S, Telephon Nr. 7V. Annoncen und Verwaltung: Bozen. Waltherplatz Nr. 16, Telephon Nr. 180. , Einzelnummer 25 Cent. Ausgabe täglich 12 Uhr mittags. . Nr. 201 Montag, den I. September 1924 Vom Abgeordneten Dr. Karl Tinzl. Genf, den 28. August 1924. Soeben ist in Gen f, der Stadt des Völkerbun des, die Tagung der interparlamentarischen Union geschlossen worden, nachdem sie vorher ihre Arbeiten in Bern, der alten deutschen Stadt weiland der Herzoge von Zähringen, und heute Hauptstadt des freien Schweizer
Landes, begonnen und durchgeführt hatte. - , Es ist vielleicht manchem noch von dem Berichte über die vorigjährige Tagung in Kopenhagen in Erinnerung, daß die interparlamentarische Union eine Vereinigung von Parlamentariern aus aller Herren Länder darstellt, welche den Zweck hat, die Volksvertreter der einzelnen Staaten und durch sie die einzelne?: Völker selbst einander näher zu brin gen, das gegenseitige Verständnis und die Achtung vor einander zu fördern und die Mittel zu suchen, um die Ursachen
der Minderheiten konnten nicht von dem schweigen, was für sie eine Frage auf Leben und Tod bedeutet. Die formelle Möglichkeit hiezu war dadurch ge geben, daß ein ausführlicher Bericht des General sekretariates der Vereinigung über deren bisherige Tätigkeit und die allgemeine politische Lage vorlag, über den eine zweitägige Wechselrede anberaumt war. die sich natürlich auch mit der Tätigkeit der Union in der Minderheitenfrage befaßte. Es sprachen der ehemalige Minister Lukacs für die ungarischen Minderheiten
Minderheiten. Außerdem warep auch die deutschen Minderheiten in Polen und in Jugo slawien durch Abgeordnete auf dem Kongresse ver treten. Die bedeutungsvollste Rede war zweifellos jene des Abgeordneten Dr. v. Medinger, welche in dem Gedanken gipfelte, daß die interparlamenta rische Union zu einer Ergänzung des Völkerbundes ausgestaltet tverden müsse, derart, daß sie zu einem Völkerbundsparlament würde, daß innerhalb der .Kompetenz des Völkerbundes Beschlüsse mit binden der Kraft zu fassen berechtigt
von einem Rollentausche reden könne, in- -dem Teile früherer Mehrheitsvölker heute zu Min derheiten geworden sind, und daß insofern ein ent schiedener Rückschritt gegenüber der Vorkriegszeit zu verzeichnen sei, als die heutigen Minderheiten vielfach lange nicht jene Rechte genießen, welche die Teile der heutigen Mehrheitsvölker besaßen, als sie selbst noch Minderheiten waren. Im weiteren führte er aus: Der Bericht solle auch darüber Auskunft geben, Welches Schicksal die Beschlüsse der Union in den einzelnen Staaten