an sich selbst. Endlich, wenn der Kirche dieses Doppelrecht, von dem ich früher gesprochen, das der Pflege des religiösen Bewußtseins in der Volksschule und das der Aufsicht über dieselbe in diese Beziehung vorenthal ten wird, wird von Seite des Staates selbstveräändlich ein gro ßes Unrecht geübt gegen die Kirche, denn es wird ihr einer der schönsten Zweige der Seelsorge entweder ganz entzogen, oder wenigstens sehr verkümmert. Wenn dieses Unrecht in Tirol noch mehr
gefühlt wird, als anderswo, so ist das wohl wesentlich dem Umstande zuzuschrei ben, daß unleugbar gerade der Klerus von Tirol für die Volks schule sich große Anstrengungen hat kosten lassen. Der Seel sorgsklerus von Tirol ist der reformirenden Gesetzgebung der Kaiserin Maria Theresia vorausgeeilt; denn bekanntlich erschien die allgemeine Schulordnung der Kaiserin Maria Theresia am 6. Dezember 1774. Der Weltpriester Karl Agsthofer, ganz be geistert für die Volksschule und einzig vom Gedanken erfüllt
, die Volksschule zu heben, ging aber schon im Jahre 1768 nach Sagan in Schlesien, um bei dem dortigen berühmten Schul manne Abt Felbinger (der bekanntlich auch der Rathgeber der Kaiserin Maria Theresia bei Erlassung der allgemeinen Schul ordnung war), dessen verbesserte Unterrichtsmethode kennen zu lernen. Kaum heimgekehrt, sammelte er andere Priester um sich, insbesondere den riesenmäßig kräftigen Tangl. Mit drei dieser Priester ging er dann wieder »ach Schlesien, und heimgekehrt
waren sie es, welche die Volksschule im ganzen Lande verbreiten halfen, und bei dem Klerus eine wahre Begeisterung für die selbe hervorriefen. Diejenigen, welche bei diesem Anlasse über den Tiroler Klerus abgesprochen haben, machen sich gewiß keine Vorstellung von den unsäglichen Mühen und Anstrengungen, die es gekostet hat, das Tiroler Volksschulivesen auf den Standpunkt zu bringen, auf dem es dermalen steht; was es gekostet hat, allenthalben Schulhäuser zu bauen, den Schulbesuch zu beleben, das ganze Schulwesen im rechten