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Schlern
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Seite 3 von 54
Datum: 01.05.1962
Umfang: 54
P. Vinzenz Maria G redler zum 50. Todestag Am 4. Mai 1962 jährte sich zum 50. Male der Sterbetag eines der bedeutendsten Männer unserer Heimat, des Franziskaners P. Vinzenz M. Gr edler. Schlicht berichtet die Chronik des Bozner Franziskanerklo sters unter dem Datum 4. Mai 1912: „Gott, dem Allmächtigen, gefiel es heute den hochwürdigen und hochverehrten P. Vin zenz Gredler im Alter von 88 Jahren und 7 Monaten gegen 5 Uhr früh im Beisein seines Beichtvaters und einiger Patres nach hartem

allenthalben genoß. Seither sind 50 Jahre verflossen; es leben nur noch wenige, die P. Gredler persönlich kannten, die seine Naturgeschichtsstunden am Gymnasium hörten und unter seiner Leitung studierten oder gar in wissen schaftlicher Arbeitsgemeinschaft mit ihm standen. Dessenungeachtet ist P. Vinzenz Gredlers Erinnerung noch lebendig, sein Name noch genannt und gefeiert. Das Franziskanergymnasium feiert ihn als seinen Gründer und ersten Direktor und verdankt seiner Initiative, seiner Ener gie

und nicht zuletzt seinem Kämpfergeist seine Existenz und seiner langjährigen Führung sein Gepräge; das reichhaltige, allseits bestaunte naturhistorische Kabi nett ist ebenfalls zum Großteil sein Werk. Ein halbes Jahrhundert wirkte P. Gred ler in Bozen als Professor und Erzieher und vermittelte Generationen von Schü lern Liebe und Aufgeschlossenheit für die Natur und weckte Begeisterung und Ehr furcht für die Größe und Schönheit der Schöpfung. Wenn aber P. Vinzenz Gredlers Name über Bozen, ja über die Grenzen

- und Forschergestalt vor Augen gestellt werden, seine Forschung entsprechend gewürdigt und seiner bahnbrechenden Arbeiten dank bar gedacht werden. P. Vinzenz Gredler stammt aus dem Oberinntal, verbrachte aber von seinen 89 Lebensjahren 70 in Bozen. Er wurde am 30. September 1823 in Telfs als zehntes von vierzehn Kindern geboren und erhielt bei der Taufe den Namen Ignaz. Sein Va ter Johann Gredler war Bauer, dazu Tier arzt und Kornhändler und ging gern der Jagd und Fischerei nach; er mußte ein sehr naturverbundener

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Seite 22 von 54
Datum: 01.05.1962
Umfang: 54
P. Vinzenz Gredler als Geologe und Mineraloge Von Dr. G. Mutschlechner, Innsbruck Der um die wissenschaftliche Erforschung Tirols hochverdiente Gelehrte hat sich die Grundlagen seines immensen Wissens als Autodidakt durch Studium der vorhandenen Literatur und durch eifrige Naturbeobach tungen mühsam aneignen müssen. Die vom Vater erlernten Kenntnisse, die Liebe für die Natur in Verbindung mit der von der Mutter ererbten Begabung bestimmten sein Lebens werk. Obwohl es in der Mittelschule

Natur zur Förderung der naturhistorischen Samm lungen an den Gymnasien auf. Die Pro dukte des Landes sollten gesammelt und als „Elementarbibel der Natur“ systematisch auf gestellt werden. P. Vinzenz ging selbst mit gutem Beispiel voran und schleppte auf ungezählten Wande rungen, die ihn zu Fuß — es gab ja noch keine Eisenbahn — durch das ganze Land führten, alles, was ihm für den Unterricht notwendig und brauchbar schien, zusammen. Mitbrüder, Gönner und Schüler bereicherten seine Schätze. So konnte

Na turbeobachtungen. P. Vinzenz befaßte sich natürlich mit den dort genutzten Quellen (Eisen- und Schwefelquelle) und schildert auch die Geologie und die in der Umgebung, besonders auf der Seiser Alpe, vorkommenden Mineralien. Schließlich gedenkt er als Zoologe auch der in der Gesteinswelt dieses von der Natur reichlich bedachten Gebietes überlie ferten Faunen und Tierreste, wobei er die Beschreibung einer neuen Muschelart (Cypri- cardia rablensis '), anfügt, die er in den Raibler Schichten am Oberrand

der Schlern- klamm selbst gesammelt hatte. 1865 verwies P. Vinzenz auf das Mineral wasser von V i 11 n ö ß und regte die Nutzung durch ein einheimisches Unternehmen an, ehe ein Ausländer diesen Schatz ausbeuten würde. Zweifellos meinte er damit nicht die längst bekannten und bereits genutzten Quellen von Bad Froi, sondern das „Flitzerwasser“, eine starke Eisenvitriolquelle, die im Sommer 1863 entdeckt wurde. 1866 berichtet P. Vinzenz von einer im Jahr vorher unternommenen Wanderung auf das Joch Grimm

