, so wird es auch jetzt geschehen. Denn so martialisch auch die Ungarn auftreten, sie können die Tatsache nicht verbergen, daß ihnen der Ausgleich nicht so sehr um seinetwillen als um der finanziellen Nebenwirkungen, die seine Vollendung auslösen muß, eine dringende Notwendigkeit ist. Interessant ist das Geständnis, das dem geistigen Führer der Unabhängigkeitspartei, Grafen Apponyi, jüngst entschlüpft ist. Graf Apponyi, der Tatzeuge der Verhandlungen im Klub der Unabhängigkeitspartei, hat nämlich der Oeffentlichkeit Dinge
verraten, die mit grellem Lichte die Sachlage beleuchten. Wie nämlich Graf Apponyi mitzuteilen weiß, hat Ungarn seine Bereitwilligkeit ausgesprochen, einer „mäßigen Erhöhung' der Quote zuzustimmen, falls österreichischerseits folgende Gegenleistungen an Ungarn gemacht werden: die Errichtung der Verzehrungssteuerlinie, die es er möglichen würde, daß der ungarische Staat hin sichtlich der Feststellung seiner Verzehrungssteuer in voller Selbständigkeit verfügen könne; die Herstellung des direkten
Eisenbahn anschlusses der Kaschau—-Oderberger Bahn an die preußischen Staat s- bahnenbeiAnnaberg (Preußisch-Schlesien), wodurch eine unmittelbare Verbinduug zwischen Ungarn und Deutschland hergestellt würde, ferner die paritätische Regelung derHeeres- lieferungen, welche der ungarischen Industrie und der ungarischen Landwirtschaft auf dem Gebiete der Lieferung fürdasgemeinsameHeerVorteilebieten würde, mehrere Tarisangelegenheiten, die vom Standpunkte des ungarischen Exportes ge regelt werden müssen
(?), gewisse staatsrechtliche Forderungen, in erster Linie Herstellung der Parität in den diplomatischen Vertretungen der österreichisch-ungarischen Monarchie, damit Ungarns staatliche Selbständigkeit auch dem Auslande gegenüber vollständig zur Geltung komme. — Also gewiß sehr unverfrorene Wünsche, wenn man bedenkt, daß die „mäßige' Erhöhung höchstens 4 bis 5 Millionen Kronen ausmachen könnte, während der Annaberger Anschluß allein Ungarn von Oesterreich wirtschaftlich vollkommen unab hängig macht
und jene durch die geographische Lage erwirkten Vorteile zerstört, die Oesterreich auch im Falle der gänzlichen Trennung das Heft in die Hand geben. Was speziell den Eisenbahnanschluß in Anna berg anbelangt, so ist diese ungarische Forderung allerdings nicht mehr ganz neu; sie wurde wieder holt vorgebracht, von unserer Regierung jedoch ans den gewichtigsten Gründen jedesmal abge lehnt. Gegenwärtig ist Ungarn, beziehungsweise die Kaschau—Oderberger Bahn genötigt, den Verkehr wenn auch nur über eine kurze Strecke der ehemaligen