Qbsndblcüt" ^rusaass 1 44lifw» «ItÄ LM-int-aL Mokgm-m,d CttÄl? 1. Jahrgang Innsbruck, Mittwoch, am 15. Dezember 1220. Zolge 48- Die Schweiz im Völkerbünde. X. Zürich, im Dezember 1920 . Dem 16. Mai 1926, dem Tage der Volksabstimmung über Len Anschluß der Schweiz an den Völkerbund, ging ein.hart näckiger Kampf voraus. Die deutsche Schweiz sprach sich in ihrer Mehrheit gegen den Beitritt aus. Rund 400.000 Stimmen für den Anschluß der Eidgenossenschaft an den Mkerbrmb standen 300 000 Stimmen wider
den Anschluß gegenüber. Das Ergebnis zeigte, daß ein Großteil der Eid genossen dem Gedanken der Völkerverbrüderung kein Ver trauen entgegenbringt und daß viele Schweizer keineswegs geneigt sind, mitzuwirken, damit die Verträge von Versail les und St. Germain zur Durchführung gelangen. Schon am Tage der Eröffnung der DAkerbundversarmn- lnng konnte aus den Reden in Genf der Satz gehört werden, daß der Völkerbund gegründet wurde, um die Friedensver- träge durchzuführen. Die Mehrzahl der deutschen Schweizer
, die ja von vornherein öowi, Völkerbunde in seiner jetzigen Form nichts wissen wollte, ist anderer Ansicht, als ein Mitarbeiter der christlichsozialen „Ostschweiz" in St- Gallen, der dem Völkerbunde die Aufgabe zuweist, Frank reich für die unsinnigen Wiedergutmachungsforderungen Bürgschaft zu leisten und Deutschland zur Sicherstellung seiner Verbindlichkeiten unter Polizeiaufsicht und Finanzkon irolle zu stellen. Mit anderen Worten: der Völkerbund soll sich zum Büttel hergeben, damit Frankreich seine ungezügelte
nicht daran denke, aüzurüsten, bevor Deutschland nicht vollständig entwaffnet und der Frie densvertrag vollständig durchgeführt fei, d. h- von einer Ab rüstung in den Staaten der Sieger wird nicht weiter die Rede sein; im Gegenteil: zu den schon vorhandenen Armeen soll womöglich noch eine besondere Völkerbundavmee geschaf fen werden. Die Hoffnung, daß der Völkerbund die unge heuren Militärlasten, unter denen alle Staaten leiden, her absetzen werde, hat sich als eitel erwiesem / In seinem Buche
über die Schweiz und die Franzosen schrieb A. Aulard, daß er nicht verstehen könne, daß im Augenblicke, in dem die Mehrzahl der Nationen den Versuch mache, unter sich einen Bund zu schließen, der der schweizeri schen Eidgenossenschaft ähnlich und nach ihrem Modell ge macht ist, die Schweiz nicht mehr Begeisterung aufgebracht 'habe, um in den Völkerbund einzutreten. Nachdem die ersten Wochen der Völkerbundversammlung vorüber sind, fragen die Schweizer, wie es möglich war, daß in der Eidgenossenschaft überhaupt