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Seite 16 von 54
Datum: 01.05.1962
Umfang: 54
und der kritisch veranlagte P. Vinzenz Gredler hatte den Schlag schon vorausge sehen, als im Jahre vorher Bürgermeister Dr. Streiter die Direktion aufforderte, mehr Lehrmittel (auf Kosten der Stadt) anzuschaffen. Der damalige Direktor Pater Flavian Orgler nahm das als Zeichen des Wohlwollens, Gredler aber antwortete, für den Unterricht genüge das naturhistorische Kabinett vollauf. P. Vinzenz, seit 1849 am Bozner Gymnasium tätig, hatte in zwei Jahrzehnten eine reichhaltige Lehrmittel sammlung

Vizebürgermei ster Tschurtschenthaler die Übernahme durch die Staatsverwaltung als Erfüllung eines lang gehegten Wunsches im Namen der Stadt Bozen mit besonderer Freude “). Die vier Franziskanerprofessoren P. Fla vian Orgler 12 * * ), P. Vinzenz Gredler, P. An gelikus Wohlgemuth und P. German Rizzi lehnten die Einladung, ans Staatsgymna sium überzutreten, ab, sie wollten nicht den Heiligenschein für die neue Anstalt ab geben. So wurde es durchaus mit Profes soren aus dem Laienstande eröffnet. Die Geschichte

hat inzwischen über die Form, in der die Franziskaner nach neunzig Jah ren selbstloser Tätigkeit vom Gymnasium entfernt wurden, und wohl auch über die liberale These von ihrer nationalen Unzu verlässigkeit 1S ) das Urteil gesprochen. Wenn trotzdem Bozen bis heute ein Franziskanergymnasium besitzt, so ist dies vor allem das Verdienst P. Vinzenz Gred- lers, dessen Gottvertrauen und Energie nun erst hervortrat. Auf seinen Vorschlag beschlossen nämlich die Ordensobern an jenem denkwürdigen 25. April 1872

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Seite 24 von 54
Datum: 01.05.1962
Umfang: 54
bung. Ein reger Export von Gesteinsmaterial aller Art setzte ein und die Prophezeiung des Mineralogen Dr. Michael Stotter (1848 gestor ben), daß Tirol aus seinen Steinen noch Brot machen werde, ging in Erfüllung. In Form einer Reise von Süden nach Norden schil dert P. Vinzenz die damals genutzten Ge steinsarten: Oolith von Mori, bunter Marmor von Castione, Oolith von Arco-Riva, Trien- tiner Marmor, Branzoller Porphyr, Vinsch- gauer Marmor, Sandstein vom Ritten, Brixner Granit von Grasstein

, Marmor von Ratschin- ges, Quarz für die Glasindustrie aus dem Pfltscher Tal, Marmor aus dem Vennatal am Brenner, Höttinger Beccie, Hagauer Marmor bei Kramsach, Brixentaler Statuenmarmor bei Aschau im Spertental, Hydraulischer Kalk und Portland-Zement von Wörgl und Kirchbichl und schließlich die Kohlen aus dem Berg bau zu Häring. Wiederholt, so in den Jahren 1892 und 1893, hat P. Vinzenz auf das private naturhisto rische Museum des jungen Kunstmalers Georg Gasser in Bozen hingewiesen, das die ser

aber aus den Berichten seiner Schüler er messen. Von den vielen, die durch Gredler für das Leben entscheidend beeinflußt wur den, ist beispielsweise der in Mineralogen kreisen durch sein wichtiges Nachschlage- buch oder wenigstens dem Namen nach be kannte Maler, Sammler und spätere Museums kustos Georg Gasser zu nennen. So hat der vielseitig gebildete und an allen Naturreichen gleichermaßen interessierte P. Vinzenz Gredler auch für die geologisch mineralogische Durchforschung Tirols wert volle Beiträge und Bausteine

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